Gladbeck. . Einmal mehr haben die Gladbecker bewiesen, dass sie im Notfall zusammen stehen. Noch in der stürmischen Nacht zu Dienstag nahm die Nachbarschaftshilfe Fahrt auf, beseitigten Anwohner Bäume und Äste von Straßen, legten Keller trocken, räumten auf. Einblicke in die Nachwehen einer stürmischen Nacht.
„Ein Knall wie bei einem heftigen Autounfall.“ Es war gegen 22 Uhr, als der große Kirschbaum vor Nicole Mancusos Balkon an der Sauerländer Straße dem Sturm nicht mehr stand halten konnte und umkrachte. Meterhoch ragen seine Wurzeln nun in den Himmel .
Aber nicht nur den Kirschbaum wird Vermieter Annington abtransportieren müssen – auch die Platane nebenan hat Äste verloren. Eine Tanne landete direkt auf Nicole Mancusos Balkon. „Hier war es richtig heftig, ich habe schnell die Rollläden runtergelassen aus Angst, dass mir etwas durchs Fenster fliegt.“ Zusammen mit ihren Nachbarn machte sie Abflüsse frei, legte den Keller trocken – die Braucker arbeiteten Hand in Hand.
Eine Erfahrung, die auch Franz Kruse an der Welheimer Straße machte. Auf mehreren Hundert Metern wurde die Straße nach dem Sturm durch abgebrochene Linden-Ästen blockiert. Die Nachbarschaft habe sich „mit ein paar Telefonaten ruckzuck zusammengetan und erstmal geklärt, ob bei jemandem dringender Hilfebedarf an Haus und Hof bestand“, so Kruse. 15 Leute kamen innerhalb kurzer Zeit zusammen, um die Straße freizuräumen – eine Familie unterbrach gar eine Geburtstagsfeier, „das Familienoberhaupt stand um 22.30 Uhr im Arbeitsdress mit der Kettensäge im nassen Baum, um einen abgeknickten, oberschenkeldicken Ast herauszusägen.“ Eine tolle Nachbarschaftsaktion, findet der Braucker.
Unwetterschäden in Gladbeck
Kindergarten an der August-Brust-Straße
Zum Zuschauen verdonnert wurden hingegen die Kinder im Kindergarten an der August-Brust-Straße. Was sich vor ihren Fenstern abspielte, zog die Kleinen umso mehr in ihren Bann: Mit Kettensägen, Baggern und Lastwagen rückten die Männer vom ZBG an, um umgestürzte Bäume wegzuräumen – den Spielplatz der Kita hatte der Sturm komplett verwüstet. Der schöne Kletterbaum – kaputt, der Weidentunnel – Geschichte. „Für die Kinder war das erstmal aufregend“, sagt Kindergartenleiterin Annegret Wolter, die von der schnellen Hilfe begeistert ist.
Erst am Nachmittag nach dem Sturm kommt Sebahattin Ünal an der Grabenstraße in der Stadtmitte dazu, eine vorläufige Bilanz der stürmischen Nacht zu ziehen. Schäden an seinem Haus hat er noch nicht entdeckt. Dafür packt er nach seiner Schicht bei RBH aber am Mittag Schaufel und Besen, um Laub und Äste vom Gehsteig zu entfernen – Familie und Nachbarn packen mit an.
Im Stadtnorden war am Mittag bereits Normalität eingekehrt – der Sturm hatte sich wohl eher im Süden ausgetobt.