Gladbeck/Essen. . Wegen Körperverletzung und Widerstand gegen Polizeibeamte musste sich ein geistig verwirrter Gladbecker vor dem Essener Landgericht verantworten. Unter anderem hatte er versucht, den Verkehr auf der Wilhelmstraße zu „regeln“.

Er ist wütend. Kann sich kaum beruhigen. Unschuldig sei er, habe nichts falsches getan, schimpft der Gladbecker (59). Aber die anderen, die Polizisten. . . hach! Verteidiger Siegmund Benecken hat seine liebe Not seinen Mandanten zu bändigen. „Wir haben doch besprochen, dass Sie sich entschuldigen“, erinnert Benecken den 59-Jährigen. „Ich? Wofür denn?“, kommt es empört zurück. Und: „Wen verteidigen Sie, die Polizisten oder mich?“

Sein Hang zur Randale ist es, der den geistig verwirrten Gladbecker schon mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt brachte und jetzt auch vors Essener Landgericht. In diesem Fall aber war es ernster, es ging darum, ihn in einer psychiatrische Klinik unterzubringen. Widerstand gegen Polizeibeamte und Körperverletzung gehörte zu den Anklagevorwürfen. Doch die geplanten drei Verhandlungstage brauchte die VI. Strafkammer nicht, um herauszufinden dass der 59-Jährige nicht schuldfähig und damit freizusprechen ist, eine Unterbringung aber nicht in Frage kommt. Richterin Jutta Wendrich-Rosch: „ Da fehlte die Erheblichkeit.“

Verkehr auf der Wilhelmstraße „geregelt“

Am 2. Februar 2012 zum Beispiel stand der angetrunkene 59-Jährige mitten auf der Wilhelmstraße. Der Autos brausten um ihn herum und mit ausholenden Bewegungen spielte er „Verkehr regeln.“ Eine gefährliche Situation, und die Polizei fackelte nicht lange, als Reden allein sich als vergeblich erwies. Ein Beamter setzte Pfefferspray ein, brachte den sich wehrenden und schimpfenden Mann zu Boden und legte ihm Handschellen an, um ihn aus der Gefahrenzone zu bringen. Im Streifenwagen spuckte der Wüterich auch noch auf die Sitzpolster. „War alles nichts Spektakuläres“, wiegelt der Beamte als Zeuge ab und sieht es wohl eher von der heiteren Seite.

Zuvor, am 20. Januar war der Gladbecker trotz Hausverbot im Kaufland an der Wilhelmstraße aufgetaucht. „Ich wollte doch nur zur Toi­lette“, sagt er, „ist doch ‘ne Notdurft.“ Als der Ladendetektiv (44) ihn vor die Tür setzen wollte, soll er ihn gewürgt haben. Ein anderer Zeuge kann das nicht bestätigen und spricht von Rangelei. Offenbar alles halb so schlimm, kein Grund den 59-Jährige einzusperren.