Duisburg. . Mit einem kuriosen Diebstahl auf einem Friedhof muss sich derzeit die Polizei in Duisburg beschäftigen. Ein japanischer Zwergahorn verschwindet von einem Grab und soll auf einer anderen Ruhestätte wieder aufgetaucht sein – sagt die Bestohlene, die selbst Fakten schafft. Die Polizei ermittelt.
Diebstähle auf Friedhöfen sind ein trauriges Dauerthema. Mit einem besonders kuriosen Fall muss sich derzeit die Duisburger Polizei beschäftigen. Im Zentrum der Geschichte: eine resolute, ältere Dame und ein japanischer Zwergahorn.
Mit einer solchen rund 50 Euro teuren Pflanze hatte die 75-jährige Doris Staude vor vier Jahren das liebevoll gepflegte Grab ihres verstorbenen Mannes auf dem Alten Friedhof am Sternbuschweg verschönert. Am Mittwoch vor einer Woche, so die Neudorferin, habe sie sich noch am Zwergahorn erfreuen können, bei ihrem nächsten Besuch zwei Tage später sei er plötzlich verschwunden gewesen. „Ich fand das unheimlich traurig“, erzählt die Seniorin. „Das Loch neben dem Grabstein wurde noch sorgfältig zugeharkt, damit es wohl nicht sofort auffällt.“
Sofort Anzeige bei der Polizei erstattet
Sie erstattet über die Friedhofsverwaltung sofort Anzeige bei der Polizei, der Vorfall lässt ihr aber auch danach keine Ruhe. Rund zwei Stunden lang läuft sie anschließend über den Friedhof – in der Hoffnung, vielleicht irgendwo doch den Zwergahorn zu entdecken. Bei einem etwas abseits gelegenen Grab bleibt die 75-Jährige länger stehen – schaut einmal, zweimal und dann noch mal. „Ich konnte es gar nicht glauben – da war mein Bäumchen!“
Es gebe keinen Zweifel. Sie habe sicherheitshalber auch sofort ihr Smartphone gezückt, um zum Vergleich frühere Fotos von der geliebten Pflanze anzuschauen. „Es gibt an einer Stelle einen eindeutig erkennbaren Einschnitt, außerdem wächst der Zwergahorn auffällig nach links.“
Alles identisch, sagt Doris Staude, die noch ein paar Beweisfotos schießt – und vor lauter Ärger selbst Fakten schafft. So nimmt sie den Zwergahorn kurzerhand mit, verstaut ihn zu Hause in einer Bananenkiste, erzählt die unglaubliche Geschichte der WAZ und will jetzt erst einmal abwarten, was die Hüter des Gesetzes sagen.
Ein Polizeisprecher verweist nach Anfrage auf laufende Ermittlungen und muss gleichzeitig das Verhalten der 75-Jährigen tadeln. „Den Zwergahorn einfach so mitzunehmen – das geht eigentlich nicht.“
Friedhofsgärtnerei kommentiert die Geschichte
Klar ist bisher nur: Den besagten Zwergahorn hat die Neudorferin auf einem Grab entdeckt, das von einer Friedhofsgärtnerei aus Duisburg gepflegt wird. Das hat nicht nur Staude erzählt („Ich will aber niemandem etwas unterstellen“), sondern auch die Friedhofsverwaltung auf Anfrage bestätigt – mehr aber nicht.
Der Chef jener Friedhofsgärtnerei kommentiert die Geschichte gegenüber der Redaktion und stellt eines vorab klar: „Ich werde meine Konzession ganz sicher nicht wegen eines Zwergahorns riskieren.“ Außerdem seien solche Pflanzen auf mehreren Gräbern zu sehen. „Zu behaupten, dass einem genau dieser Zwergahorn gehört, ist schon ein Ding.“
Die Frage bleibt also spannend, wie dieser außergewöhnliche Fall endet. . .