Gladbeck. Die Insolvenz der „Pro Büro & Kopier GmbH“ trifft auch eine Filiale mitten in Gladbeck. Die Mitarbeiter fürchten um die Zukunft des Geschäfts.

Jede Menge Grußkarten ruhen im Verkaufsständer vor dem Eingang, daneben steht ein kleiner Holzwagen mit Deko-Artikeln, drinnen begrüßt Mitarbeiterin Michaele Löll jeden Kunden persönlich. Alles wie immer bei „Pro Büro & Kopier“ auf der Hochstraße in Gladbeck, so wirkt es zumindest. Doch wie lange so noch der Alltag im Schreibwarengeschäft aussieht oder ob der Laden überhaupt weiter geöffnet bleibt, ist unklar, denn das Unternehmen ist pleite.

Die „Pro Büro & Kopier GmbH“ hat einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Dortmund gestellt. Das bestätigte Christian Podszuk, Geschäftsführer des Unternehmens, am Freitag auf WAZ-Anfrage. Neben dem Laden in Gladbeck gehören 15 weitere Filialen im Großraum des Ruhrgebiets zur Dortmunder Schreibwaren-Kette, zum Beispiel in Bottrop, Duisburg, Herne und Schwerte.

Gladbecker Mitarbeiterin fürchtet um berufliche Zukunft

Michaele Löll weiß schon seit einer Woche von der Insolvenz. Bei einer Betriebsversammlung am Montag (27. März) habe sie davon erfahren – und Angst um ihre berufliche Zukunft bekommen: „Man sieht auch im Laden, dass weniger Kunden kommen. Trotzdem kam die Insolvenz überraschend.“ Sie und ihre beiden Kollegen in Gladbeck seien „von Natur aus optimistisch“. Dennoch: „Das sind keine guten Nachrichten.“

Michaele Löll (links) arbeitet seit 20 Jahren bei „Pro Büro & Kopier“. Nun fürchtet sie um ihre berufliche Zukunft. Dieses Bild zeigt sie und ihre Kollegin Saskia Wilkin im Februar 2023.
Michaele Löll (links) arbeitet seit 20 Jahren bei „Pro Büro & Kopier“. Nun fürchtet sie um ihre berufliche Zukunft. Dieses Bild zeigt sie und ihre Kollegin Saskia Wilkin im Februar 2023. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Wie es um die Zukunft des Geschäfts in Gladbeck steht, konnte der vorläufig bestellte Insolvenzverwalter Marvin Bauernfeind am Montag (3. April) noch nicht absehen: „Es wäre zu früh, etwas zu den Schicksalen einzelner Filialen zu sagen.“

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Zunächst gehe der Verkauf in den Filialen weiter. Alle Geschäfte stünden aber auf dem Prüfstand. „Eine intensive Analyse der Geschäftszahlen“ werde weitere Schritte bestimmen. Bisher habe das Unternehmen nur einen Standort geschlossen: die „Montblanc Boutique“ am Düsseldorfer Flughafen.

Wie Chef und Insolvenzverwalter die Insolvenz erklären

Laut Insolvenzverwalter arbeiten 75 Beschäftigte bei der „Pro Büro & Kopier GmbH“, davon drei im Gladbecker Laden. Kurzfristig kann er sie beruhigen: „Die Gehälter sind auf jeden Fall für März, April und Mai gesichert.“ In den zurückliegenden Wochen habe man dafür gesorgt, dass der Geschäftsbetrieb konsolidiert werden konnte. Bisher sei ohnehin noch kein Insolvenzverfahren eröffnet, sondern es seien lediglich Sicherungsmaßnahmen angeordnet worden.

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Zu den Gründen für die finanziellen Probleme sagt Bauernfeind: „Das kann man bei Galeria abschreiben.“ Durch die Corona-Pandemie und Preissteigerungen sei das Kaufverhalten der Kunden zurückgegangen: „Viele Innenstädte sind voll, aber immer weniger Kunden kaufen etwas.“

Insolvenzplan soll „Pro Büro & Kopier“ retten

Ähnliches berichtet auch „Pro Büro & Kopier“-Chef Christian Podszuk: „Die Kaufzurückhaltung der Kunden durch den Krieg in der Ukraine, die gestiegenen Energiepreise und nicht zuletzt die zweimalige Mindestlohnerhöhung im Jahr 2022 haben für die aktuellen Geldflussprobleme gesorgt.“ Nun soll ein Insolvenzplan her, um „das Unternehmen zu sanieren und fortzuführen“, erklärt Podszuk.

„Pro Büro & Kopier“ hat sich spezialisiert auf Büro- und Schulbedarf. Zum Sortiment gehören außerdem Schultornister, Spielwaren, Gesellschaftsspiele, Kalender und Glückwunschkarten. Auch die Bürobedarf-Kette Staples hatte zuletzt Insolvenz angemeldet. Alle 40 Filialen in Deutschland mussten schließen, darunter auch das Geschäft in Dortmund-Kley.

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