Gladbeck. Seit Anfang September wird auf zwei Parkplätzen an der Rentforter Straße in Gladbeck geschlemmt statt geparkt. Diese Bilanz ziehen Gastronomen.
Mehr Platz für die Außengastronomie und damit eine bessere Aufenthaltsqualität auf der Rentforter Straße in Stadtmitte – das will die Stadt Gladbeck unter anderem mit sogenannten Parklets schaffen und Parkplätze für die Gastronomie statt zum Parken nutzen. Seit Anfang des Monats läuft der Modellversuch, bei den Kunden kommen der Extra-Platz und zusätzliche Sitzgelegenheiten für Außengastronomie gut an und auch die Gastronomen vor Ort sehen einige Vorzüge. Jedoch lohnt sich die erweiterte Gastronomiefläche nicht für alle.
Vor allem Lokale, die sich auf Speisen zum Mitnehmen spezialisiert haben, sind eher auf Parkplätze als auf Sitzgelegenheiten angewiesen. Royal Donuts und Hashtag Schmeckt bewirten ihre Kundinnen und Kunden derzeit in den Parklets. „Das neue Angebot kommt bei den allermeisten Kunden gut an und die Straße ist dadurch belebter. Es hat sich langsam auch herumgesprochen, dass es hier jetzt mehr Sitzgelegenheiten gibt, die bei gutem Wetter auch mehr genutzt werden, als wir vorher dachten. Mit dem ersten Monat sind wir schon mal zufrieden und wir sind froh, dass es mehr Sitzplätze gibt“, zieht Hatice Uluc, Inhaberin von Hashtag Schmeckt, eine erste Zwischenbilanz.
Gastronomen wünschen sich Außengastro auch 2022
Das erweiterte außengastronomische Angebot auf der Rentforter Straße soll zunächst bis Ende des Jahres bestehen. Die Gastronomen vor Ort rechnen jedoch eher damit, die Parklets bis Oktober zu nutzen. „Wenn es zu kalt wird, um draußen zu sitzen, könnte man bestimmt auch wieder die Parkplätze nutzen“, findet Hatice Uluc.
Die Hashtag Schmeckt-Inhaberin hofft, dass die neuen Sitzgelegenheiten im nächsten Jahr wieder zur Verfügung stehen und bis zum Frühjahr noch bekannter werden. „Sobald es wieder wärmer wird, wollen ja alle Leute rausgehen und auch draußen essen. Wir würden uns freuen, wenn wir dann wieder viele Sitzplätze draußen anbieten können und die Straße wieder belebt wird“, so Uluc.
Das Angebot auf der Rentforter Straße in Gladbeck ist stark vom Wetter abhängig
Auch, wenn einige Gäste sich über die zwei fehlenden Parkplätze ärgern, überwiegt für Uluc der Nutzen gerade in Corona-Zeiten: „Für die Außengastronomie brauche ich keine Nachweise oder ähnliches, ich kann also auch spontan und unkompliziert einfach vorbeikommen und etwas essen.“ Wie bei fast jedem außengastronomischen Angebot sind auch sie sehr vom Wetter abhängig. „Bei gutem Wetter treffen sich hier draußen zum Beispiel viele Schüler nach der Schule“, weiß Hanan Khodr, Mitarbeiterin bei Royal Donuts, die bis zu acht Gäste im Parklet bewirten kann.
Auch Uluc bemerkt schon im ersten Monat: „Solange das Wetter mitspielt, sitzen die Leute auch draußen. Da ist ein richtiger Sitzplatz dann die bessere Alternative zur Parkbank, die man sich sonst vielleicht suchen muss.“ Bei eher bewölktem Wetter wie am Samstagmittag bleibt es auf der kleinen Gastromeile dagegen ziemlich leer und manch einer trauert den zwei belegten, aber nicht genutzten Parkplätzen hinterher.
Für die Gastronomen ergibt sich auch ein neuer Konflikt
Gerade für den Verkauf von Speisen, die die Kunden hauptsächlich mitnehmen, lohne sich der extra Platz nämlich weniger. Hang Nguyen, Mitarbeiterin bei Bowllicious, findet, Parkplätze zu Sitzgelegenheiten zu machen, sei eine schöne Idee und sie sehe immer wieder augenscheinlich zufriedene Menschen in der neu geschaffenen Außengastronomie. „Für Gastronomen, die Speisen vor Ort anbieten und vor ihrem Laden wenig Platz haben, ist das eine gute Alternative. Wenn man wie wir aber vor allem to go anbietet, ist man aber natürlich auf Parkplätze angewiesen“, erläutert Nguyen den Konflikt zwischen dem neuen Sitzangebot und dem Erhalt von Parkmöglichkeiten auf der Rentforter Straße.
Neben der geringeren Parkplatzzahl ist für Tugary Berber auch der Sicherheitsaspekt wichtig: „Es ist für uns einfach zu unsicher, da zu sitzen. Viele Autos fahren hier viel schneller als 30 Stundenkilometer, da will man dann nicht direkt an der Straße sitzen“, findet der Mitarbeiter des Efes-Grills. Wie bei Bowllicious komme man hier gut mit den wenigen Sitzplätzen direkt auf dem Bürgersteig oder – wenn die Corona-Lage es zulässt – mit dem Platzangebot im Ladenlokal aus, weil viele Kundinnen und Kunden nicht vor Ort essen. Berber könnte sich jedoch eine erweiterte Außengastronomie auch für den Efes-Grill vorstellen, „wenn das hier eine ruhigere Straße oder verkehrsberuhigter Bereich wird“, so der Gastronom.