Gladbeck. Dass „Project Germany“ ausfällt, enttäuscht junge Menschen – weil Gladbeck endlich einmal „was gehabt hätte“. Naturschützer sind erleichtert.

Bei Ballermann-Livemusik ausgelassen feiern, Bekannte treffen und die Show genießen – das alles war der Plan eines Gladbeckers für „Project Germany“. Die Partyveranstaltung, die über das gesamte Wochenende vom 11. bis 13. August auf den Vereinsgelände von Adler Ellinghorst gelaufen wäre, wurde bekanntlich nach Querelen zwischen Veranstalter und Stadt abgesagt. Sehr zum Unmut derjenigen, die sich wochenlang drauf gefreut hatten.

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„Natürlich ist man als Vereinsmitglied enttäuscht“, sagt der Gladbecker, den wir in Folge Sascha nennen. „Ich bin enttäuscht, dass so ein Festival nicht stattfindet, was man zu Fuß hätte erreichen können. Sonst sind solche Veranstaltungen immer weiter weg. Da wäre es cool gewesen, wenn man dort einfach hätte hinlaufen können.“ Ähnliche Festivals bedürfen aus Gladbecker Sicht schließlich immer auch Planungen, wie man hin- und zurückkommt. Das wäre diesmal anders gewesen.

Kein Project Germany in Gladbeck: „In erster Linie schade für den Verein“

Gemeinsam hatte Sascha mit neun Freunden einen Zehner-Tisch für den Samstag im Vorverkauf gebucht, 220 Euro latzten die Kollegen zusammen. Ob Sascha selbst skeptisch wurde, dass eine Musikparty mit Laser- und vor allem Pyroshow im Wittringer Wald stattfinden könnte? „Nein“, entgegnet er, „seitens des Vereins wusste ich, dass die Planungen sorgfältig sind.“

Dass nun feststeht, dass es in Gladbeck keine Festivalshow geben wird, findet Sascha in erster Linie „schade für den Verein“. Einnahmen von rund 15.000 Euro gehen Adler Ellinghorst durch die Lappen mutmaßt er, Geld, das die Adler in ihre neue Damenmannschaft, das Inklusionsteam und die Herrenabteilung hätten stecken können.

Naturschützer: Festival hätte so nicht über die Bühne gehen dürfen

Nach der Bekanntgabe, dass das Festival abgesagt wird, hat Sascha per Mail umgehend den Veranstalter angeschrieben, um herauszufinden, wie er und seine Freunde ihr Geld zurückbekommen. Dieser habe sich bereits tags drauf zurückgemeldet, mit der Information, dass alle Ticketkäufer für „Project Germany“ in Gladbeck ihr Geld innerhalb der nächsten sechs bis acht Wochen zurückerstattet bekommen. Der organisatorische Mehraufwand, der für den Veranstalter jetzt anfällt, wird nun durch Mitarbeiter getragen, die extra ihren Urlaub für die Rückabwicklungen verschieben, heißt es seitens der Partyplaner.

So oder so, sagt Michael Korn, Gladbecker Ansprechpartner des Naturschutzbunds Deutschland (NABU), hätte das Festival aber nicht stattfinden dürfen – oder wäre auf Kosten der Natur über die Bühne gegangen. „Aus Artenschutzsicht wäre eine Genehmigung dieses Festivals ohnehin nicht denkbar gewesen. Der Sportplatz der Adler liegt im Landschaftsschutzgebiet Wittringer Wald, alleine die Lichtverschmutzung und die Lärmbelastung wären zu viel gewesen.“ Eine Befreiung von den Auflagen des Naturschutzes hätte es zwar theoretisch geben können – „aber mir ist keine bekannt, und ich glaube auch nicht, dass sie vor dem Hintergrund der Art des Festivals erteilt worden wäre.“

Festival auf einem Ascheplatz: Entweder zugestaubt oder eingesunken

Denn auf Grundlage des Landschaftsrechts sei es untersagt, Tiere und wildlebende Pflanzen zu stören oder zu bedrängen – und das wäre bei Project Germany wohl nicht zu vermeiden gewesen. Dabei geht es nicht einmal um die vermeintliche Pyrotechnik, die die Stadt am Festivalkonzept bemängelt hat, die laut Veranstalter aber ohnehin bloß sogenannte Kalt-Pyrotechnik gewesen wäre. Lasershow und laute Musik hätten da schon gereicht.

„Dazu wäre dann ja noch die Parkplatzproblematik gekommen“, gibt Michael Korn zu bedenken – und ein ganz praktisches Problem, das eigentlich nichts mit dem Naturschutz zu tun hat. „Wenn es am Festivalwochenende trocken gewesen wäre, hätte es auf dem Ascheplatz wahnsinnig gestaubt – und wenn es geregnet hätte, wären die Menschen auf dem Platz eingesunken.