Bottrop. Nach zehn Monaten Bauzeit ist der 3,5 Kilometer lange Tunnel unter der Emscher gelungen. Eine Figur der heiligen Barbara hat mit den Bauarbeitern Bottrop unterquert. Bei der Durchstich-Feier darf sie wieder aus dem Untergrund hervor kommen. Die Emschergenossenschaft spricht von einem Meilenstein.

Auf Bottroper Stadtgebiet ist er nun fertig, der mächtige Kanal (3,5 Kilometer lang, die Rohre innen 2,80 Meter hoch), der unterirdisch der Emscher das Abwasser ersparen soll. Beim symbolischen Durchstich am Donnerstag bargen Maschinenmeister Ewald Auer und Vortriebspolier Salih Odabasi eine Figur der heiligen Barbara, die mit den 45 Tunnelbauern der österreichischen Firma Porr in zehn Monaten Bauzeit und 15 bis 25 Metern Tiefe das Stadtgebiet unterquert hat.

Die Heilige Barbara – Schutzheilige aller Bergmänner – meinte es wohl gut mit dem Bottroper Buddelwerk: Bisher gab es keine schweren Unfälle auf der Strecke, im Zeitplan haben die Porr-Leute schon ein halbes Jahr rausgeholt und die Kosten (56 Mio €) werden bis zur endgültigen Fertigstellung Ende 2014 wohl auch eingehalten, sagte Alfred Sebl-Litzlbauer, Geschäftsführer der Wiener Tunnelbauer.

"Wir bauen einen Zwilling des Emschersystems"

Erleichtert darüber war auch Bürgermeisterin Monika Budke bei der Feier an der Knappenstraße: Sie war beim Baustart im Januar zur „Tunnelpatin“ ernannt worden, hat die Arbeiter in der Zeit mehrfach besucht. „Es war sehr spannend, die ganze Dimension dieses Bauwerks hautnah zu erleben und zu sehen, wie stolz die Männer hier auf ihre Arbeit sind.“

Um den schäbigen Fluss auf ganzer Länge wieder schön zu machen, muss der Dreck raus, der das Emscherwasser zur müffelnden Brühe macht. Fürs Abwasser bohrt die Emschergenossenschaft darum 350 Kilometer Kanalrohre neben den Fluss, seine Zuläufe und Bäche. „Wir bauen fürs Abwasser einen Zwilling des Emschersystems untertage“, erklärt Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft.

Die Bottroper Nebenflüsse und Zuläufe der Emscher

Zwei Bottroper Zuläufe der Emscher – der Kirchschemmbach und der Vorthbach – haben bereits parallele Kanalleitungen bekommen, damit kein Abwasser mehr eingeleitet werden muss.

An der Boye – mit acht Kilometern Länge der größte Nebenfluss der Emscher – laufen die Arbeiten für den Kanalbau gerade. Insgesamt wird der Emscherumbau 4,5 Milliarden Euro kosten.

Nur ein kleiner Teil des Projekts - und doch ein Meilenstein

Der nun fertige Tunnel ist zwar nur ein kleiner Teil des gewaltigen Generationenprojekts Emscherumbau (3,5 von 350 Kilometern). Aber ein sehr bottroperischer: Das kurze Stück ist das Herz des Hauptkanals für die Emscher selbst, sozusagen ihr Abwasser-Bypass. „Ein Zwischenschritt und Meilenstein“, sagt Dr. Jochen Stemplewski, Chef der Emschergenossenschaft. An diesen Kanal schließen östlich 35 Kilometer Rohre bis Dortmund an und westlich 10 in Richtung Oberhausen. Der Bauauftrag für den OB-Kanal wurde gerade erst vergeben. Wieder an die Firma Porr.

Was da in 318 Tagen unter Bottroper Boden entstanden ist, hat eindrucksvolle Maße. Der Bohrkopf für den Vortrieb – eine Spezialanfertigung – ist 8,20 Meter lang und wiegt 110 Tonnen. Er hat 135 000 Kubikmeter Erde beiseite geräumt und Platz geschaffen im Untergrund für 1050 Rohrstücke (jedes 3,60 Meter hoch, drei Meter lang und 35 Tonnen schwer), die mit hydraulischer Kraft in den Grund geschoben wurden. Auf der Strecke sind elf Wartungs- und Einleitungsschächte entstanden, bis zu 23 Meter breit und 32 Meter tief.