Recklinghausen/Gladbeck. Immer öfter gehen in der Feuerwehrleitstelle E-Calls ein. Moderne Autos setzen bei Unfällen Notrufe ab. Wie die Feuerwehr damit umgeht.

Wer sich das Einsatzprotokoll der Feuerwehren im Kreis Recklinghausen anschaut, entdeckt dort immer häufiger das Einsatzstichwort „E-Call“, manchmal noch versehen mit dem Hinweis „ohne Gespräch“. Dahinter verbergen sich Notrufe, die automatisch von Fahrzeugen ausgelöst wurden, wie die Pressestelle des Kreises auf Anfrage erklärt. Der Zusatz„ohne Gespräch“ beziehe sich auf Fälle, in denen die automatisierten Notrufe, die „E-Calls“, in der Leitstelle eingehen, ohne dass es Kontakt zu einer Person am anderen Ende der Leitung gibt.

Pkw kollidiert mit Lkw – Unfall in einem Gewerbegebiet

Erst Ende August war die Leitstelle des Kreises über einen sogenannten „E-Call“ zu einem Unfall im Dorstener Gewerbegebiet Dorsten-Ost gerufen worden. Hier war ein junger Mann beim Abbiegen mit einem Lkw kollidiert. Sein Skoda hatte daraufhin automatisch einen „E-Call“ abgesetzt. Laut Allgemeinem Deutschen Automobilclub (ADAC) sind europäische Autohersteller seit April 2018 dazu verpflichtet, ihre neuen Automodelle mit dem „E-Call“ auszurüsten.

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Kommt es zu einem schweren Unfall, könne durch einen „E-Call“ kostbare Zeit gespart werden. „Wenn man sich einen nächtlichen Alleinunfall vorstellt, bei dem der Fahrer so schwer verletzt ist, dass er den Notruf nicht selbst absetzen kann und auch niemand sonst auf der Straße unterwegs ist, der helfen kann, dann sind die ‚E-Calls‘ eine super Erleichterung“, erklärt Svenja Küchmeister, Pressesprecherin des Kreises.

Wie das automatische Notrufsystem funktioniert

Aber wie funktioniert das automatische Notrufsystem? Welche Informationen kommen in der Kreis-Leitstelle an, wenn ein „E-Call“ auslöst? Svenja Küchmeister unterscheidet zwischen mehreren „E-Call“-Varianten. Zum einen könne ein „E-Call“ durch einen Aufprall oder andere, vom Hersteller festgelegte, Parameter ausgelöst werden. So wie es beim Unfall in Dorsten der Fall war.

Darüber hinaus könne der Fahrer aber auch manuell einen „E-Call“ absetzen, beispielsweise im Falle eines Herzinfarkts oder einer drohenden Ohnmacht. In den meisten Neuwagen sind dazu SOS-Notruf-Knöpfe verbaut. „Dann kann der Fahrer oder Beifahrer beim Rechts-Ranfahren einfach den Knopf drücken. So muss im Notfall niemand erst sein Handy suchen“, erklärt Svenja Küchmeister. Der Kreis-Leitstelle würden mit Absetzen des „E-Calls“ dann der Unfallzeitpunkt sowie die genauen Koordinaten des Autos übermittelt, in den meisten Fällen auch die Anzahl der Pkw-Insassen (sofern die Sicherheitsgurte angelegt waren). Dazu nutzt das „E-Call“-System den Mobilfunk sowie Satellitenortung. Ist der Fahrer ansprechbar, könne er im Gespräch mit der Leitstelle weitere wichtige Informationen – wie bei einem „normalen Notruf“ – mitteilen.

Bislang ist es kaum zu fehlerhaften Notrufen gekommen

In einer dritten Variante des „E-Calls“ lande der Notruf zunächst in einer Leitstelle des Herstellers. Von dort aus wird der Notruf dann an die Feuerwehr weitergeleitet. So hilfreich technische Mittel sein können, so anfällig sind sie oftmals auch für Fehler. Doch im Kreis Recklinghausen seien bisher nicht viele fehlerhafte oder gar missbräuchliche Nutzungen aufgefallen. „Die Feuerwehr verzeichnet eine geringe Fehlerquote. Gerade der automatisierte ‚E-Call‘ ist verlässlich“, heißt es aus der Pressestelle des Kreises.

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Dass das Auto bei einem einfachen Park-Rempler einen Notruf absetze, sei also eher unwahrscheinlich. Es sei aber schon vorgekommen, dass Autofahrer versehentlich selbst den SOS-Knopf ausgelöst haben. So sei der Schreck bei einem Fahrer groß gewesen, als sich plötzlich die Leitstelle über die Freisprechanlage in seinem Wagen meldete. Küchmeister: „Der Fahrer wollte sein Schiebedach öffnen und hat dabei den falschen Knopf gedrückt. Aber das passiert nur wirklichselten.“