Gladbeck. . In den Werkstätten an der Mühlenstraße sind die Arbeitsplätze speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmt. Betreuer kümmern sich um die Beschäftigten.
- Arbeit ist wichtig für die Beschäftigten, so die pädagogische Leiterin der Werkstätten
- Die jüngsten Beschäftigen in den Caritas-Werkstätten sind 18 Jahre alt
- Auch das Mittagessen kommt aus der eigenen Küche an der Mühlenstraße
In den Fluren der Caritaswerkstätten in der Mühlenstraße hängen Fotos der Beschäftigten. Im Eingangsbereich gibt es einen Kiosk und einige Kickertische. Über ein Treppenhaus gelangt man in die Näherei im ersten Obergeschoss.
Hier rattern schon seit 8.15 Uhr die Näh- und Kettelmaschinen. Es werden Kissen, Bezüge für Klappmatratzen und Staubsaugerfilter hergestellt. Alexandra Düing erklärt, wie sie die Kissen zunächst befüllt und dann zunäht. Vanessa Koselowki arbeitet an den Matratzenbezügen.
Da sie im Rollstuhl sitzt und ihre Auge-Fuß-Hand-Koordination nicht ausreichend funktioniert, hat sie einen speziellen Arbeitsplatz. „Ich bediene die Maschine mit dem Ellbogen statt mit dem Fuß“, erklärt sie. Damit kann sie sogar Reißverschlüsse an die Bezüge nähen.
Arbeit für Behinderte extrem wichtig
Insgesamt arbeiten in den Caritaswerkstätten täglich 270 Menschen mit unterschiedlichen geistigen Behinderungen. Die Jüngsten sind 18 Jahre alt, mit 65 gehen die Beschäftigten in Rente. Manchen würde man ihre Behinderung gar nicht ansehen, wenn man ihnen auf der Straße begegnen würde, andere brauchen eine Rundumbetreuung.
Nadine Hellwig, pädagogische Leiterin der Einrichtung, kennt sie alle beim Vornamen. „Das Bewusstsein für Menschen mit geistiger Behinderung ist in unserer Gesellschaft immer noch relativ gering. Gerade deshalb ist die Arbeit für die Menschen hier extrem wichtig. Sie gibt ihnen das Gefühl, etwas zu können und gebraucht zu werden“, weiß Hellwig. Einige sind auch an Außenarbeitsplätzen wie dem Kiosk im Bahnhof-West oder der Postfiliale in Alt.-Rentfort eingesetzt.
Auch das Essen kommt aus der eigenen Küche
Ein Beschäftigter hilft sogar bei der Betreuung der Menschen mit höherem Behinderungsgrad mit. Die Behinderten kommen täglich um 8 Uhr in die Werkstatt, einige zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln, andere werden vom Fahrdienst abgeholt. Um 16 Uhr endet der Arbeitstag. In der Mittagspause wird das Essen serviert, das ebenfalls in der Werkstatt selbst gekocht wird und außerdem an mehrere Schulen und Kindergärten in Gladbeck geliefert wird.
Die Anzahl der Betreuungspersonen in den einzelnen Abteilungen richtet sich nach dem Behinderungsgrad der Beschäftigten. In der Näherei kommt ein Betreuer auf zwölf Behinderte, in anderen Bereichen ist eine Betreuungskraft für nur vier Personen zuständig.
„Wir haben eine Aufnahmepflicht“
Grundsätzlich kann jeder, der eine geistige Behinderung hat, in den Caritaswerkstätten eine Arbeit finden. „Wir haben eine Aufnahmepflicht“, sagt Nadine Hellwig. Nach einem Beratungsgespräch folgt ein dreimonatiges Eingangsverfahren, in dem die Fähigkeiten und Interessen festgestellt werden.
Anschließend beginnt der Berufsbildungsbereich, in dem die Beschäftigten zwei Jahre lang alle notwendigen Fertigkeiten erlernen. „Wir kämpfen im Moment dafür, dass Teile der Ausbildung anerkannt werden. Das würde den Einstieg in die reguläre Berufswelt enorm erleichtern“, so Hellwig.
Heute ist der letzte Arbeitstag vor der zweiwöchigen Sommerpause. Zum Abschied steht weniger die Arbeit sondern vielmehr das fröhliche Beisammensein im Vordergrund. Die Ferien haben sich alle redlich verdient.