Gladbeck. . Um 11.36 Uhr ging der Alarm der Notfallhandys in der Uhlandschule an der Horster Straße in Gladbeck los. Eine Stunde lang saßen Lehrer und Schüler in abgeschlossenen Klassenzimmern. Dann gab die Polizei Entwarnung: Ein defektes Notfallhandy hatte den Alarm ausgelöst.

Um 11.36 Uhr am Freitagvormittag schrillen auf einmal sämtliche Notfallhandys an der Uhlandschule. Jeder Lehrer besitzt so ein Gerät. „Unklare Sicherheitslage, alle Türen verschließen“, zeigen die Displays an. Sofort greift das Bedrohungsmanagement, ausgearbeitet für den Fall eines Amoklaufes. „Wir haben alle einen Schrecken bekommen.“ Brunhild Thiesing, Leiterin der Uhlandschule, ist der Schock am Mittag aber kaum noch anzumerken.

Gut eine Stunde, nachdem der Alarm losging, wissen Lehrer und Schüler: Es war ein Fehlalarm. Es gab keine Bedrohung, keinen Amokläufer an der Horster Straße. „Es war ein technischer Defekt in einem Handy“, sagt Brunhild Thiesing. Dieses Notfallhandy, das auf einer Ladestation stand, habe den Alarm ausgelöst. Dieser aktivierte die anderen Handys und wurde an eine Sicherheitsfirma geleitet, und von dort aus der Polizei gemeldet, erklärt Polizeisprecher Michael Pillipp. „Es war relativ schnell klar, dass das Richtung Fehlalarm läuft.“

Eine Stunde bangen

Bis dies aber wirklich gewiss war, herrschte in der Uhlandschule der Notstand. Die Lehrer mussten sich mit ihren Schülern in den Klassen einschließen, niemand durfte mehr raus oder rein. „Die Kinder haben geschrien, die Kinder mussten zur Toilette, die Lehrer mussten zur Toilette, aber niemand durfte“, fasst die Schulleiterin zusammen.

Jeder Lehrer hat ein Notfallhandy

Jeder Lehrer an der Uhlandschule (und an den anderen Gladbecker Schulen) ist mit einem Notfallhandy ausgestattet.

Wird Alarm von einem Handy ausgelöst, wird er an alle Notfallhandys weitergeleitet. Auf dem Display tauchen Anweisungen auf.

Bei der Stadt laufen die Fäden des Bedrohungsmanagements zusammen. Um einen Alarm aufzulösen, gibt es ein Codewort.

Etwa 70 Kinder seien zu dem Zeitpunkt noch in der Schule gewesen, zusammen mit sieben Erwachsenen, Lehrern, Sozialarbeitern, Sekretärinnen. Eine knappe Stunde lang mussten sie ausharren, bis die Polizei, die mit drei Streifenwagen anrückte, die Schule kontrolliert hatte und Entwarnung gab. Bei der Stadt, die das Bedrohungsmanagement koordiniert, sei sichtbar gewesen, von welchen Handy der Alarm ausgegangen sei – eben jenem, das unbenutzt auf der Ladestation stand.

Gelegenheit für Nachbesserungen

„So etwas hatten wir noch nie“, sagt Brunhild Thiesing, denn anders als bei den üblichen Probealarmen wusste diesmal wirklich niemand Bescheid. Die Schulleiterin sieht im Fehlalarm auch etwas Positives. „Wir haben festgestellt, dass wir uns den Anweisungen entsprechend richtig verhalten haben.“ Bisher war das Verhalten im Bedrohungsfall nur im Geiste geprobt worden, „das Konzept haben wir theoretisch erarbeitet“, sagt Thiesing. Der Fehlalarm sei eine gute Gelegenheit, an manchen Punkten eventuell Nachbesserungen vorzunehmen, die sich am Freitag als nicht optimal erwiesen hätten. „Wir gehen in die Analyse“, so die Schulleiterin.

Die Kinder können sich an diesem Wochenende vom Schrecken erholen. Für die Lehrer bleibt das beruhigende Gefühl: Im Notfall hätte der Plan funktioniert.