Gladbeck. Nach der erneuten Razzia in Gladbecker Shishabars und Cafés wird auch Kritik laut. Im Kriminalitätsbericht wird die Taktik der Aktionen erklärt.

Nach der Razzia der Polizei gegen Clankriminalität zum Wochenende in Gladbeck und dem Bericht der WAZ, kommentieren Leser den Einsatz auch kritisch: Der Großeinsatz habe lediglich vier Ordnungswidrigkeiten ergeben. Warum der Aufwand betrieben wird, darauf geht die Kreispolizeibehörde in ihrem vergangene Woche veröffentlichten Kriminalitätsbericht ein.

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Für die Polizei gehe es bei diesen Kontrollen in erster Linie um Erkenntnisgewinn im Hinblick auf kriminelle Clanmitglieder, ist dort zu lesen. Eine Taktik, die vom Innenministerium NRW vorgegeben wird. Seit Beginn der landesweiten Großkontrollen im Juli 2018 hätten so auch regelmäßig behördenübergreifende Aktionen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen stattgefunden. Ziel der gemeinsamen Aktionen sei es, „eine mögliche Ausbreitung von organisierter Kriminalität und eine Verfestigung von kriminellen Strukturen bereits im Keim zu ersticken“.

Die SiKo Ruhr ist ein weiterer Baustein zur Bekämpfung der Clankriminalität

Die Polizei kontrollierte am Freitag, 24. Februar, auch in Gladbeck in mehreren Objekten mit potenziellem Clan-Bezug.
Die Polizei kontrollierte am Freitag, 24. Februar, auch in Gladbeck in mehreren Objekten mit potenziellem Clan-Bezug. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Laut Kriminalitätsbericht wurden allein im Jahr 2022 im Zuständigkeitsbereich der Polizei Recklinghausen bei insgesamt 30 behördenübergreifenden Schwerpunkteinsätzen 90 Objekte kontrolliert. Im täglichen Dienst erfolgten weitere 138 sonstige Kontrollen in diesem Kontext. Zur Abstimmung weiterer Vorgehensweisen und geplanten Maßnahmen fänden dabei regelmäßig Sicherheitskonferenzen mit anderen Behörden (zum Beispiel Ausländerbehörde, Steuerfahndung) statt.

Die gewonnenen Erkenntnisse über die Strukturen krimineller Clanmitglieder würden zugleich in polizeiliche Ermittlungsverfahren einfließen. Die Sicherheitskooperation Ruhr (SiKo Ruhr) ist ein weiterer Baustein zur Bekämpfung der Clankriminalität, in welcher Informationen zwischen den Behörden ausgetauscht und Strategien entwickelt werden. Aus dem Zuständigkeitsbereich der Polizei Recklinghausen sind bereits der Kreis Recklinghausen sowie sechs Kommunen der SiKo Ruhr beigetreten.

Kreis Recklinghausen liegt landesweit bei Clan-Straftaten an zweiter Stelle

Bei Kontrollen in Gladbeck wurden auch Drogen-Spürhunde eingesetzt, wie hier Anfang 2019 in einer Shishabar am Goetheplatz.
Bei Kontrollen in Gladbeck wurden auch Drogen-Spürhunde eingesetzt, wie hier Anfang 2019 in einer Shishabar am Goetheplatz. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Die gemeinsamen Kontrollen von Polizei und Netzwerkpartnern finden laut Bericht in verschiedenen Größenordnungen statt. Die mittlerweile routinierte wie vertrauensvolle Zusammenarbeit werde auch zukünftig fortgeführt. Kontrolliert werden bei den gemeinschaftlichen Aktionen nicht nur Shishabars, sondern auch andere Objekte wie zum Beispiel Teestuben, Internetcafés, Imbissstuben oder Wettbüros.

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Das Lagebild Clankriminalität des Landes Nordrhein-Westfalen mache deutlich, dass das Ruhrgebiet, dabei auch der Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen, „als Wirkungsstätte für kriminelle Clanmitglieder interessant ist“. Die meisten Straftaten mit Clan-Bezug ereigneten sich 2021 in Essen, gefolgt vom Kreis Recklinghausen, Gelsenkirchen, Duisburg, Bochum und Dortmund. Dass die Razzien etwas Wirkung zeigten, könnte ein Blick auf die Fallzahlen belegen: Im Jahr 2021 wurden insgesamt 444 Fälle der Clankriminalität innerhalb des Zuständigkeitsbereichs des Polizeipräsidiums Recklinghausen bekannt. In 2020 waren es noch 487 Vorgänge.