Gladbeck. Obwohl es vom Gesetz so vorgeschrieben wird, sind nicht alle Gladbecker Haltestellen barrierefrei. Warum das so ist und wo demnächst gebaut wird.

Genau genommen sollte es eigentlich gar kein Thema mehr sein müssen: die Barrierefreiheit von Bushaltestellen. Nach dem Personenbeförderungsgesetz ist es nämlich seit dem 1. Januar 2022 Pflicht, dass die Haltepunkte von Straßenbahnen und Bussen barrierefrei sind, bloß: Ausnahmen sind weiterhin erlaubt, und einklagbar ist die Barrierefreiheit auch nicht. Das bemängelt etwa die „Aktion Mensch“.

Auch in Gladbeck sind längst nicht alle Haltestellen frei von Hürden und Hindernissen. Immerhin, die Hälfte der 148 Haltestellen mit 323 Haltepunkten oder Haltekanten wurden seit den 1990er Jahren umgebaut, sagt Stadtsprecher David Hennig auf Anfrage. „Insbesondere wurden die Bordhöhen angehoben, um einen stufenlosen Einstieg zu ermöglichen.“

Das müssen barrierefreie Haltestellen vorweisen

Obendrauf wurde die Anfahrbarkeit der Haltepunkte verbessert. Das ist wichtig, damit die Busse auch tatsächlich direkt an die Bordsteinkante heranfahren können. Ist der Winkel zu spitz, zum Beispiel wegen parkender Autos, bringt auch eine vorbildliche Bordhöhe nichts. Außerdem steht den Fahrgästen an den bereits umgebauten Haltestellen mehr Platz zum „Rangieren“ zur Verfügung, mit Rollstühlen oder Kinderwagen etwa.

Diese Stationen seien „weitestgehend barrierefrei“, sagt Hennig, für eine vollständige Barrierefreiheit seien nur noch geringe Änderungen erforderlich. Insgesamt hält der Nahverkehrsplan Recklinghausen (NVP), der auch Gladbeck betrifft, einige Punkte vor, die als Qualitätsmerkmale für Barrierefreiheit angelegt werden.

Diese Gladbecker Haltestellen werden als Nächstes barrierefrei umgebaut

Neben dem „niveaugleichen Ein- und Ausstieg“, also ein Buseinstieg ohne Stufen, der guten Anfahrbarkeit und ausreichend Bewegungsspielraum gehören noch zwei weitere Aspekte dazu. Kontrastreiches, tastbares Pflaster soll sehbehinderten und blinden Menschen helfen, ausreichende Beleuchtung zum Beispiel dabei, den Fahrplan zu lesen.

Im Nahverkehrsplan steht auch, welche Haltestellen nicht umgebaut werden müssen – und welche es ganz besonders nötig haben. In Gladbeck sind das 23 Stück, drei davon sind bereits barrierefrei umgebaut, so Hennig. In diesem und im kommenden Jahr stehen die nächsten auf der Agenda, namentlich die Haltestellen Welheimer Straße, Fritz-Erler-Straße, Voßstraße, Feldhauser Straße, Am Park, Berliner Straße, Wittringer Straße, Mathiasstraße, Kibitzheidestraße, Helmutstraße und Wittringer Schule.

Personalmangel behindert den barrierefreien Haltestellenausbau

Wann die anderen an der Reihe sind, hängt auch davon ab, wann ein Zuschussantrag der Stadt bewilligt wird – allerdings, sagt David Hennig, rechne man nicht vor 2024 damit. „Der Umbau für diese Haltestellen erfolgt dann ab 2025.“

Dass sich der barrierefreie Ausbau der Bushaltestellen so sehr zieht, liege am Personalmangel, so der Stadtsprecher. „Wir bemühen uns, die Umbauten so schnell wie möglich voranzubringen. Jedoch ist allgemein bekannt, dass es gerade auch für die Kommunen immer schwieriger wird, entsprechendes Fachpersonal zu finden. Eine entsprechende Stelle, die sich genau mit diesem Thema befasst, war lange unbesetzt und konnte erst kürzlich wieder neu besetzt werden.“ Bei besagter Stelle handele es sich um einer Personalie im Ingenieuramt, im Bereich der Straßenplanung.

>> SO HILFT DIE VESTISCHE BEI DER BARRIEREFREIHEIT

  • Von der Bus-Seite aus hilft der Verkehrsbetrieb, dessen Fahrzeuge auch durch Gladbeck fahren, bei der Barrierefreiheit.
  • So können sich die Fahrzeuge dank Hydraulik zur Seite neigen, um ihren Einstieg auf Bordsteinlevel abzusenken.
  • Im Bus gibt es taktile Elemente, neongrüne Stangen an den Ausstiegen und in Zukunft vielleicht eine App für Blinde – die wird derzeit noch getestet.
  • Wollen Rollstuhlfahrer an Haltestellen zusteigen, die noch nicht barrierefrei sind, ist auch eine ganz klassische Rampe mit an Bord, die der Fahrer ausklappen kann.