Gladbeck. Moritz Lenger dreht und schneidet Videos. Gearbeitet hat der Gladbecker schon für Internetstars und fürs Fernsehen. Seine kuriosesten Drehs.
2021, Berlin: Der Gladbecker Moritz Lenger steht in der Präsidentensuite eines renommierten Hotels, dem Maritim. Hier dreht er gerade mit Youtube-Freund Lukas Ortner, Künstlername „Puuki“, ein Video für dessen Kanal. Über den Zimmerservice bestellen sie einen „riesen Müllsack voller Eiswürfel, um eine Doppelbadewanne komplett vollzumachen“. Das Ganze ist Teil einer Challenge: Wer hält es am längsten im Eisbad aus? Einer der bizarrsten Momente seiner bisherigen Videoproduzenten-Karriere, findet Lenger. „Da habe ich mich schon gefragt, was haben sich die Leute des Service gedacht?“ Aber der Reihe nach.
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Der Startschuss für Moritz Lengers Karriere war radio-ruhrlife, ein kleiner lokaler Webradiosender aus Gladbeck. „Da habe ich das komplette Team und die Technik mitaufgebaut“, erklärt der 26-Jährige. Von dort aus ging es für ihn weiter zu einem Social-Media-Radio, er arbeitete als Moderator. Bei einer Preisverleihung zeichnete er unter anderem den Youtube-Kanal „Gewitter im Kopf“ (Zwei Millionen Abonnenten) aus.
Mit der Produktion von Videos beschäftigt sich Moritz Lenger seit dem Teenager-Alter
Schritt für Schritt rutschte Lenger immer mehr in die Youtube-Szene. Videos hat Lenger ohnehin, schon seit er 2009 auf die weiterführende Schule gegangen ist, auf die Werner-von-Siemens Realschule in Gladbeck, hobbymäßig gedreht und geschnitten. Beim Webradio spielten Bewegtbilder, auch wenn es manch klassischer Autoradiohörer nicht vermuten würde, ebenfalls eine große Rolle. „Ein wichtiges Element beim Radio, vor allem beim Webradio mit junger Zielgruppe, ist, dass du die Leute siehst und siehst, was sie machen. Nur die Stimme ist oft langweilig“, erklärt er.
Da die Youtube-Szene für Moritz „schon immer eine große Begeisterung“ darstellte, habe er „richtig Bock“ auf die Arbeit mit den freischaffenden Künstlern, die auf der Plattform das drehen, was ihnen gefällt. Eins kam zu anderen, Moritz Lenger, der sagt, die ganze Branche bestünde zu 90 Prozent aus Empfehlungen und Kontakten, wurde dem aufstrebenden Essener Youtuber Younes Jones empfohlen. „Er hat damals einen Videografen gesucht, hatte vorher alles komplett allein gemacht. Er hat jemand gesucht, der es professioneller umsetzt.“
Mit Youtuber Younes Jones feierte Lenger große Erfolge - und erlebte auch die Schattenseiten
Fortan arbeitet Lenger für Jones. Als der Gladbecker dem Essener zur Seite sprang, hatte der noch rund 480.000 Abonnenten. Nach zweieinhalb Jahren gemeinsamer Arbeit knackte der Kanal die magische Eine-Million-Marke. Kurzfilme, in den es um lustige Sketche geht, erreichten bis zu sieben Millionen Klicks. Moritz Lenger war für die gesamte Produktion zuständig: von der Planung des wöchentlichen Contents über den Dreh, den Schnitt und die Veröffentlichung auf der Internetplattform.
Der Erfolg des Duos brachte aber auch Schattenseiten mit sich. „Dadurch, dass ich auch selbst dort sehr in der Öffentlichkeit stand“ – Lenger spielte immer wieder auch Rollen in den Sketchen – „habe ich einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt.“ Der Produzent wohnte zu den Younes-Jones-Zeiten in der Gladbecker Innenstadt, weil zumeist junge Fans ihn erkannten und vor der Haustür standen, musste er aber wegziehen. Ein Videodreh 2019, bei dem ein Überfall simuliert werden sollte, wurde falsch aufgefasst – es kam zu einem Polizeieinsatz in Essen, Moritz Lenger mittendrin.
Für welche ARD-Fernsehsendung der Videograf schon unterwegs war
Ansonsten aber hat der Videoexperte durch seinen Beruf schon viel Positives erlebt, ist unheimlich viel unterwegs. Unter anderem war er für Drehs bei den Pyramiden in Ägypten, in Albanien und in Kroatien. Nach dem Termin mit der WAZ geht es für Lenger direkt nach München, anschließend nach Wien. Er freut sich: „Man bekommt auch privat neue Eindrücke.“
Fürs Fernsehen war der Gladbecker schon am Set der ARD-Kultshow „Verstehen Sie Spaß“. Mitgewirkt hat er auch da in seinem Spezialbereich, er produzierte Youtube-Ableger der Sendung. „Da haben wir, glaub’ ich, vier Drehtage draußen in der Kälte gedreht. Mit versteckter Kamera haben wir am Einkaufszentrum auf dem Parkplatz gedreht, haben Schilder aufgestellt und gesagt, ‘ab hier nur schöne Autos’. Dann kam das Ordnungsamt und hat jedes Auto weggejagt.“
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Mit seiner selbstgegründeten Firma „Lenger Media“ arbeitete der 26-jährige auch schon für Unternehmen wie Sony. Für den Musikgiganten „habe ich die Künstler von Alphaville bei der RTL-Chartshow begleitet“. Die Sparkasse ist ebenfalls unter Lengers Kunden. Ein breites Spektrum eben, für das gedreht und anschließend geschnitten werden muss. Künftig will der 26-Jährige teils noch regionaler filmen, er kann sich gut vorstellen, Imagevideos von Künstlern vor Ort zu produzieren.