Bochum. . Während der Sommerferien sind in den Bochumer Schulen umfassende Renovierungsarbeiten vorgenommen worden. Die wichtigste Neuerung: Einige Schulen verfügen jetzt über „Amok-Alarmierungen“. Nach und nach soll das Notfall-System in allen Schulgebäuden installiert werden um so bei einem Amoklaufs schneller reagieren zu können.

Dass während der Sommerferien die Schulen in einen tiefen Dornröschenschlaf versinken, darf getrost ein Gerücht genannt werden, das natürlich alljährlich gern von Schülern und Schülerinnen verbreitet wird. Wir treten diesem Gerücht entgegen: Für die Technischen Dienste der Stadt und natürlich für zig Handwerker bedeuten die Ferien Hochsaison, da schallen Hammerschläge oder dröhnen Schlagbohrer, wo sonst die Kinder – sagen wir – bei der nächsten Mathearbeit schwitzen.

„Früher haben wir tatsächlich versucht, die Arbeiten in den Ferien über die Bühne zu bekommen. Aber das wollen in ganz Deutschland alle Städte. Da gibt es nichts, da bauen wir jetzt durch!“, sagte der Abteilungsleiter bei den städtischen Diensten, Ulrich Taruttis. Da natürlich auch etliche Handwerker mit ihren Familien die Sommerferien nutzen und bei zig Unternehmen Werksferien sind, werde es immer schwieriger, termingerecht Arbeitskräfte und Material zur Stelle zu haben.

Umfassende Sanierung am Alice-Salomon-Berufskolleg

Trotzdem passiert eine ganze Menge. Die WAZ schaute sich im Alice-Salomon-Berufskolleg um, wo bereits seit April das derzeit wohl größte städtische EinzelSchul-Sanierungsprojekt läuft. Mehr als zwei Millionen Euro werden dort in diesem Jahr verbaut. Ein Zimmereibetrieb montierte in rund 20 Metern Höhe eine tonnenschwere neue Balkenkonstruktion für das Dach. Dies ist Teil des energetischen Programmes, wozu auch die Fassade und die Fenster gehören. Solche Maßnahmen seien allerdings so aufwendig, dass sie nicht nur in den Ferien erledigt werden können.

Am Alice-Salomon-Berufskolleg an der Akademiestraße, aber auch an der direkt gegenüber am Lohring liegenden Annette-von-Droste-Hülshoff-Realschule und weiteren Schulen in der Stadt liefen zudem umfangreiche Brandschutzarbeiten. F-90-Feuerschutztüren (sie sollen einem Brand 90 Minuten lang standhalten), Brandmeldeanlagen und sogenannte zweite bauliche Rettungswege mussten eingerichtet werden.

Sämtliche Schulen mit "Amok-Alarmierungen" ausgestattet

Dabei gestalten sich insbesondere diese Rettungswege aufwändig. Denn meist sind es große Stahltreppenkonstruktionen, die außen vor der Fassade aufgestellt werden. „Als Fluchtwege sind diese Treppen, wenn etwa andere Gänge bei einem Brand völlig verraucht sind, oft die einzige Rettung für die Menschen“, erklärt Ulrich Taruttis.

Übrigens ist die Stadt dabei, von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, sämtliche Schulen mit sogenannten „Amok-Alarmierungen“ auszustatten. Bisher gab es an den Schulen lediglich Regeln, wie sich Schüler und Lehrer bei einem Amoklauf zu verhalten haben. So gibt es etwa spezielle Klingelsignale. Doch die Erfahrungen der schrecklichen Amok-Ereignisse auch an deutschen Schulen in den letzten Jahren, haben zu weitergehenden Maßnahmen geführt.

In jedem einzelnen Klassenraum, aber auch an speziellen Orten innerhalb des kompletten Schulgebäudes verteilt, haben Elektrofirmen nun spezielle Alarmtaster montiert, die nur – wohl auch um Missbrauch vorzubeugen – vom Lehrpersonal über spezielle Schlüssel oder Chipmarken auszulösen sind. Nach und nach sollen alle Schulen mit solchen Systemen ausgerüstet werden, damit im Notfall schneller reagiert werden kann.