Schlangen aus dem Tierpark Bochum werden in der Tagespflege eingesetzt
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Hattingen. Das Evangelische Krankenhaus Hattingen und der Tierpark Bochum haben eine neue Zusammenarbeit gestartet: Tiere werden fortan in der Tagespflege eingesetzt bei Menschen, die mit einer Demenzerkrankung oder einer körperlichen Beeinträchtigung leben. Beim Auftakt kam eine Riesenschlange zum Einsatz.
„Der ist ja schön weich, wie Butter“, sagt eine ältere Dame beim Streicheln von Sultan. Sultan ist eine Königspython und lebt im Tierpark Bochum. Doch den hat er für einige Stunden verlassen, um sich den Besuchern der Tagespflege am Evangelischen Krankenhaus zu zeigen. So startete ein Pilotprojekt zwischen Tagespflege und Tierpark.
Mit einer Schlangenhandpuppe und einer Plüschmaus zeigt Judith Becker, Museumspädagogin im Tierpark, wie das Reptil die Beute verschlingt. Sie spricht deutlich, stellt immer wieder Fragen. Einige ihrer Zuhörerinnen sind an Demenz erkrankt, andere körperlich eingeschränkt. „Im Fernsehen habe ich das mal gesehen, wie die Schlange frisst“, sagt eine Frau. Alle sind begeistert, zeigen keine Scheu vor Sultan.
Kurz darauf reicht Judith Becker eine Schale herum, fordert auf, den Inhalt anzufassen, daran zu riechen. „Waben“, befindet eine Frau. „Von einem Tier, das Honig gibt“, ergänzt eine andere. Gemeinsam finden die Besucher das gesuchte Tier: Biene. Sie schauen durch eine Brille, die die Facettenaugen des Tieres imitiert, sehen wie die Biene sieht - nämlich die Bilder vielfach - außer einer Dame: „Ich sehe sonst doppelt. Mit der Brille nicht. Was machen die Augenärzte bloß.“ Kaum überlegen muss die muntere Runde dagegen, als Judith Becker ein Stofftier aus der Kiste zaubert - „Biene Maja“ rufen fast alle. Erinnern sich an den Sänger des Liedes. Unterschiede zur echten Biene werden gesucht - „zu wenig Beine“.
Fotos erinnern an Ausflüge in den Tierpark
„Wir unternehmen regelmäßig Ausflüge in den Tierpark Bochum“, so Sabina Scheiner-Greifenberg von der Tagespflegeeinrichtung. Fotos im Flur erinnern daran. Bei einem Ausflug wurden die Betreuer dann von Tierpark-Mitarbeitern angesprochen. „Gruppen aus dieser Einrichtung kommen regelmäßig. Wir haben ja die Zooschule, viele Angebote für Kinder. Wir möchten aber auch gern etwas für ältere Menschen anbieten, sie sind eine wichtige Besuchergruppe“, so Judith Becker.
Schnell waren beide Einrichtungen sich einig, hatten ein Pilotprojekt vereinbart. Die Zoomuseumspädagogin war vorab einen Tag zu Gast, um sich über die Bewohner und auch über Demenz zu informieren. Dann arbeitete sie ein Programm aus. „Es war klar, dass es ein Angebot mit Interaktionen sein muss. Ich habe auch vieles für die Sinne mitgebracht, so dass die Teilnehmer auch fühlen und riechen können.“
Applaus für die Schlange
Den fünfjährigen Sultan verabschieden die Senioren mit einem riesigen Applaus - und auch Judith Becker und ihre Kollegin. Und eine Dame sagt: „Dann kommen wir bald Sultan wieder im Tierpark besuchen.“
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