Gladbeck. . Das Gladbecker Bürgervotum gegen den A 52-Ausbau hat in der Region für große Aufregung gesorgt. Erste Reaktionen zeigen: Die Debatte scheint trotz der Ablehnung noch nicht vom Tisch zu sein. Erstaunlich: Das Landesverkehrsministerium hält den Bau der A 52 von Süden bis zur A 2 und dem Kreuz offen.
„Der Abschnitt zwischen der A 42 und der A 2 hat einen eigenen Verkehrswert und könnte unabhängig von der weiteren Planungen in Essen und Gladbeck weiterfolgt werden“, heißt es auf WAZ-Anfrage in einer Stellungnahme des Ministeriums, das darauf hinweist, dass im Bottroper Abschnitt das Planfeststellungsverfahren laufe. Und überraschend deutlich wird hinzugefügt: „Das Planfeststellungsverfahren für das Autobahnkreuz Gladbeck könnte kurzfristig eingeleitet werden“. Im übrigen müsse man sich nun an einen Tisch setzen, um die neue Situation und das weitere vorgehen zu beraten, heißt es aus Düsseldorf.
Im Rathaus zeigte man sich überrascht von der Äußerung: „Das ist entgegen alle Absprachen und Zusagen“, so Stadtsprecher Peter Breßer-Barnebeck. MdL Michael Hübner (SPD) betonte nach einem Gespräch mit dem Verkehrsministerium: „Es bleibt bei der Maßgabe: Gegen den Willen der Stadt gibt es kein Planfeststellungsverfahren, und der Wille der Stadt ist nach dem Bürgerentscheid vom Sonntag eindeutig.“
„Die Gladbecker haben eine große Chance vertan"
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Der Bottroper Bürgermeister Bernd Tischler (SPD) allerdings will so schnell nicht aufgeben und nichts unversucht lassen, in Gesprächen mit den zuständigen Ministerien eine Ausbau-Alternative für Bottrop zu suchen. Sein Bedauern über die Gladbecker Entscheidung teilt der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Gerdes. Er hatte schon am Wahlabend ausgedrückt: „Die Gladbecker haben eine große Chance vertan. Die Zäsur in der Stadt bleibt nun erhalten, das haben die Gegner nicht richtig bedacht.“
Warum die Gladbecker mehrheitlich so entschieden haben? Professor Dr. Martin Lühder, der die Stadt seit zwei Jahren als Gutachter berät und in den letzten zehn Wochen für den Ausbauvorschlag geworben hatte, sagt dazu: „Die Argumente für den Ausbau sind nicht angekommen, waren nicht überzeugend genug.“ Das Dumme sei: Wer glaube, jetzt ändere sich nichts, werde merken, dass sich viel ändern wird, so der Professor. Verkehr und Feinstaubbelastung würden zunehmen, der Verkehr sich Umwege durch die Stadt suchen. Ganz beendet sei die Arbeit mit der B 224 noch nicht, man müsse nun versuchen, bessere Übergänge für die Bürger schaffen, die Ampelanlagen zu optimieren.
Richtig sauer sind Dorstener Unternehmer, vor allem die Spediteure. Udo Sender: „Das hat nichts mit Umwelt oder Wirtschaft zu tun. Das war einfach nur Sturheit.“ Aus Dorstener Sicht ist die Auflösung der Staus vor der ersten Ampel in Gladbeck besonders dringlich. „Da müssen wir täglich durch. Aber der Stau hält den Betrieb auf und produziert Kosten“, sagt Jörn Thier, Chef einer Spedition.
"Auf diesem Weg können wir die Lebenssituation in der Ruhrstadt verbessern“
Ähnlich verärgert reagierte IHK- Präsident Dr. Bernd Hüffer schon am Wahlabend, am Tag danach ergänzt er: „Die Entscheidung wirft die Stadt Gladbeck und die Region im Wettbewerb der Standorte zurück.“ Das allerdings sehen die Essener und Bottroper Grünen ganz anders. „Statt einseitiger Autovorragnpolitik ist eine Verkehrsentwicklung gefragt, die alle Möglichkeiten einbezieht: Bus, Bahn, Auto und Rad. Auf diesem Weg können wir die Lebenssituation in der Ruhrstadt verbessern“, argumentieren die Essener Grünen. Die Bottroper fordern eine Einstellung des laufenden Planfeststellungsverfahrens für das Bottroper Teilstück.
Noch ganz andere Töne kommen aus Gelsenkirchen. „Finger weg von der Heege“ warnt die SPD-Ratsfraktion dort vor einem Wiederaufleben der einst verworfenen Umgehungsalternative.