Viele Bürger missachten, dass Stadtwald, Nordpark und weitere Grünanlagen aufgrund der noch nicht beseitigten Sturmschäden nach wie vor gesperrt sind. Für die aufwändigen Baumschnittarbeiten zur Gefahrenabwehr wird wenig Verständnis aufgebracht. ZBG-Mitarbeiter und Forstwirte werden beschimpft

Zentner schwere geborstene Baumstämme und Äste liegen in Nähe der Harsewinkelstraße kreuz und quer über der Ringallee. Deutlich mahnender Hinweis auf die im Stadtwald noch nicht beseitigten Sturmschäden. Das mehrfach in den Medien veröffentlichte Betretungsverbot durch die Stadt und die jetzt zusätzlich erfolgte Sperrung durch das Regionalforstamt NRW schert viele Bürger offenbar wenig. Zahlreich spazieren und joggen sie über die Marathonbahn oder führen ihren Vierbeiner im Stadtwald aus – und begeben sich in Lebensgefahr. „Obwohl der Sturm bereits Tage her ist, können immer noch lose Äste oder instabile Bäume auf die gesperrten Wege fallen“, sagt Bernhard Schregel von der Grünflächenunterhaltung des Zentralen Betriebshofes der Stadt.

Freche Antworten

Er könne nicht nachvollziehen, wie erwachsene Menschen so unvernünftig sein können. „Die von uns und der Feuerwehr gezogenen rotweißen Absperrbänder, mit dem deutlichen Aufdruck Sperrgebiet, werden einfach durchgerissen.“ Selbstverständlich sprächen er wie seine Mitarbeiter Spaziergänger und Jogger auf ihr Fehlverhalten an, „wobei wir statt Einsicht nicht selten noch freche Antworten bekommen: Wir vom ZBG würden hier ja auch langfahren oder durchgehen.“

Angst und bange ist es diesbezüglich auch Forstwirt Wolfgang Siebelt geworden, der derzeit für den Landesbetrieb Straßen die Baumschäden an der gesperrten Konrad-Adenauer-Allee beseitigt: „Als wir kurzzeitig die Kreuzung an der Bülser Straße gesperrt haben, um einen nicht mehr standsicheren Baum gefahrlos fällen und umlegen zu können, wurden wir von Autofahrern beschimpft. Einer ist fast handgreiflich geworden, so dass ich kurz davor war, die Polizei zu rufen.“

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Ein ZBG-Mitarbeiter berichtet der WAZ, dass er gerade noch eine Lehrerin mit ihrer Schulklasse zurückrufen konnte, die bereits in den Stadtwald geradelt waren. Auf seine Nachfrage habe die Pädagogin nur achselzuckend gemeint, dass sie nicht gewusst habe, „dass der Wald noch immer gesperrt ist“.

Das sagt auch Alexander Bax, der gerade locker die Marathonbahn entlangtrabt und das vor ihm liegende zentnerschwere Baum-Ast-Hindernis, ohne groß nachzudenken, umkurvt. Wie viele vor ihm, was die bereits ausgetretenen Trampelfade rechts und links belegen.

Er komme nicht aus Gladbeck, entschuldigt sich der angesprochene 32-Jährige. Dass hier ein Verbot gelte, sei ihm auch nicht deutlich geworden, „da mir bestimmt 30 Leute begegnet sind, die durch den Wald geradelt, gejoggt oder mit dem Hund spaziert sind.“ Aber es stimme schon, räumt er entschuldigend ein, „wenn man besser darüber nachdenkt, wird einem klar, dass das Betreten noch gefährlich ist.“

Wiesmann- und Burgstraße wieder frei 

Wie das so lange dauern kann, dass die Marathonbahn nach der Sturmnacht immer noch nicht frei gegeben ist? Darüber haben sich viele Freizeitsportler in der WAZ-Redaktion beschwert. „Weil wir zunächst bemüht sind alle Gefahren entlang der Straßen, an Kindergärten, Schulen und in Wohngebieten zu beseitigen“, erklärt Bernhard Schregel von der ZBG-Grünflächenunterhaltung.

„Da ist erst jetzt ein Ende abzusehen, so dass wir uns bald im Schwerpunkt auf die Grünanlagen konzentrieren können.“ Am Freitag waren die ZBG-Trupps so beispielsweise in den Baumkronen an der Burgstraße, der bislang gesperrten Zufahrt zum Schloss Wittringen, aktiv. Sie soll bis Freitagabend ebenso wieder frei gegeben werden wie die Wiesmannstraße in Brauck.

„In der kommenden Woche müssen dann noch zwischen Moltke- und Mottbruchhalde entlang der gesperrten Welheimer Straße und Kösheide zehn große, stark geschädigte Bäume gefällt werden, danach sind alle Kommunalstraßen wieder offen.“ Rund 200 Straßenbäume müssen im Stadtgebiet ersetzt werden, schätzt Schregel. Hinzu kämen die Schäden in Wald und Parks, „die wir bislang noch gar nicht genau beziffern konnten“. Mit einer sechsstelligen Summe sei letztlich insgesamt sicher zu rechnen, „und da steht bestimmt keine Eins ganz vorne“.

Um Verständnis bittet auch ZBG-Chef Heinrich Vollmer, dass der Friedhof Brauck, bis alle Gefahren beseitigt sind, noch gesperrt ist. Unbekannte hatten hier ein Sperrschloss am Eingang geknackt. Alle geplanten Bestattungen können aber stattfinden, versichert Vollmer, die Trauernden werden über gesicherte Wege zur Grabstätte geführt.