Gladbeck. Fußballfans aus ganz Deutschland kritisieren das harte Vorgehen gegen die Gladbecker. Das SEK sprengte ihre Tür nach dem Schalke-Fan-Überfall.
Rainer D. und seine Frau sind gerührt. „Wir sind sehr dankbar, welche große Solidarität wir von Menschen aus Gladbeck und Fußballfans aus ganz Deutschland erfahren, die das brutale Vorgehen des SEK verurteilen“, sagt der 66-Jährige. Seine Partnerin (58) ergänzt: „Das gibt uns Kraft, das Geschehen weiter zu verarbeiten und für unsere Schadensansprüche zu kämpfen.“ Das traumatisierte Paar zeigt auf dem Handy ein Foto aus dem Stadion des 1. FC Kaiserslautern. Beim Bundesligakick gegen Sandhausen halten Fans ein Spruchband in die Kameras: „Mit Maschinengewehr und Sprengladung bei Fußballfans die Bude stürmen. SEK NRW ihr habt wohl den Schuss nicht gehört.“
Zur Erinnerung: Das schmucke Reihenhaus der unbescholtenen Gladbecker gehörte zu den Einsatzorten, die das SEK in Folge des Überfalls auf den Schalke-Fanbus am 9. März stürmte. Dabei wurde die Wohnungstür am frühen Morgen aufgesprengt, die geschockten Gladbecker mit vorgehaltener Waffe im Schlafzimmer festgesetzt, von vermummten Spezialkräften das Haus durchsucht. Das Paar war ins Visier der Soko geraten, weil der erwachsene Sohn (30) als Fan von Rot-Weiss-Essen verdächtigt wurde, an dem Schalke-Fan-Überfall beteiligt zu sein.
Zurück blieben der zerstörte Eingangsbereich und die teilverwüstete Wohnung
Die Fahnder der Soko fanden vor dem Hochrisikospiel Schalke gegen den BVB nichts, auch nicht den Sohn, der nur selten bei der Mutter und ihrem Partner übernachtet. Zurück blieben der zerstörte Eingangsbereich, die teilverwüstete Wohnung und das völlig traumatisierte Paar (WAZ berichtete). Der Verdacht gegen ihren Sohn habe sich wohl auch nicht erhärtet, sagt die 58-Jährige, „jedenfalls hat er bislang keine schriftliche Aufforderung von Justiz oder Polizei erhalten, sich irgendwo zu einer Anhörung zu melden, wie er es ja angeboten hatte.“
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Ihnen gehe es weiterhin schlecht, sagt das Paar. Der Hausarzt habe Beruhigungstabletten verschrieben, „und gesagt, falls es nicht besser wird, sollte ich einen Spezialisten aufsuchen“, so die Gladbeckerin. Das Trauma sei weiterhin da, mit immer denselben Träumen in der Nacht: „Wie es plötzlich knallt, Bewaffnete in unser Schlafzimmer stürmt. Die Gefühle der Demütigung, im dünnen Nachthemd vor dem vermummten großen SEK-Mann zitternd auf dem Bett zu sitzen, sich nicht rühren zu dürfen“. Die Gladbecker stellten Strafanzeige.
„Eine Entschuldigung von der Polizei hat es bis jetzt nicht gegeben“
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Hilfe von der Polizei, gar eine Entschuldigung, habe es bis jetzt nicht gegeben. „Wir müssen uns um unsere Schadensersatzansprüche selber kümmern und hoffen, dass alles von der Behörde, die für den brutalen Einsatz verantwortlich ist, erstattet wird“. Tröstend sei die Solidarität und Kritik von Bürgern und Fußballfans aus ganz Deutschland. „Wir hoffen, dass wir mit dem Erzählen dafür sorgen, dass sich ein so unverhältnismäßig harter Einsatz nicht wiederholt.“