Gladbeck. . Die Ampel ist grün - aber das erste Auto fährt nicht, weil die Frau am Steuer telefoniert. So beginnt die Geschichte, die in einer Verfolgungsfahrt durch Gladbeck und einem Streit der Autofahrerin mit ihrer Kontrahentin endet. Weiter gings’s vorm Amtsgericht - und dann vor der Berufungskammer.

„Ich hab’ telefoniert an der Ampel“, bedauert die Angeklagte. „Ist eine Macke von mir“, erklärt die Gladbeckerin (28) weiter im Prozess vor der IV. Essener Berufungskammer.

Ein Telefongespräch mit fatalen Folgen: Es führte dazu, dass die junge Frau wegen Straßenverkehrsgefährdung, Bedrohung und Beleidigung am 5. Februar dieses Jahres vor das Gladbecker Amtsgericht musste. Das Urteil: vier Monate Verzicht auf den Führerschein und 600 Euro Geldstrafe (60 Tagessätze zu zehn Euro). Das war ihr zu viel und der Staatsanwaltschaft zu wenig – die wollte mindestens sechs Monate Führerscheinsperre. Beide legten Berufung ein.

Sie beschuldigten sich gegenseitig, den Mittelfinger gezeigt zu haben

So ging es los am 11. Februar vergangenen Jahres an einer Kreuzung an der Buersche Straße: Die Autofahrerin (25) hinter der Gladbeckerin wurde langsam ungeduldig, weil die andere bei „grün“ nicht losfuhr. Sie hupte. Dann werden die Darstellungen der beiden Frauen so widersprüchlich, wie sie nur sein können. Sie beschuldigen sich gegenseitig, den Mittelfinger gezeigt, die andere beim Überholen gefährdet, ausgebremst und verfolgt zu haben. Und das über eine Strecke von zwei Kilometern, bis zum Haus der Eltern der 25-Jährigen, einer jungen Mutter, deren zehn Monate alte Tochter auf dem Beifahrersitz untergebracht war.

Die Gladbeckerin soll gedroht haben, die andere "kaputt zu schlagen"

Vor dem Elternhaus angekommen, soll es zum beidseitigen Geschrei gekommen sein. Die Gladbeckerin soll gedroht haben, die andere „kaputt zu schlagen“. Am Ende entschließt sich die Angeklagte, das zu tun, was ihr Richter Volker Uhlenbrock schon zu Beginn der Verhandlung nahegelegt hatte: Sie will die Berufung zurücknehmen. Aber nur unter der Bedingung, dass die Staatsanwaltschaft sich anschließt. Anette Milk stimmt schließlich zu, obwohl sie fürchtet, dass sie vom Gladbecker Kollegen dafür „ans Kreuz genagelt wird“.