Gladbeck. Hausfriedensbruch und Diebstahl: Familie eines verstorbenen Gladbeckers hat Anzeige erstattet. Vermieter ließ Wohnung des toten Vaters räumen.

Ende September ist der Vater von Anna Roskosch (39) gestorben. Sehr plötzlich, sagt sie. Zeit, in Ruhe um den Vater zu trauern, hätten sie und ihre Geschwister bislang noch nicht gefunden. Denn kurz nach der Beerdigung habe der Ärger mit dem Vermieter des Verstorbenen, der in einer kleinen Wohnung in einem Mehrfamilienhaus an der Bülser Straße 142 gelebt hat, begonnen. Die Vorgänge, sagt Anna Roskosch, seien so unglaublich, dass die Familie Anzeige bei der Polizei erstattet hat. Gegen die Haus- und Mietverwaltung A&T Immobilien und den für das kleine Hochhaus zuständigen Hausmeister.

Tochter: Zwei Tage nach Beerdigung des Vaters habe der Vermieter ohne Absprache begonnen, die Wohnung in Gladbeck zu räumen

Anna Roskosch, die in Hattingen wohnt, schildert das Erlebte: Am 16. Oktober sei die Beerdigung des Vaters gewesen. Zwei Tage später habe der Vermieter wohl damit begonnen, die Wohnung des Verstorbenen zu räumen. Möbel, aber auch persönliche Dinge wie Fotos und Papiere seien vom Balkon der Wohnung in der fünften Etage aus in einen Container vorm Haus geworfen worden. Vieles sei dabei zu Bruch gegangen – und durch die Regenfälle in den vergangenen Tagen zerstört worden.

Familie Roskosch hat aus der Wohnung des verstorbenen Vaters ein Bild von dem Container gemacht, in dem das Hab und Gut  des 72-Jährigen gelandet ist.
Familie Roskosch hat aus der Wohnung des verstorbenen Vaters ein Bild von dem Container gemacht, in dem das Hab und Gut des 72-Jährigen gelandet ist. © Roskosch

Was die Familie vor allen Dingen sprachlos macht: „Zum Zeitpunkt der Räumung kann der Vermieter offiziell noch gar nichts gewusst haben vom Tod unseres Vaters“, sagt Anna Roskosch. Allerhöchstens „über den Flurfunk“ im Haus, könne die Nachricht durchgedrungen sein. Mit der Familie, so die 39-Jährige weiter, habe man keinen Kontakt aufgenommen. „Es hat lediglich einen Anruf bei meiner Schwester gegeben. Die ist Ärztin, konnte das Gespräch nicht annehmen. Danach nichts mehr.“ Auch sei zu dem Zeitpunkt die Wohnung des Vaters noch gar nicht gekündigt gewesen. Roskosch: „Wir haben das Beerdigungsinstitut damit beauftragt, den offiziellen Schriftverkehr zu übernehmen. Das hat aber noch nicht zwei Tage nach der Beerdigung stattgefunden.“

Ein Nachbar des Verstorbenen hat die Familie über die Räumung der Wohnung informiert

Von der Räumungsaktion hätten die Geschwister überhaupt nur durch den Anruf eines Nachbarn des Verstorbenen erfahren. Man sei daraufhin sofort zum Haus an der Bülser Straße gefahren, habe den Container gesehen – und wie die mittlerweile bis auf wenige Möbelstücke ausgeräumte Wohnung ausgesehen habe. „Es war ein einziger Scherbenhaufen. Alles, was mein Vater geliebt hat, seine Ölbilder, sein Lieblingssessel, ist zerstört worden!“ In Richtung Hausverwaltung sagt sie: „Die haben sich mit dieser Aktion durch und durch strafbar gemacht!“

Blick in die Wohnung der Verstorbenen an der Bülser Straße 142. Dort stehen nach der Räumungsaktion durch den Vermieter kaum noch Möbel, aus der Kommode wurden sogar schon Schubladen und Türen herausgenommen.
Blick in die Wohnung der Verstorbenen an der Bülser Straße 142. Dort stehen nach der Räumungsaktion durch den Vermieter kaum noch Möbel, aus der Kommode wurden sogar schon Schubladen und Türen herausgenommen. © Roskosch

Nach der Besichtigung der Wohnung habe die Familie direkt Anzeige bei der Polizei in Recklinghausen erstattet. Anna Roskosch: „Dort hat man uns geraten, sofort das Schloss an der Wohnungstür auszutauschen, was wir auch getan haben.“ Darüber hinaus sei der Familie von der Polizei noch gesagt worden, man solle am nächsten Tag so früh wie möglich an der Wohnung sein, um so herauszufinden „wer denn da illegal die Räume betritt.“ Roskosch: „Das haben wir auch getan und so auch mitbekommen, dass es wohl der Hausmeister war, der im Auftrag die Containerfirma beauftragt hat.“

Sprecherin des Polizeipräsidiums bestätigt den Eingang der Anzeige

Das Polizeipräsidium Recklinghausen bestätigt auf WAZ-Anfrage den Eingang der Anzeige am 19. Oktober. Es werde, so Behördensprecherin Annette Achenbach, wegen „Hausfriedensbruch und Diebstahl“ ermittelt. Darüber hinaus sei die Polizei am Tag nach Anzeigenerstellung nach einem Anruf auch selber an der Bülser Straße 142 vor Ort gewesen, weil wohl veranlasst worden sei, den vollen Container gegen einen leeren auszutauschen. Das, bestätigt Anna Roskosch, sei dann aber von den Polizeibeamten unterbunden worden. Der volle Container, aus dem oben der Fernsehsessel des Verstorbenen ein Stück herausragt, stehe nach wie vor am Haus.

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Gespräche der Familie mit der Hausverwaltung, berichtet die Tochter weiter, seien bislang wenig erfolgreich verlaufen. Eine Anfrage der WAZ Gladbeck zu den Vorgängen wurde von der Haus- und Mietverwaltung A&T Immobilien per Mail mit dem Satz beantwortet, man werde hierzu keine Stellungnahme abgeben, da „es sich in der angefragten Angelegenheit um ein laufendes Verfahren handelt“. Aus datenschutzrechtlichen Gründen sei man auch nicht dazu befugt, „Daten, die das Mietverhältnis betreffen, preiszugeben“.

Anna Roskosch hat für die Familie mittlerweile eine Anwältin eingeschaltet: „Sie hat in unserem Namen noch mal Strafanzeige erstellt, um der Sache noch mehr Nachdruck zu verleihen.“