Gladbeck/Bottrop. Bis 2016 wird die Emschergenossenschaft so viel Geld wie noch nie in den Emscherumbau stecken. Für den Chef der Genossenschaft, Jochen Stemplewski, ist dies eine Lebensaufgabe. 4,5 Milliarden Euro schwer ist der Umbau des Emschersystems, der aus der Kloake einen sauberen Fluss machen soll.

In den nächsten zwei Jahren wird die Emschergenossenschaft so viel Geld wie noch nie in den Umbau des Emschersystems investieren. Außerdem wird sie in den kommenden Jahren bis zu 80 Millionen Euro in das „Kraftwerk Klärwerk“ in der Welheimer Mark investieren. Die beiden geplanten Windkraftanlagen dort würde der Genossenschaftschef Jochen Stemplewski gern in seiner Amtszeit eröffnen. Dafür bleiben ihm zwei Jahre Zeit.

„Mehr als die Hälfte meiner Mitarbeiter wird bis zum Alter von 67 arbeiten müssen - warum also nicht auch ich?“, fragt der Vorstandschef, der nächste Woche 65 wird. Weil immer mehr Menschen immer länger arbeiten müssen, wurde auch in der Wasserwirtschaft die Altersgrenze für Vorstände abgeschafft. Und Stemplewski arbeitet gerne weiter an dem Megaprojekt, das ihm zur Lebensaufgabe geworden ist: der 4,5 Milliarden Euro schwere Umbau des Emschersystems.

Erste Erfahrungen mit dem Thema Wasserwirtschaft gesammelt

Erst als Hauptabteilungsleiter beim Kommunalverband Ruhr und dann als Kreisdirektor und damit auch Umweltdezernent des Märkischen Kreises hat er erste Erfahrungen mit dem Thema Wasserwirtschaft gesammelt. Und als er sich Ende 1991 bei der Emschergenossenschaft als Kandidat vorstellte für den Spitzenjob des Verbandes, wurde er Zeuge der Grundsatzentscheidung, die Kloake Emscher in einem Generationenprojekt wieder in einen sauberen Fluss umzubauen. Von der Unvermeidlichkeit dieser Aufgabe war der Jurist von vornherein überzeugt, auch wenn damals noch gestritten wurde, ob die offene Abwasserführung nicht nur zum Himmel stank, sondern auch illegal war. Das Thema lag damals einfach in der Luft, sagt er und erinnert an die erste Blüte der Grünen in den Parlamenten an Rhein und Ruhr.

„Über Jahrzehnte haben die Menschen den Zustand akzeptiert, weil er einfach zum Alltag der Montanindustrie gehörte“, sagt er im Rückblick. „Doch mit der Montanindustrie endete auch die Akzeptanz bei den Bürgern.“

Nicht nur das Emschersystem wurde umgekrempelt

Viele der damals gemachten Pläne sind genau so durchgezogen worden, andere sind im laufenden Betrieb geändert worden. Der große Abwasserkanal, heute als „Emscherschnellweg unter Tage“ in aller Munde und auf Bottroper Gebiet gerade fertig gestellt, war eine Idee, die sich erst über die Jahre entwickelt hat. Allen Plänen ist aber gemeinsam: Die Kosten sind nie aus dem Ruder gelaufen dank einer „ehrgeizigen, aber realistischen Zeit- und Kostenplanung“, sagt Stemplewski. Dabei hat geholfen, dass er den Abwasserverband sehr früh auf ein kaufmännisches Rechnungswesen umgestellt hat. Mehr noch: „Wir haben nicht nur das Emschersystem umgekrempelt, wir haben auch die Genossenschaft umgekrempelt.“ Und das ganze Emschertal gleich mit. Rechnet man all die renaturierten Gewässerkilometer mit ihren früher lebensgefährlichen und gesperrten Uferstreifen zusammen, hat das Ruhrgebiet bis zu 100 Quadratkilometer Naherholungsfläche gewonnen.