Gladbeck. In Gladbeck gibt es keine Geburtsstation mehr, jetzt schließt auch die Frühchenstation in Bottrop. Was das für werdende Familien bedeutet.
Vor sieben Jahren ist die Geburtshilfe-Abteilung im St. Barbara-Hospital geschlossen worden. Geburtsort: Gladbeck – diesen Eintrag im Personalausweis gibt es seitdem wahrscheinlich so gut wie gar nicht mehr. Gladbecker Kinder kommen in den Kliniken im Umfeld zur Welt. Nun steht in der Nachbarstadt eine Entscheidung an, die ebenfalls Konsequenzen für werdende Mütter auch aus Gladbeck haben wird: In Bottrop schließt Ende des Jahres die Frühchen-Station (Neonatologie) am Marienhospital.
Es geht um die Betreuung extrem frühgeborener Babys auch aus Gladbeck
Auf der Station wurden selbst extrem frühgeborene Babys intensivmedizinisch betreut. Die Folge: Werdende Mütter werden sich auch in diesem wichtigen Punkt künftig umorientieren müssen. Möglichkeiten dazu bieten sich beispielsweise in Gelsenkirchen. Im dortigen Marienhospital weist die Neonatologie 16 Intensiv- und Überwachungsplätze zur Behandlung von extrem unreifen Frühgeborenen auf. Im Sankt Marien-Hospital Buer können Neugeborene ab der 36. Schwangerschaftswoche versorgt werden.
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Der Grund für die Schließung der Bottroper Frühchen-Station sind gesetzliche Neuerungen im Gesundheitswesen. Nach der Krankenhausreform von SPD-Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sind drei Krankenhaus-Level vorgesehen. So wird festgelegt, ob ein Hospital der Grundversorgung (Level 1), der Regel- und Schwerpunktversorgung (Level 2) oder der Maximalversorgung (Level 3) dient. Das hatte Konsequenzen für die Neonatologie des Bottroper Krankenhaus. Das Marienhospital erfüllt nämlich die „angehobenen Mindestmengenvorgaben für Perinatalzentren“ nicht mehr.
In Bottrop können Frauen künftig erst ab der 32. Schwangerschaftswoche versorgt werden
Die Geschäftsführerin des Krankenhauses, Dr. Ulrike Ellebrecht, hat die Zahlen erläutert. Demnach müssten an dem Bottroper Krankenhaus jährlich mindestens 25 Kinder unter 1200 Gramm medizinisch betreut werden. Auf diese Zahl komme das Marienhospital aber nicht. So habe die Entscheidung nichts mit der Qualität der Behandlung in Bottrop zu tun, sondern lediglich mit der Quantität. Konkret bedeutet die Entwicklung aber, dass Frauen künftig erst ab der 32. Schwangerschaftswoche im Marienhospital versorgt werden können.
Ein Blick nach Gelsenkirchen. In der Klinik für Neonatologie, Kinder- und Jugendmedizin im Marienhospital geht man fest davon aus, dass die sogenannten Mindestmengenvorgaben auf der Station in diesem Jahr und auch in 2024 erreicht werden. Das erklärt auf Anfrage der Gladbecker WAZ Wolfgang Heinberg, Unternehmenssprecher des erst vor kurzem entstandenen großen Klinikverbundes „Kern“ (katholische Einrichtungen Ruhrgebiet Nord GmbH), zu dem unter anderem neben den Krankenhäusern in Gelsenkirchen auch das Gladbecker St. Barbara-Hospital gehört.
So viele Gladbecker Geburten gab es in diesem Jahr im St.-Marien-Hospital in Buer
Die Qualität der Versorgung von Frühgeborenen und kranken Neugeborenen durch speziell weitergebildete Kinderärzte, Kinderkrankenschwestern und -pfleger im Marienhospital Gelsenkirchen sei regional bei werdenden Eltern und auch den niedergelassenen Fachärztinnen und Fachärzten bekannt, so Heinberg weiter.
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„Für welches Krankenhaus sich werdende Eltern aus Bottrop zukünftig entscheiden, können wir nicht absehen. Wir gehen davon aus, dass das Thema Sicherheit und Geburt für viele werdende Eltern, unabhängig vom Wohnort, von zentraler Bedeutung ist“, erklärte der Unternehmenssprecher. Festmachen könne man dies an den Angaben zum Wohnort. Heinberg führt als Beispiel das Sankt-Marien-Hospital in Buer. Dort hätten in diesem Jahr bis jetzt über 160 werdende Mütter aus Gladbeck entbunden.