Gladbeck. In Gladbeck standen nach Starkregen Straßen unter Wasser, weil Gullys verstopft waren. Anwohner ärgern sich, die Stadt spricht von einem Vorteil.
Sommerzeit ist Freibadzeit. Trotzdem unangenehm, wenn das Wasser statt im Schwimmbad vor der eigenen Haustür steht, findet auch die Gladbeckerin Dagmar Klaus. Als sich am 24. Juni die Himmel über dem Ruhrgebiet öffneten und etliche Straßenzüge unter Wasser setzten, blieb auch die Kreuzung der Boystraße und Brüsseler Straße nicht verschont. Der Grund dafür war schnell ausfindig gemacht.
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„Die Gullys der Boystraße zwischen Rossheidestraße und Brüsseler Straße und die Gullys der Brüsseler Straße bis zur Firma Envisiontec sind teilweise bis zur Fahrbahndecke dicht“, sagt Klaus und zeigt ein Foto. Die Gitterstäbe der Kanaldeckel muten an wie zubetoniert, mit aufgeschwemmter Erde, Blättern und anderem Grünzeug. „Die Bürger sollen verdreckte Gullys bei der Stadtverwaltung melden, das ist ja in Ordnung. Leider reagiert die Stadt Gladbeck seit Monaten nicht“, ärgert sich Dagmar Klaus.
Immerhin, ein Sonnenstrahl brach dann doch durch die regengrauen Wolken. „Ein beherzter Radfahrer hat mit einer kleinen Handschaufel mühselig einen Gully freigegraben, damit wenigstens etwas Wasser ablaufen konnte.“ Sie habe nicht so schnell reagieren können, spricht dem unbekannten Radler mit einer roten Kiste auf dem Gepäckträger aber ihren Dank aus.
Verstopfte Gullys: „Vorteil, wenn das Wasser zunächst auf der Straße steht“
Die Stadt Gladbeck äußert sich ausweichend, zumindest auf die Frage, warum die betroffenen Gullys auch nach Bürgermeldungen monatelang nicht gereinigt wurden. Stadtsprecher David Hennig erklärt aber, wie die „Gullypflege“ in Gladbeck generell funktioniert. „Die Straßenabläufe der Stadt Gladbeck werden regelmäßig mit eigenen Kräften oder auch durch Fremdfirmen gereinigt. Die meisten Straßenabläufe werden einmal pro Jahr gereinigt. Es werden aber nicht immer alle Abläufe erreicht: Parkende Fahrzeuge verhindern in Teilen die Reinigung. Vor Starkregenereignissen erfolgen zusätzliche Reinigungen an neuralgischen Punkten.“
Dieser Starkregen allerdings überfordere das rund 240 Kilometer lange Kanalnetz der Stadt mit seinen fast 8000 Gullys, auch wenn es ansonsten „allgemeinen technischen und rechtlichen Anforderungen“ entspreche. Sicheres Anzeichen für eine Überlastung: Das Wasser steht flächig auf der Straße. Und das, sagt Hennig, ist manchmal sogar mehr Segen als Fluch. „Es ist sogar von Vorteil, wenn das Wasser zunächst auf der Straße steht. Dadurch entlastet es das städtische Kanalnetz. Ein überlastetes Netz würde schließlich am Ende zu noch mehr Schäden in Häusern, zum Beispiel vollgelaufene Keller, und auf Straßen führen.“
Gullys auf der Europabrücke: Wo läuft das Wasser hin?
Trotzdem bleibt es dabei: Auch wenn das Wasser auf der Straße statt im Keller steht, die unerwünschten Wassermassen sind ein Ärgernis. David Hennig weißt deshalb darauf hin, verstopfte Gullys auch weiterhin in der Gladbeck-App oder telefonisch unter 02043 99 25 11 beim Ingenieuramt der Stadt zu melden.
Allerdings, schwierig wird es mit dem Melden, wenn eine Straße keine Anwohner hat. So geschehen am Sonntag, 2. Juli, wie ein Leser berichtet, der seine Schwester in Gladbeck besucht hat: „Auf dem Rückweg zum Bahnhof Gladbeck West ist mir aufgefallen, dass auf der Europabrücke alle Gullys verstopft sind. Da ist keiner mehr offen, wo läuft das Wasser dann hin?“