Gladbecker. In Gladbeck soll ein Panzerblitzer allzu schnelle Autofahrer bremsen. Zunächst wird das Messgerät gemietet. Dafür sprechen mehrere Gründe.

Einigen Mitgliedern des Ausschusses für Sicherheit, Ordnung und Feuerwehr ging’s offensichtlich nicht schnell genug mit dem Aufstellen eines Panzerblitzers in Gladbeck, andere traten auf die Bremse. Nichtsdestotrotz fiel in der Sitzung des Gremiums am Montagabend eine mehrheitliche Entscheidung: Die Stadtverwaltung hat den Auftrag, zeitnah das Gerät zur Geschwindigkeitskontrolle im Straßenverkehr zu beschaffen – und zwar zunächst zur Miete. Das hat mehrere Gründe.

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Die Bezeichnung für das Messungsgerät an sich ist ein wahrer Zungenbrecher: semistationäre Geschwindigkeitsmessanlage. Als „Panzerblitzer“ bekannt und ungeliebt unter Autofahrern soll sie allzu flotte Menschen im Straßenverkehr dazu bewegen, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen. Das will sich die Politik in Gladbeck auch etwas kosten lassen. Beim Kauf im Anschaffungsjahr wären es rund 446.000 Euro und 154.500 00 Euro in den Folgejahren. Gregor Wirgs, Chef des städtischen Amtes für öffentliche Ordnung, stellte dem gegenüber: „280.000 Euro würde die Miete für zwei Jahre kosten.“ Er fügte hinzu: „Die Zahlen sind noch sehr, sehr vorsichtig geschätzt.“

Verwaltung Gladbeck: Bei einer späteren Anschaffung des Panzerblitzers werden die Mietkosten verrechnet

Das wäre die „Probezeit“. Nach einem Jahr will die Stadtverwaltung die Erfahrungen bewertet. Sollte sich nach diesen zwei Jahren herausstellen, dass der Einsatz des Panzerblitzers sinnvoll und erforderlich ist, „können wir das Gerät kaufen“. „Die Miete wird dann mit den Anschaffungskosten verrechnet“, erklärte Wirgs.

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Er plädierte dafür, solch’ eine Messanlage zunächst nicht zu kaufen. Das begründete der Amtsleiter so: „Bei der Miete sind wir flexibel und bekommen das Rundum-Sorglos-Paket.“ Das heißt: Bei Beschädigungen erhalte die Stadtverwaltung ein anderes Gerät, sei also stets einsatzbereit. Denn mit Vandalismus, gerade in der Anfangszeit sei zu rechnen.

Ziel sei: „Die Unfallzahlen sollen zurückgehen.“ Nicht von der Hand zu weisen dürften außerdem die Zahlungen sein, die „Erwischte“ generieren. Dazu die Stadtverwaltung: Bei einer geschätzten Fallzahl von 1000 Fällen pro Monat könne „mit Einnahmen von mindestens 400.000 bis 450.000 Euro im Jahr gerechnet werden“. Kalkulation: „Bei einem wöchentlichen Einsatz des Radarwagens von 25 Stunden werden im Jahresdurchschnitt bereits ca. 150.000 Euro an Einnahmen erzielt. Die semistationären Geschwindigkeitsmessanlage wäre ein Vielfaches dieser Wochenstunden im Einsatz, so dass der oben genannte Einnahmeansatz als absolut realistisch angesehen werden kann.“

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Thomas Weijers von den Grünen betonte wie sein SPD-Kollege Hasan Sahin den „erzieherischen Aspekt“ dieses Blitzers und sprach sich für die Anmietung aus. Marco Gräber (AfD) gab zu bedenken: „Es ist ja schön, wenn wir 400.000 bis 450.000 Euro einnehmen. Aber wenn ich das Geld für das Gerät nicht habe, kann ich es auch nicht ausgeben.“ Bei Ebbe in der städtischen Kasse ein Problem? Da sieht der Erste Beigeordnete Rainer Weichelt „keine große Gefahr“.Trotzdem blieb Gräber, der am Ende der Diskussion der Anmietung des Gerätes nicht zustimmte, „unschlüssig“: „Können wir nicht ein paar Polizisten mehr auf die Straße bringen?“

Die Gladbecker CDU-Ratsfrau Kathrin-Elisabeth Wischnewski sprach sich im Sicherheitsausschuss für die Anschaffung eines Panzerblitzers aus.
Die Gladbecker CDU-Ratsfrau Kathrin-Elisabeth Wischnewski sprach sich im Sicherheitsausschuss für die Anschaffung eines Panzerblitzers aus. © CDU

CDU-Ratsfrau Kathrin-Elisabeth Wischnewski sagte: „Wir begrüßen die Anschaffung, gehen aber auch bei einer Anmietung mit.“ Der christdemokratische Fraktionsvorsitzende Dieter Rymann bekräftigte: „Nicht erst einen Probelauf starten, sondern den Blitzer anschaffen. Ein Nebeneffekt ist, dass wir den Haushalt füttern – eine schöne Sache.“ FDP-Mann Michael Tack meinte hingegen: „Die Anmietung sollten wir auf jeden Fall machen.“ Darauf lief es denn auch heraus.

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