Bottrop. . Emschergenossenschaft und Lippeverband öffnen ihr 200 000 Bilder starkes Fotoarchiv für eine Ausstellung, die ab März in Dortmund zu sehen ist. Unter den Aufnahmen von der Emscher sind etliche aus Bottrop. Sie erzählen vom Leben am Fluss und wie die Industrialisierung ihn und die Landschaft verändert hat.
Emschergenossenschaft und Lippeverband öffnen ihren mehr als hundert Jahre zurück blickenden Fotoschatz für eine große Ausstellung, die ab März im Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte gezeigt wird. Bottrop ist darin natürlich stark vertreten. Die Aufnahme vom Hochwasser 1954 am Sturmshof (ja, damals stand da im Brachland zwischen Emscher und Kanal noch ein Wohnhaus) wird sogar das zentrale „Gesicht“ und Aushängebild der Schau sein.
Das Fotoarchiv ist eines der größten des Ruhrgebiets: Mehr als 200 000 Bilder zählt es, darunter 40 000, die auf Glasplatten aufgenommen wurden, die ältesten stammen aus dem Jahr 1899. In der Ausstellung präsentiert das Archiv mit 200 ausgewählten Motiven nur einen kleinen Ausschnitt aus diesem Bilderschatz.
Alle Bauprojekte seit 1899 dokumentiert
Das Archiv ist das Gedächtnis einer Institution, die das Ruhrgebiet geprägt hat. 1899 wurde die Emschergenossenschaft gegründet. Von Anfang an wurden alle Projekte dokumentiert; nicht anders beim Lippeverband, den es seit 1926 gibt. Vom Ausgangszustand bis zum Resultat wurden die wasserwirtschaftlichen Baumaßnahmen festgehalten, die das heutige Gesicht des Ruhrgebiets mitgestalten. Die Sammlung zeigt dabei nicht nur Wasserwirtschaft und Technik, sondern auch Kultur und Leben in der Region.
Deutlich wird dabei, dass die Wasserwirtschaft anfangs vor allem ein Reparaturbetrieb war, der die besonderen Folgen von Bergbau und Industrialisierung für Flüsse und Bäche bewältigen sollte. Zunächst diese: Wohin mit dem Abwasser? Damals begann die zweifelhafte Karriere der Emscher (und ihrer Nebenläufe) als Köttelbecke des Reviers. Und als der Bergbau das Land um Meter sinken ließ, brachte er die Wassersysteme durcheinander. Bevor Pumpwerke das Revier trocken legten, kam es häufig zu Überschwemmungen. Einzigartig sind darum Aufnahmen, die Teile des Ruhrgebietes als Seenplatte zeigen.
Eingepfercht in ein graues Betonkorsett
Ausstellung wird von der EU gefördert
Die Ausstellung „Flussarchiv“ wird mit dem Klimawandelprojekt „Future Cities“ gezeigt und von der EU gefördert.
„Future Cities“ ist ein europäisches Kooperationsprojekt unter Federführung des Lippeverbandes und hat das Ziel, Stadtregionen Nordwesteuropas fit für die zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels zu machen.
Dokumentiert ist auch die Regulierung des Abwasserproblems: Bäche und Flüsse wurden begradigt und zu offenen Schmutzwasserläufen kanalisiert, eingepfercht in ein graues Betonkorsett. Erst seit Anfang der 1990er Jahre werden diese Scheußlichkeiten wieder aus der Landschaft geschält: Noch bis 2018 renaturiert die Genossenschaft mit Milliardenaufwand das Emschersystem, ihre Fotografen immer dabei. Wenn man so will: Alles bleibt im Fluss.
Emscher-Blicke
Das „Flussarchiv“ ist jedoch keine eintönige Sammlung von wasserwirtschaftlichen Bauarbeiten. Vielmehr blickten die Fotografen schon in frühen Jahren auch links und rechts der Ufer auf die Menschen, die entlang der „Köttelbecken“ lebten, und porträtierten sie. Über die historische Bedeutung hinaus hat die Bildersammlung auch Zukunftswert: Sie dient den Wasserverbänden als Kompass für weitere Veränderungen, um die Flusslandschaften auch künftig vor Starkregenfluten und Hochwasser zu schützen.