Gladbeck. Eine Studie zeigt, wie Gladbecker heizen, wie viel Wärmebedarf sie überhaupt haben – und wie es um die Energiebilanz der Gebäude bestellt ist.

Erst kürzlich warb Kanzler Olaf Scholz in Afrika um Gas aus Nigeria, nachdem der Ukraine-Krieg die Heizkosten im Winter 2022 in die Höhe getrieben hat. Wärmepumpen sind in aller Munde und vor zunehmend mehr Häusern, kurz: Die Wärmewende ist im vollen Gange. Der Essener Energieriese Eon (115 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2022 laut Geschäftsbericht) hat nun eine „Wärmekarte“ für alle Kreise, kreisangehörigen Städte und kreisfreien Städte in Deutschland herausgegeben. Die zeigt neben Wärmebedarf und CO2-Ausstoß in absoluten Zahlen auch, mit welcher Art Heizung die Gladbecker ihre Hütten wärmen – und wie viele Gebäude in der Stadt energetisch voll-, teil- oder unsaniert sind.

Wie hat Eon das gemacht? Erstmal ist es wichtig zu wissen, dass das Unternehmen mit statistischen Daten gearbeitet hat, die punktgenaue Wahrheit steckt also nicht in der Wärmekarte. Allerdings, Eon hat nach eigenen Aussagen möglichst viele Quellen angezapft, vor allem Ämter auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene, aber auch Dienstleister, um ein möglichst repräsentatives Bild abzugeben. Die Macher der Karte sagen aber ganz deutlich: „Die Wärmekarte bietet einen raschen und unkomplizierten Einstieg in das Thema kommunale Wärmeplanung, kann aber nicht als Basis für die Planung genutzt werden.“

Gladbecker setzen weiterhin auf Gasheizungen

Die Formalitäten sind geklärt, wie sieht es denn nun temperaturtechnisch in Gladbeck aus? Der Wärmebedarf für jeden Ort in Deutschland, jeden Haushalt, errechnet sich durch eine ortsspezifische Kilowattstunde-Zahl (kWh), geteilt durch die Quadratmeterzahl der Wohnung mal die Zahl der berechneten Jahre. Wenn man also bloß den Wärmebedarf eines Jahres ausrechnen möchte, wird die Kilowattstunden-Zahl also durch die Quadratmeterzahl geteilt, besagte kWh liegen in Gladbeck bei 118. Die CO2-Emissionen in der Stadt belaufen sich 2023, statistisch betrachtet, auf 131.151 Tonnen.

So weit so, so nichtssagend, zumindest für den Heizungslaien. Interessanter ist da schon die „Heiztechnologieverteilung“, kurz: Wer heizt mit was? Die Gasheizung ist der unangefochtene Spitzenreiter, 56,7 Prozent der Haushalte wärmen sich so. Weit abgeschlagen auf Platz zwei folgt die Fernwärme mit 19,3 Prozent, dann Ölheizungen mit 17,3 Prozent. Der Messias der kalten Winter, die Wärmepumpe, liegt bei 1,3 Prozent. In Gladbeck sind laut Eon 37,7 Prozent der Gebäude energetisch nicht saniert, 48,9 Prozent zumindest teilweise, 13,4 Prozent sind auf dem neuesten Stand. Wie gut Gebäude energetisch aufgestellt sind, wirkt sich natürlich auch auf den Wärmebedarf aus.

Bottrop bläst beim Heizen mehr CO2 in die Luft als Gladbeck

Auch hier: Interessante Zahlen, aber was bedeuten die eigentlich, wie steht Gladbeck da? Das zeigt sich im Vergleich mit den Nachbarstädten. Bottroper haben zum Beispiel einen minimal niedrigeren Wärmebedarf (115 kWh), die zweithäufigste Heizart beim westlichen Nachbarn sind die Ölheizungen (21,8 Prozent). In Sachen Vollsanierung hinkt Bottrop ziemlich hinterher, nur 8,6 Prozent der Gebäude fallen unter diese Überschrift. Bei den Wärmepumpen, neben dem Heizen mit reiner Solarenergie die Variante mit dem niedrigsten CO2-Ausstoß, ist die Nachbarstadt ein wenig weiter, 1,6 Prozent der Gebäude halten sich so warm. Die gesamten CO2-Emissionen sind deutlich höher als in Gladbeck (Bottrop: 206.435 Tonnen), allerdings müssen in diesem Fall auch die Einwohnerzahlen beachtet werden (Bottrop: 118.000, Gladbeck: 75.000).

Ein Blick noch in die anderen Nachbarstädte: Dorsten ist mit 2,3 Prozent Wärmepumpen schon ziemlich weit, Gelsenkirchen krebst mit einer Quote von 7,3 Prozent energetisch vollsanierter Häuser am unteren Ende der Deutschland-Skala herum. Essen ist mit einer CO2-Emission von 1,37 Millionen Tonnen trauriger Spitzenreiter im Ruhrpott. Es bleibt festzuhalten, dass die Zahlen von Eon natürlich nur einen oberflächlichen Blick auf den Stand der Dinge liefern – aber vielleicht doch Anreiz genug, über klimaschonendere Heizalternativen nachzudenken. Wer sich selber mit den Zahlen auseinandersetzen möchte, kann das unter eon.com tun.

>> VERSCHIEDENE HEIZTECHNOLOGIEN: VOR- UND NACHTEILE

  • Am unteren Ende der Skala stehen die Ölheizungen, die haben mit Abstanden den höchsten CO2-Ausstoß. Deswegen ist ihr Einbau ab 2026 auch nur noch in Ausnahmefällen erlaubt.
  • Gasheizungen stoßen weniger CO2 aus, allerdings entsteht bei der Gasgewinnung extrem viel Methan – und das ist für das Klima noch schlimmer als CO2.
  • Wärmepumpen heizen nahezu CO2-neutral. Die Wärme, die die Anlage nicht aus der Luft, der Erde oder dem Wasser ziehen kann, wird mit Strom aufgefangen. Wenn der aus der eigenen Photovoltaikanlage kommt, sind Wärmepumpen nicht nur CO2-neutral, sondern auch energieautark.