Gladbeck. Ob Regeln zur Außengastronomie oder drohende Mehrwertsteuererhöhung – vieles prasselt auf Gastronomen ein. Ein Existenzgründer berichtet.
Vor drei Monaten hat Joel Markmann ein kleines Café in der Rentforter Straße eröffnet. Und eigentlich ist der 28-jährige Gladbecker mit dem Start in die Selbstständigkeit ganz zufrieden – wenn da nicht das Problem mit den Tischen vor seinem Betrieb wäre. Das Ordnungsamt, so schildert es der junge Existenzgründer, hatte es zunächst abgelehnt, einen Parkplatz vor dem Café und die Flächen neben den Treppenstufen, die ins Innere führen, für die Außengastronomie zur Verfügung zu stellen. Mittlerweile sei die Stadt aber nach einem Ortstermin zu einer anderen Einschätzung gekommen. Jetzt habe er erfahren, dass er nun doch Tische vor seinem Café aufstellen dürfe.
Das berichtete Markmann bei der Veranstaltung „Mitte im Dialog: Teller-Hürden der Gladbecker Gastronomen“, zu der Arif Colak und CDU-Ratsherr Robert Ernst in den Weinhandel von Martin Volmer in der Marktstraße eingeladen hatten. Ums kleine Café von Joel Markmann im Besonderen und die Situation der Gastronomie im Allgemeinen ging es bei der lockeren Gesprächsrunde.
Gesprächsrunde sieht Gladbecker Wirtschaftsförderung stärker gefordert
Dass die Stadt dem Jungunternehmer die Flächen für die Außengastronomie zunächst verweigert hat, dafür zeigte CDU-Ratsherr Jörg Baumeister kein Verständnis. Es sei doch wichtig, die Innenstadt attraktiv zu gestalten. Die Rentforter Straße sei ohnehin „ein bisschen problematisch“, umso mehr müssten die Betriebe unterstützt werden, die sich dort engagierten.
Die Runde war sich einig, dass städtische Wirtschaftsförderung und City-Management mehr auf Betriebsgründer und an einer Ansiedlung interessierte Unternehmer zugehen müssten. Welche Hürden gibt es, welche Förderungsmöglichkeiten? Welche Anträge müssen gestellt werden? Solche Fragen sollte die Kommune von sich aus ansprechen, um den Start-ups unter die Arme zu greifen.
Kaum Vernetzung der Gastronomen untereinander
Joel Markmann: „Einfach mal kommen, einen Kaffee trinken und quatschen.“ Die City-Managerin, so der 28-Jährige, habe das gemacht. Von sich aus das Rathaus aufzusuchen, das sei bei einer Öffnungszeit täglich von 9 bis 16 Uhr mit entsprechenden Vor- und Nachbereitungszeiten kaum möglich.
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Die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung war nicht das einzige Thema an diesem Abend. Wie sieht’s mit der Vernetzung der Betriebe untereinander aus?, wollte Arif Colak wissen. Gebe es, abgesehen von persönlichen Kontakten, nicht, antwortete Gastgeber Martin Volmer. Er regte einen Stammtisch an, gab aber auch zu bedenken, dass Gastronomen häufig Einzelgänger seien und zudem wenig Zeit hätten. Arif Colak brachte eine Broschüre – auch in digitaler Form – ins Gespräch, um die Restaurants, Bars und Cafés in Gladbeck vorzustellen.
Drohende Mehrwertsteuererhöhung sorgt in Gladbecker Gastro für höhere Preise
Wie wirkt sich die für 2024 vorgesehene Erhöhung der Mehrwertsteuer von sieben auf 19 Prozent aus? Ganz klar: Die Preise steigen, so Joel Markmann. Er geht bei seinen Mittagsgerichten, die zwischen sechs und zehn Euro kosten, von einem Plus von einem Euro aus. Der 28-Jährige, der selbst in der Küche steht und kocht, trauert derweil ein wenig den verpassten Möglichkeiten in seinem ersten Sommer als Selbstständiger nach. „Außengastronomie ist extrem wichtig für ein Café“, sagte er. Drei Monate habe er durch „die Fehlinformation“ verpasst. Er hofft nun auf ein Entgegenkommen der Stadt.
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Bei der nächsten Veranstaltung „Mitte im Dialog“ im Herbst – der genaue Termin steht noch nicht fest – geht es um den Wochenmarkt. Zu Gast ist dann der Käsehändler Wim Smit.