Gladbeck/Gelsenkirchen. Ein Gladbecker und ein Gelsenkirchener musizieren in Innenstädten, um Spenden für Obdachlose zu sammeln – die sind bei Auftritten „fassungslos“.

Mit einem breiten Lächeln im Gesicht stimmt Christian „Wild Love“ von Rea Garvey auf seiner Gitarre an, dazu trommelt Bernd rhythmisch auf seiner Cajón. Die beiden haben Spaß, singen aus vollem Herzen mit – das merkt man als Zuschauer sofort. Gerade sitzen die Musiker in ihrem gemeinsamen Probenraum, einem kleinen, gemütlichen Gartenhäuschen in Gladbeck-Schultendorf, oft sind sie als Duo „Töfte“ auf den Straßen des Ruhrgebiets unterwegs und sammeln mit ihrer Musik Spenden für gute Zwecke.

Musiker spielen in den Innenstädten des Ruhrgebiets – oft neben Obdachlosen

„Wir wollen Musik machen für die Leute, denen es nicht so gut geht, und gleichzeitig die Innenstädte beleben“, erzählt Christian Süß. So steht der Gladbecker regelmäßig mit seinem Gelsenkirchener Musikerkollegen Bernd Ozimkowski in den Fußgängerzonen der Umgebung und spielt Hits der 50er Jahre bis heute. Oft stellt sich das Duo gezielt neben obdachlose Menschen und legt mit seinem Musikprogramm los, um die Obdachlosen auf andere Gedanken zu bringen und Spenden zu sammeln.

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Süß und Ozimkowski möchten mit ihrer Musik kein Geld verdienen – sie sind beide berufstätig und wollen die Einnahmen durch ihre Auftritte lieber denen spenden, die selbst viel weniger Geld haben. Bernd berichtet: „Wenn wir anfangen zu spielen, können die Obdachlosen selbst oft kaum glauben, was da gerade passiert. Sie freuen sich und sind sehr dankbar, erst recht, wenn wir ihnen nach unseren Auftritten eine Handvoll Geld in ihren Hut schmeißen. Die Obdachlosen sind fassungslos – im positiven Sinne natürlich.“

Duo sammelt bei Auftritten im Schnitt etwa 80 Euro für gute Zwecke

Kennenlernten sich die beiden Musiker vor mehr als 30 Jahren durch eine Zeitungsanzeige, Bernd suchte Musiker für eine Band. Gemeinsam spielten sie jahrelang in der Ruhrpott-Party-Band „Trallafitti“, verloren sich dann allerdings aus den Augen. Vor vier Jahren fanden sie dann als Duo „Töfte“ wieder zueinander und hatten die Idee, ihre Bühnenerfahrung dafür zu nutzen, gute Zwecke zu unterstützen.

Mit Cajón (eine südamerikanische Kistentrommel) und Gitarre stehen Bernd Ozimkowski (links) und Christian Süß bei karitativen Veranstaltungen auf der Bühne.
Mit Cajón (eine südamerikanische Kistentrommel) und Gitarre stehen Bernd Ozimkowski (links) und Christian Süß bei karitativen Veranstaltungen auf der Bühne. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Seitdem spielen die beiden Ruhrpottler nicht nur in den Innenstädten, sondern etwa alle 14 Tage auch auf Veranstaltungen. Die Einnahmen gehen beispielsweise an die Caritas und Hospize. Im vergangenen Jahr unterstützten die Musiker zudem den Tannenbaumverkauf der Pfadfinder aus Zweckel. Im Schnitt etwa 80 Euro sammeln Bernd und Christian bei jedem Auftritt. Die nächste Veranstaltung steht am 19. August an: Beim Mehrgenerationenfest im Kneipp-Garten am St.-Barbara-Hospital Gladbeck präsentieren Bernd und Christian ihr rund drei Stunden langes Musikprogramm.

Freude steht bei Duo-Auftritten im Vordergrund: „Das ist unsere Stärke“

Im Vordergrund bei ihren Auftritten steht immer der Spaß an der Musik. Christian erzählt: „Wir bringen die Lieder mit Freude rüber, das ist unsere größte Stärke. Natürlich musizieren wir auch ganz ordentlich, aber das, was die Leute wirklich ansteckt, ist unsere authentische Begeisterung für die Musik. Deshalb spielen wir auch nichts, was uns nicht gefällt.“ Besonders gern gibt der 57-Jährige „If I were a Carpenter“ von Bobby Darin zum Besten, während sein 64 Jahre alter Duo-Kollege Bernd „Knocking on heaven’s door“ von Guns n’ Roses am liebsten spielt. Und das Publikum? „Das hört am liebsten die richtig bekannten Klassiker, beispielsweise von den Beatles und den Rolling Stones“, meint Bernd.

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Die Leidenschaft der beiden Musiker ist auch im Gespräch mit dieser Redaktion zu spüren: Zwischendurch greift Christian zu seiner Gitarre und klimpert verschiedene Melodien vor sich hin, während Bernd berichtet, dass selbst die Proben regelmäßig in der Öffentlichkeit stattfinden: „Wir ziehen uns nicht immer hier ins Gartenhäuschen zurück, um zu üben. Oft setzen wir uns einfach in Parks, beispielsweise in den Skaterpark Gladbeck, und fangen dort an, zu spielen. Da haben wir gar keine Skrupel, selbst wenn es an der einen oder anderen Stelle mal hakt. Die Menschen fühlen sich in der Regel gut unterhalten.“