Bottrop. Oliver Kirchhoff hat eine Kundin vor großem finanziellen Schaden bewahrt. So sensibilisiert die Polizei Senioren, Bankmitarbeiter und Angehörige.
Fast 30.000 Euro will die Kundin bei Oliver Kirchhoff abheben. Das macht den Mitarbeiter der Bottroper Targo-Bank misstrauisch, denn: „Ich kenne sie, sie kommt regelmäßig, und so große Summen hat sie noch nie verlangt. Das passt nicht zu ihr.“ Also spricht er die ältere Damen vorsichtig an, will wissen, wofür sie den hohen Betrag braucht, ob es wirklich Bargeld sein muss oder ob es nicht auch andere Wege gebe.
In dem Moment sei die Kundin immer nervöser geworden, habe schließlich gesagt, dass sie nichts sagen dürfe. Und war es anfangs noch die Sorge, die Seniorin mit einer so großen Menge Bargeld durch die Stadt gehen zu lassen, so gingen spätestens hier bei Oliver Kirchhoff alle Alarmglocken an. Und wie richtig er damit lag, sollte sich dann noch herausstellen. Denn die Kundin lässt sich auf ein Gespräch mit einem Kollegen ein, dort habe sie dann ihr Herz ausgeschüttet und der Kollege alarmiert schließlich die Polizei. Es stellt sich heraus: Oliver Kirchhoff und sein Kollege haben die Kundin vor großem finanziellen Schaden bewahrt.
Anruf von einem angeblichen Staatsanwalt setzt die Bottroperin unter Druck
Denn die hatte einen Anruf von einem angeblichen Staatsanwalt erhalten. Ihr Lebensgefährte habe einen tödlichen Unfall verursacht und damit er nun nicht in Haft muss, solle sie eine Kaution hinterlegen. Im Gespräch befragten die Betrüger die 78-Jährige zu ihrem Vermögen. Die machte sich dann gleich auf den Weg zur Bank – und traf hier glücklicherweise auf aufmerksame Mitarbeiter, die verhindern konnten, dass die Bottroperin Opfer einer Variante des so genannten Enkeltricks wurde. „Ich bin froh, dass wir sie vor finanziellem Schaden bewahren konnten“, sagt Oliver Kirchhoff.
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Denn selbstverständlich sind die Kundenberater einer Bank für solche Fälle sensibilisiert. Und es gelinge auch immer mal wieder, solche Betrugsversuche tatsächlich zu vereiteln, so Carsten Wicke, der für Bottrop zuständige Vertriebsdirektor der Targo-Bank. Vielfach arbeiteten im Service Mitarbeiter, die schon lange am Standort seien, die Kunden kennen und dann auch bemerken, wenn sie – wie in diesem Falle – eine Summe abheben, die so gar nicht ihren sonstigen Gewohnheiten entspreche.
Bank arbeitet eng mit der Polizei zusammen
Zudem arbeite man auch eng mit der Polizei zusammen, erklärt Dirk Suceska, Sprecher der Targo-Bank. Gerade wenn neue Betrugsmaschen aufkämen, lasse man sich aufklären und sensibilisiere auch die Mitarbeiter, in solchen Fällen wachsam zu sein und in Verdachtsfällen die Polizei zu informieren. Oliver Kirchhoff: „Wir sehen uns da durchaus in der Pflicht, unsere Kunden vor Schaden zu bewahren.“
Der Fall der 78-Jährigen sei dann noch aus einem anderen Grunde gut ausgegangen, erinnert sich Kirchhoff. Noch während sie in der Filiale war und mit der Polizei sprach, habe sich der Lebensgefährte gemeldet und sie gesucht. „Ich glaube, in dem Moment hat sie wirklich realisiert, dass alles in Ordnung ist.“ Aber auch die Polizei ist dankbar, dass Oliver Kirchhoff und sein Kollege so aufmerksam gehandelt haben.
Polizei Recklinghausen setzt auf Aufklärung auch seitens der Angehörigen
Denn solche Betrugsmaschen mit Schockanrufen von vermeintlichen Polizisten oder falschen Enkeln kommen immer wieder vor. Während der Fall in Bottrop glimpflich ablief, meldet die Polizei Recklinghausen zeitgleich einen Fall aus Castrop-Rauxel. Hier waren die Betrüger erfolgreich. Sie erbeuteten als falscher Polizist Bargeld sowie eine EC-Karte nebst Geheimnummer. Solche Fälle aufzuklären, die Drahtzieher dahinter zu ermitteln, das gestaltet sich schwierig. Die Polizei setzt daher stark auf Aufklärung, um solche Fälle möglichst zu verhindern.
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Die Polizei Recklinghausen setzt mit dem „Projekt Next Generation“ auch auf Angehörige, genauer auf Kinder oder Enkel. Sie sollten gegenüber älteren Menschen als Bezugsperson dieses Thema ansprechen und vermitteln, wie man sich im Zweifel verhalten sollte, denn, so die Polizei: „Nicht nur die betrogenen Seniorinnen und Senioren, auch die Jüngeren der ,Next Generation’ werden zu Opfern. Auch sie leiden emotional und unter dem finanziellen Verlust. Deshalb ist es in ihrem eigenen Interesse, sich zum Schutz der älteren Generation zu engagieren.“ Auf einem Flyer hat die Polizei alle Hinweise dazu zusammengefasst. Zahlreiche Partner wie etwa Senioreneinrichtungen beteiligten sich an dem Projekt, heißt es auf der Internetseite der Polizei.
Polizei in Duisburg will Taxifahrer sensibilisieren
Doch nicht nur Angehörige oder Bankmitarbeiter will man sensibilisieren. Die Polizei in Duisburg spricht nun auch gezielt Taxifahrer an. Denn die seien vielfach die letzte Station vor einer Geldübergabe. Aus dem Grund hat die Duisburger Polizei nun Flyer verteilt, darauf stehen Fragen, die sie ihren Fahrgästen stellen können, sollten sie Verdacht schöpfen. Gleichzeitig wollen Duisburger Taxi-Unternehmer den Flyer gut sichtbar in ihren Wagen anbringen, um so aufzuklären und weitere Fälle zu verhindern.
Polizei gibt Tipps: So kann sich jeder selbst schützen
So wichtig aufmerksame Angehörige, Bankmitarbeiter oder auch Taxifahrer sein mögen, am besten ist es, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen. Die Polizei hat deshalb Verhaltenstipps gesammelt, mit denen sich jeder auch selbst schützen kann.
- Lassen Sie sich nicht drängen und unter Druck setzen. Nehmen Sie sich Zeit, um die Angaben des Anrufers zu überprüfen. Hinterfragen Sie die Situation.
- Seien Sie misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben, die Sie als solche nicht erkennen. Erfragen Sie beim Anrufer Dinge, die nur der echte Verwandte/Bekannte wissen kann.
- Geben Sie keine Details zu Ihren familiären und finanziellen Verhältnissen preis.
- Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen (Schmuck u.ä.) an unbekannte Personen. Grundsätzlich gilt: Die Polizei holt an ihrer Haustür kein Geld oder EC-Karten ab.
- Kommt Ihnen ein Anruf verdächtig vor, informieren Sie unverzüglich die Polizei unter 110.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kriminal-Kommissariats für Kriminalprävention und Opferschutz informieren zudem in Vortragsreihen und an Infotagen, um neben Seniorinnen und Senioren gezielt auch Bezugspersonen zu erreichen.
Zudem bietet die Polizei auch eine persönliche Beratung mit den Präventionsexpertinnen und –experten an. Sie kann vereinbart werden unter: 02361 55-3344