Gladbeck. Die Selbsthilfegruppe Prostata-Krebs trifft sich einmal im Monat im St. Barbara-Hospital. Regelmäßig finden Vorträge von Medizinern statt.
Auf immerhin anderthalb Jahrzehnte kann die Gladbecker Selbsthilfe-Gruppe (SHG) „Prostata-Krebs“ zurückblicken, sie ist damit eine von insgesamt 44 in Nordrhein-Westfalen. Und seit nunmehr vier Jahren ist Peter Kock Leiter dieser Gruppe.
„Es war vor fast genau 13 Jahren, als mich diese Diagnose regelrecht umhaute,“ lässt der umtriebige und sympathische Ex-Feuerwehrmann den Blick zurückschweifen. Dabei entspricht der Ellinghorster, dem man seine mittlerweile 71 Lebensjahre nicht ansieht, so gar nicht dem Klischee des in Sachen Gesundheit zur fahrlässiger Oberflächlichkeit neigenden Mannes. „Ich bin seit meinem 45. Lebensjahr an immer zur Vorsorge gegangen. Und bei einem Termin ertastete Professor Dr. Planz, Chef der Urologie am hiesigen Barbara-Hospital, eine Auffälligkeit an der Prostata. „Es wurde eine Stanze gemacht, die darauf folgende Biopsie hat den Krebstumor bestätigt,“ so Kock.
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Ein langsam wachsender Tumor, zudem wurde mit Hilfe des sogenannten „Gleason Score“ der relativ niedrige Aggressivitätsgrad des Krebses festgestellt. „Und genau davon hängt dann auch die Therapie ab.“ Sein Credo und letztlich auch Grund seiner trotz des Befundes gelassenen Zuversicht: „97 Prozent sterben irgendwann mit dem Tumor und drei Prozent an dem Tumor.“ Konsequent alle drei Monate lässt sich Kock im Barbara-Hospital untersuchen.
Die Gladbecker Selbsthilfegruppe trifft sich an jedem ersten Mittwoch im Monat
Und an jedem ersten Mittwoch im Monat tagt im Konferenzsaal des Gladbecker Krankenhauses die Selbsthilfe-Gruppe. „Alle 54 registrierten Mitglieder plus Presse werden persönlich eingeladen, an der Thematik Interessierte sind jederzeit herzlich willkommen.“ Im Mittelpunkt einer jeden Sitzung steht ein Referat, in dem Oberarzt Dr. Sven Hauser, Dr. Cajetan Nzeh, Dr. Sylvain Mekoula oder auch Professor Dr. Bernhard Planz über OP-Methoden, Therapien, PSA-Wert und vieles mehr referieren.
Wie jede medizinische Selbsthilfe-Gruppe wird auch die Prostata-SHG von der Krankenkasse mit 600 Euro pro Jahr unterstützt. Erst seit drei Monaten gehört Wolfgang Heyer der Gladbecker Gruppe an, der 68-jährige ehemalige Kfz-Meister zog schon vor 36 Jahren ins münsterländische Raesfeld. „Ich bin nicht erkrankt, ich habe lediglich Last mit der altersbedingten natürlichen Vergrößerung der Prostata.“ Auch ihm geht, wie vielen Altersgenossen, der häufige Harndrang auf den Wecker. Seine Motivation, bei der SHG mitzuwirken, ist prophylaktischer Natur: „Sollten später mal ernsthaftere Sachen auftreten, weiß ich das besser einzuordnen. So kann man dann besser abschätzen, welche Operation in Frage kommt, oder wie ein steigender PSA-Wert einzuschätzen ist.“
Rat: Im Falle einer Diagnose immer eine zweite Meinung einholen
Heyer, der durch seinen Freund Kock auf die Gruppe aufmerksam wurde, hat schon in der relativ kurzen Zeit die zumeist zwei bis drei Stunden währenden Sitzungen der SHG sehr zu schätzen gelernt, einig sind sie sich auch, dass man im Falle einer Diagnose auf das Einholen einer zweiten Meinung nicht verzichten sollte.
Die beiden nahezu gleichaltrigen Männer kennen sich seit mehr als einem halben Jahrhundert. Als Peter Kock seinerzeit bei Stahlbau Kaiser an der Bottroper Straße eine Lehre absolvierte, machte Heyer zeitgleich dort sein Praktikum. Jahre später schloss sich Heyer „aus Ärger über meinen Stammverein BV Rentfort“ dem Erzrivalen Adler Ellinghorst an und traf hier auf Kock, der sich aufgrund der ein oder anderen „Beule“ als Libero den Spitznamen „Kapriolen-Pitt“ redlich verdient hatte.
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Der auch auf roter Asche stets faire Sportsmann kam in seiner ganzen Laufbahn auf eine – wahrlich groteske – rote Karte. Im Trikot des TSV Feldhausen spielte Kock gegen die Adler-Reserve. Da der „Schieri“ wegen leichten Regens nicht anpfeifen wollte, leitete sein älterer Bruder Detlef Kock als Unparteiischer die Partie. Als „Pitt“ ein irreguläres Adler-Tor lautstark reklamierte, zog Bruder „Detti“ den roten Karton und schickte ihn mit den Worten „Bitte verlassen Sie den Platz“ vorzeitig zum Duschen. Den Zusammenhalt der Ur-Ellinghorster Familie Kock hat diese Episode nicht nachhaltig beeinträchtigt, im Gegenteil: Die Anekdote lockerte so manche Familienfeier auf.