Gladbeck. . Diese Tat macht sprachlos. Auf dem Friedhof in Brauck haben Unbekannte von mindestens 50 bis 60 Gräbern Vasen und Leuchten aus Edelmetall gestohlen. Auf anderen Grabstätten hinterließen sie Chaos. Diebstähle solchen Ausmaßes hat Vorarbeiter Michael Frece in 28 Dienstjahren erst einmal erlebt.
Fassungslos stand Ursula Knauer am vergangenen Samstag vor den Gräbern ihrer Eltern auf dem Friedhof in Brauck: Unbekannte hatten vom Grab des Vaters eine Bronzevase, von der benachbarten Ruhestätte der Mutter Vase und Grableuchte gestohlen. Die Blumen, die Ursula Knauer ein paar Tage zuvor zum Friedhof gebracht hatte, lagen achtlos verstreut herum, dazwischen Splitter der Gläser, die die Diebe aus der Leuchte geschlagen hatten.
„Ich hätte schreien können“, sagt die 62-Jährige. Ähnliches hat sie vor zwei Jahren schon einmal erlebt. Damals hatten Unbekannte ein Kreuz aus Bronze vom Grabstein abmontiert. „Wer macht denn so was? Das sind doch nicht nur Diebe, das sind Grabschänder!“
Mit ihrem Entsetzen stand Ursula Knauer nicht allein. Einzelne Fälle von Edelmetall-Diebstählen kommen immer wieder vor, sagt Michael Frece, Vorarbeiter auf dem Braucker Friedhof. Dieses Mal aber haben die ungebetenen Gäste ganze „Arbeit“ geleistet. Mindestens 50 bis 60 Gräber haben sie heimgesucht, schätzt Michael Frece nach einem ersten Rundgang. „Die hatten es ganz offensichtlich nur auf hochwertige Gegenstände aus Bronze, Kupfer und anderen Edelmetallen abgesehen“, vermutet der Vorarbeiter. Was sich nach der Demontage als minderwertiges Material entpuppte, wurde mit roher Gewalt zertrümmert und blieb liegen.
"Wenn ich das sehe, tut mir das in der Seele weh"
Auf manchen Gräbern haben die Diebe Vasen und Leuchten gleich samt Betonsockel aus dem Boden gerissen, auf anderen die Gegenstände fein säuberlich demontiert. Diebstähle in ähnlicher Größenordnung hat Michael Frece in seinen 28 Dienstjahren bisher erst einmal erlebt. „Wenn ich das sehe, tut mir das in der Seele weh“, sagt er. „Was sind das nur für Menschen?“
Wann die Diebe und Vandalen sich auf dem Friedhof im Süden der Stadt ausgetobt haben, ist nicht klar. „Am Mittwoch war noch alles in Ordnung“, weiß Ursula Knauer. Sie hat Anzeige erstattet. Insgesamt haben sich bei der Polizei bis gestern nur drei Geschädigte gemeldet, sagte Pressesprecher Michael Franz auf Anfrage. „Bei uns waren es bisher ungefähr zehn Angehörige. Ich habe ihnen geraten, die Polizei zu informieren“, so Michael Frece. „Vielleicht wird dann mal öfter kontrolliert“, hofft er.
"Gerade im Sommer kommen viele Angehörige erst abends"
Die fünf Zugänge zum Friedhof in Brauck werden nachts nicht verschlossen. Frece erklärt, warum: „Gerade im Sommer kommen viele Angehörige erst abends, um zu gießen. Außerdem nutzen viele Braucker den Weg über den Friedhof als Abkürzung, wenn sie zum Einkaufen gehen. Und ganz abgesehen davon stellen auch verschlossene Tore kein Hindernis dar. Sie sind so niedrig, dass jeder drüber klettern kann.“