Gladbeck. . Direktor Friedrich Korf stellt im Rückblick auf das Jahr 2013 fest: Die Anzahl der Zivilsachen ist leicht gesunken
1180 Zivilsachen landeten im zurückliegenden Jahr vor dem Gladbecker Amtsgericht – im Vergleich zum Jahr 2012 bedeute dies eine leicht sinkende Tendenz, sagt Amtsgerichtsdirektor Friedrich Korf auf Anfrage der WAZ: „Vor zwei Jahren hatten wir 1300 Zivilsachen, im Jahr davor 1400.“ Das Gros auf diesem Sektor machten im Jahr 2013 Miet- und Straßenverkehrsangelegenheiten aus. Auf anderen Gebieten sei das Niveau konstant. Im Bereich der Familiensachen mit – laut aktueller Statistik – 999 Verfahren ging’s in der Mehrheit um Sorgerechtsentscheidungen. „Das war bestimmt ein Drittel“, so Korf. Zum Vergleich: Im Jahr 2012 wurden 909 Familiensachen verzeichnet – „der niedrigste Stand seit zehn Jahren.“
Probleme, die in anderen (Nachbar)Städten Bauchschmerzen bereiten, spielen in Gladbeck nach Einschätzung des Experten keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Dazu zählt Korf beispielsweise Beschaffungskriminalität. „BTM (Betäubungsmittel, Anmerk. d. Red.) sind in Gladbeck kein Thema. Genauso wenig wie es hier eine echte rechte Szene gibt“, so Friedrich Korf. Da hätten andere Kommunen, beispielsweise Essen oder Dortmund, gewiss andere Probleme.
Eine absolute Ausnahme seien Verfahren, die sich um Abschiebehaft drehen. „Wir haben in diesem Jahr einen Fall“, sagt Korf. Jahrelang habe es zuvor am Amtsgericht Gladbeck keinen einzigen gegeben.
Betrugsfälle im Internet
Mit der stärkeren Bedeutung und Nutzung des Internets erkennen Korfs Kollegen an anderen Gerichtsstandorten eine zunehmende Anzahl von Betrugsfällen im Netz. Der Gladbecker Jurist: „Dazu kann ich keine Aussage treffen, die ich mit Zahlen unterfüttern kann. Doch nach meinem Gefühl sage ich: Ja, Betrugsfälle im Internet nehmen zu – insbesondere im Zusammenhang mit Ebay.“
Und dem Jugendrichter ist auf seinem Gebiet noch etwas aufgefallen: „Mädchen treten häufiger strafrechtlich in Erscheinung, als das vor 16 Jahren, eben als ich in Gladbeck anfing, der Fall war. Dass Mädchen zuschlagen oder mal durch Körperverletzung auffielen, das waren Ausnahmen.“ Von „Girl-Gangs“ möchte Korf zwar nicht sprechen, doch es sei eindeutig: Einzeltäterinnen seien selten. Die „Domäne“ von Mädchen, die mit dem Gesetz in Konflikt gerieten, sei früher der Diebstahl gewesen.
Ebenfalls auffällig in seinem Zuständigkeitsbereich: „Annähernd zwei Drittel meiner Klientel ist nicht deutscher Herkunft.“ Friedrich Korf stellt fest: „Gut ein Drittel der Jugendlichen, die bei mir angeklagt sind, kommen nie wieder.“
Für das hiesige Amtsgericht waren im Vorjahr neun Planstellen vorgesehen. Korf: „2014 haben wir nur noch acht aufgrund der zurückgegangenen Eingänge. Damit erreichen wir das erste Mal seit fast 16 Jahren eine so niedrige Kopfzahl.“
Die Belastungsquote lag im Vorjahr bei 1,2 Pensen pro Jurist. Der Fachmann erläutert: „Das bedeutet, dass jeder für 1,2 Richter gearbeitet hat. Oder: Wir hätten 10,8 Richter gebraucht.“