Recklinghausen/Gladbeck. Die Sanierung des Kreishauses ist in vollem Gange. Von unliebsamen Überraschungen ist man bislang verschont geblieben. Aber der Weg ist noch weit.

Öffentliche Bauprojekte sorgen häufig wegen Kostenexplosionen für Negativ-Schlagzeilen und werden von der Öffentlichkeit kritisch beäugt. Insofern ist das vorläufige Aufatmen bei Kreisverwaltung und Kreispolitik deutlich zu vernehmen: Die Sanierung des Recklinghäuser Kreishauses bewegt sich aktuell im Kostenrahmen und auch der Zeitplan wird eingehalten. Das ist vor allem in diesen Zeiten keine Selbstverständlichkeit.

Teile des Kreishauses sind bereits komplett entkernt. 
Teile des Kreishauses sind bereits komplett entkernt.  © Kreis Recklinghausen

Die Sanierung des ersten von vier Bauabschnitten ist in vollem Gange. Die Entkernung des Gebäudetraktes ist abgeschlossen, die Gerüste sind errichtet, Dachdecker, Fassadenbauer und Trockenbauer stehen in den Startlöchern, wie Thomas Lorenz, Leiter des Projekts Kreishaus-Sanierung, in der Sitzung des Kreistagsausschusses für Landwirtschaft und Bauwesen berichtet. Allerdings müssen jetzt auch weitere zwölf Bäume gefällt werden. Sie sollen für Abwasserkanäle und Regenrückhalteanlagen weichen.

Unterm Strich sind die Kosten für den ersten Bauabschnitt im Rahmen geblieben

Zum Zeitpunkt des Baubeschlusses, den der Kreistag fast genau vor zwei Jahren gefasst hat, gingen Politik und Verwaltung von einem Investitionsvolumen von 101,5 Millionen Euro aus. In dieser Summe enthalten ist eine einkalkulierte Kostensteigerung von jährlich fünf Prozent. Die Kreishaus-Sanierung soll 2029 abgeschlossen sein.

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Für den ersten Bauabschnitt (bis Anfang 2025) sind 16,4 Millionen Euro eingeplant. Nachdem die Vergabe von 13 Gewerken (von insgesamt 33) abgeschlossen ist und zwölf weitere sich im Verfahren befinden, ist nach Darstellung des Kreises abzusehen, dass dieser erste Kostenrahmen eingehalten werden kann. Bei einigen Vergaben habe es Preisaufschläge gegeben, bei anderen sei der Kreis günstiger davongekommen, so Lorenz. Unter dem Strich habe sich das ausgeglichen.

Wegen der langen Bauzeit wagt niemand eine Prognose zur Schlussrechnung

Die Verantwortlichen im Kreishaus sind aber weit davon entfernt, in Euphorie zu verfallen. Lieferengpässe, Materialknappheit und gestiegene Energiepreise haben dazu geführt, dass der allgemeine Baukostenindex seit November 2021 um mehr als 22 Prozent gestiegen ist. Auf das Großprojekt des Kreises ist diese Entwicklung noch nicht in dem Maße durchgeschlagen, wie man es hätte erwarten können. Aber wegen der langen Bauzeit (wenigstens sieben Jahre) wagt niemand im Kreishaus eine Prognose, wie am Ende die Schlussrechnung aussieht.

Immerhin ist der Kreis bei der Entkernung des Gebäudetraktes bislang von unliebsamen Überraschungen verschont geblieben. Es wurden zum Beispiel keine Schadstoffe entdeckt. Der erste Bauabschnitt gilt als Referenzobjekt. Alle Erkenntnisse, die dort gewonnen werden, ließen sich auf die nächsten Bauabschnitte übertragen, sagt Landrat Bodo Klimpel. Das mache die Sache einfacher.

Firmen aus der Region profitieren von der Kreishaus-Sanierung

Die Aufteilung des Großprojekts in vier Abschnitte hat nach Angaben des Kreises einen weiteren positiven Nebeneffekt. Wegen des geringeren Auftragsvolumens hätten auch kleinere und mittlere Unternehmen aus der Region die Möglichkeit, entsprechende Angebote abzugeben. Davon, so Thomas Lorenz, hätten bereits einige Firmen aus dem Kreis Recklinghausen und dem Münsterland profitiert.