Witten. .

Aufmüpfig, beleidigend, gewalttätig. Attribute, die eigentlich nicht für Jugendliche gelten sollten - und doch sind Straftaten gegenüber Lehrern immer öfter Thema im Schulalltag.

„Akzeptanz und Respekt sinken“, sagt Stefan Richter (44) vom Lehrer-Verband VBE, der die Veranstaltung in der Casino-Gesellschaft in der Breddestraße organisierte.

„Ein Schüler hat mir einmal in der Wut ein Fahrradschloss gegen den Bauch geschleudert“, so eine Grundschullehrerin. Die Pädagogin verfolgt interessiert den Vortrag von Klaus Tigges, Polizei Bochum, und Verbands-Justiziarin Inka Schmidtchen. Anzeige habe sie jedoch nicht erstatten wollen.

Das empfiehlt Schmidtchen den 25 Zuhörern aber dringend. „Ich rate, alles zu melden. Sonst kann die Polizei nichts unternehmen“, so die Juristin. Gemeint sind Straftaten aller Art. Von Beleidigung über Sachbeschädigung bis hin zur Körperverletzung kommt alles vor - öfter, als man meint. So wurde der Wagen einer anwesenden Lehrerin ringsherum mit einem Schlüssel verkratzt. „Die Anzeige gegen Unbekannt bringt nichts“, so die Betroffene resigniert. Man fand den Täter damals nicht.

Das Angstthema eines jeden Lehrers kommt auch auf den Tisch: Amoklauf. Seit der Erfurter Bluttat habe man das Vorgehen bei Amokalarm grundlegend verändert, so Tigges. Umso unverständlicher ist für ihn die Schilderung eines Ex- Schulleiters. Vor etwa drei Jahren habe er eine Amokmeldung abgeben müssen. „Nach zweieinhalb Stunden kam dann mal ein Streifenwagen vorbei“, so der pensionierte Lehrer.

Straftaten in Form von Beleidigungen wie „Ey, du alte Hure“ häufen sich im Alltag. Dennoch ist Tigges in Witten kein aktueller Fall bekannt. „Aber wir werden nicht immer angerufen“, so der Kommissar. Lehrern rät er, in der Situation selber deeskalativ zu wirken.