Gladbeck. In der Großküche der Caritas Gladbeck werden täglich hunderte Gerichte gekocht. Warum die Atmosphäre trotzdem familiär und entspannt ist.

Sahneduft in der Luft. „Das passt, da muss nichts mehr dran.“ Jens Neumann guckt zufrieden auf gute 200 Liter Hühnchengeschnetzeltes, die da im großen Schnellkochtopf vor sich hinköcheln. Pfeffer und Salz, Rosmarin aus dem eigenen Vorgarten, alles abgeschmeckt. So viel Liebe für ein Gericht, das ist nicht unbedingt das, was man in einer Großküche erwarten würde, die 600 Essen am Tag durch Gladbeck schickt. Bei der Caritas ganz normal, für alle Hungrigen beim kostenlosen Mittagstisch, für Schulkantinen, Essen auf Rädern und mehr.

Jens Neumann ist nicht allein in der Küche, na klar, neben seiner Kollegin Maria Lux hat er Unterstützung durch die Mitarbeiter der Caritaswerkstätten, zum Beispiel durch Jörg. Der ist schon seit 15 Jahren dabei, Jens Neumann ordnet ein: „Wenns irgendwo schön ist, bleibt man.“ Stimmt, und obendrauf sieht es in der Küche nicht nur gut aus – vom Duft ganz zu schweigen – der Umgang stimmt.

Caritas in Gladbeck: Koch und Lehrer zugleich

„Da gibt es Küchen, da herrscht aber ein ganz anderer Ton“, sagt Neumann und grinst, während er Erbsen und Möhrchen in die Linsensuppe rührt. Er muss es wissen, sein Vater war Metzger und hat ihm die Gastronomie in die Wiege gelegt, Großküchen hat er hinter sich, aber auch in Restaurants gearbeitet. „Dafür muss man geboren sein“, ist er, kein Zweifel.

Jens Neumann muss in der Küche der Caritas Gladbeck täglich hunderte Essen zubereiten – auf frische Zutaten verzichtet er trotzdem nicht.
Jens Neumann muss in der Küche der Caritas Gladbeck täglich hunderte Essen zubereiten – auf frische Zutaten verzichtet er trotzdem nicht. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Und gleichzeitig ist er ja quasi noch Lehrer. Seine Kollegen, viele davon mit Einschränkungen, wollen betreut werden, auch wenn sie selbstständig arbeiten. „Zwischendurch immer mal probieren, abschmecken, das wäre zum Beispiel eine Lektion. Wir schauen natürlich, ob man den ein oder anderen in die Gastronomie vermitteln kann.“

Ein Team, eine Familie: „Nimm mal den Wackelpeter“

Gebrüllt, geschimpft wird in der Caritas-Küche jedenfalls nicht. Und gesiezt auch nicht. „Da kenne ich Küchen, da führt sich der Chef auf wie ein Alleinherrscher“, sagt Jens, „wir sind wie jedes andere Team hier in den Werkstätten, wir halten zusammen.“ Deswegen muss man auch keine Angst haben, mal was nachzufragen. Kevin zum Beispiel, heute in der kalten Küche beschäftigt, fragt sich, ob er wohl auch Bananen matschen könnte. Als Nachtisch für die Menschen, die nicht mehr so gut kauen können. „Ne, nimm mal Wackelpeter, den können die auch gut schlucken“, sagt Jens Neumann.

„Außerdem“, Jens Neumann grinst, „sieht der Bananenmatsch nicht mehr so gut aus, wenn da Luft drankommt, der wird schnell schwarz. Ich hätte auch sagen können ‘der sieht schnell beschissen aus’.“ Kevin grinst auch, und hat verstanden, ab in den Kühlraum, Wackelpudding holen. Dass die Uhr tickt und alle Gerichte um 10 Uhr in den Lieferwagen sein müssen, es fühlt sich nicht so an im Keller der Werkstätten. Und dass die Köche schon um 6 Uhr am Herd standen, merkt man der fidelen Mannschaft auch nicht an.

Die beliebtesten Gerichte aus der Großküche der Caritas

Eine ungewöhnliche Küche also, die Großküche der Caritas. Und in manchen Dingen dann doch wie so viele andere. „Currywurst und Bolognese-Sauce, das machen wir schon öfter als alles andere“, Neumann taxiert die Bockwürste und Frikadellen für’s Wochenende, „und Kaiserschmarrn“. Kaiserschmarrn ohne Herd? „Ne, unserer großen Schnellkochtöpfe können alles. Kochen, braten, erwärmen“, sagt der Chefkoch, und drückt auf ein paar Knöpfchen.

Gewusst wie: Dustin Sevindik portioniert die Brötchen für die Linsensuppe und sorgt dafür, dass genau die richtige Menge an allen Stellen landet, die die Großküche der Caritas in Gladbeck beliefert.
Gewusst wie: Dustin Sevindik portioniert die Brötchen für die Linsensuppe und sorgt dafür, dass genau die richtige Menge an allen Stellen landet, die die Großküche der Caritas in Gladbeck beliefert. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Gegenüber kärchert Jörg schon die Küche, klar Schiff machen für’s Wochenende, Kollege Dustin sortiert die Brötchen für die Linsensuppe. Gleich gibt es Essen in Gladbeck, 600 Mal, das seinen Anfang in der Großküche der Caritas genommen hat. In einer Küche, wie es sie zu tausenden gibt. Und die doch ganz besonders ist.