Gladbeck. Die Zeit für den Reifenwechsel hat sich verschoben, sagen Gladbecker Experten. Doch jetzt ist Hochphase. Was rund um Winterreifen wichtig ist.

Allwetterreifen oder besser gesonderte Sommer- und Winterreifen? Von O bis O? Auswuchten bei jedem Radwechsel? Das sind die Fragen, die den Reifenhändlern und -monteuren in diesen Tagen häufig gestellt werden. Zu tun haben sie derzeit reichlich, denn der Radwechsel steht an.

Von O bis O – so lautet eine Faustformel für die Autobesitzer. Im Oktober sollen die Winterreifen aufgezogen werden, um die Ostertage sollen sie den Sommerreifen wieder weichen. Aber gilt diese Regel überhaupt noch angesichts der gar nicht mehr so winterlichen Temperaturen? Das Geschäft habe sich insgesamt nach hinten verschoben, so haben die Experten beobachtet. Von N wie November bis O wie Ostern trifft die Verhältnisse mittlerweile genauer, auch wenn die ersten Kunden schon im September einen Termin vereinbaren und es im Oktober genug zu tun gibt.

Bei einem plötzlichen Wintereinbruch auf der sicheren Seite

Sicherheit verspreche der Radwechsel im Oktober oder November auf jeden Fall, denn bei einem plötzlichen Wintereinbruch seien die Autofahrer auf der sicheren Seite, sagt Michele Ludewig vom MP Reifenservice an der Europastraße. Wer hingegen auf den Wetterbericht schaue und sich erst bei drohendem Schneefall um einen Termin in der Werkstatt bemühe, der könne ein Problem bekommen. Das kann André Alexander Stawinski, Fachbetriebsleiter bei Vergölst an der Hornstraße, nur bestätigen. „Wir haben derzeit einen Terminvorlauf von vier Wochen“, berichtet er.

Reifen Besa in der Haldenstraße öffnet zu den Hochzeiten im Herbst und Frühjahr auch am Samstag, sagt Sven Koutchky. Was aber dort nichts daran ändert: Rund um die Uhr können die Monteure nicht Räder wechseln. Und die Arbeit, so Koutchky, sei anstrengend. Abends wisse man, was man getan habe. Wobei die Monteure schnell sind und angesichts des Arbeitsanfalls im Herbst und Frühjahr auch sein müssen: Sechs Minuten benötigen zwei Beschäftigte für einen Reifenwechsel, hat Michele Ludewig einmal gestoppt.

Gladbecker setzen immer häufiger auf Allwetterreifen

Dass immer mehr Kunden auf Allwetterreifen setzen, spüren auch die Reifenhändler in Gladbeck – zum einen durch eine sinkende Zahl an Radwechseln im Frühjahr und im Herbst, zum anderen aber auch durch eine steigende Nachfrage nach eben solchen Ganzjahrespneus. Ja, man spare sich den Radwechsel zweimal im Jahr, sagt Michele Ludewig, aber die Allwetterreifen würden auch einem höheren Verschleiß unterliegen. Gerade hohe Temperaturen im Sommer würden den Alterungsprozess beschleunigen. „Das sieht man den Reifen auch an“, sagt Ludewig.

Die Händler geben auch noch zu bedenken: Ganzjahresreifen sollten über das Bergpiktogramm mit Schneeflocke verfügen. Nur dann gelten sie rechtlich als Winterreifen, und die Autos dürfen auch bei winterlichem Wetter bewegt werden. Michele Ludewig hält die Allwetterpneus in der hiesigen Region für eine gute Alternative für Kurzstreckenfahrer. Wer in den Winterurlaub fahre oder viel mit dem Auto unterwegs sei, sollte aber auf jeden Fall Winterreifen haben und aufziehen. Vergölst-Experte André Alexander Stawinski sagt, wer mehr als 15.000 Kilometer im Jahr fahre, der solle auf Allwetterreifen verzichten. Sven Koutchky von Reifen Besa gibt noch einen anderen Aspekt zu bedenken. Bei rutschigen Fahrbahnen verlängere sich der Bremsweg von mit Ganzjahresreifen ausgestatteten Fahrzeugen um bis zu dreieinhalb Meter.

Beim Thema Auswuchten haben die Experten unterschiedliche Ansichten

Rund 60 Prozent der Kunden lagern die Reifen beim Händler ein. Die anderen 40 Prozent sollten darauf achten, dass ihre Pneus trocken und dunkel aufzubewahren. Wenn sie hängen würden, sei’s optimal, sagt Michele Ludewig. Und die Reifen wegen der Feuchtigkeit nicht in den Plastiktüten lagern, in denen sie transportiert werden, ergänzt André Alexander Stawinski. Reifen Besel hat im Frühjahr Lagerfläche geschaffen, indem die Werkstatt die Autofahrer angeschrieben hat, deren Pneus schon lange nicht mehr bewegt worden sind. Und siehe da: So mancher Reifensatz konnte entsorgt werden, weil die Eigentümer zum Beispiel das Fahrzeug gewechselt und völlig übersehen hatten, dass sie noch Reifen eingelagert hatten. Oder weil sie verzogen oder verstorben waren.

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Bleibt noch die Frage: Auswuchten bei jedem Radwechsel? Da geht die Meinung der Gladbecker Experten auseinander. Eine Unwucht in den Reifen überträgt sich aufs ganze Fahrzeug und kann zum Beispiel die Achsen oder Stoßdämpfer beschädigen, warnen Michele Ludewig und Sven Koutchky und raten zum Auswuchten beim Radwechsel. Bei Vergölst empfiehlt man ein Auswuchten nach rund 8000 Kilometer Laufleistung oder – wenn der Wagen nicht so viel bewegt wird – spätestens alle zwei Jahre.