Gladbeck. Behörden haben im Kreis Recklinghausen 433 Rettungspunkte für Notfälle eingerichtet. So funktioniert das System.

Wer in abgelegenen Gebieten Hilfe benötigt, kann die Rettungskräfte mithilfe von Standortkoordinaten an den Ort des Geschehens lotsen. Aber ist das noch zeitgemäß? Bei schönem Herbstwetter zieht es viele Menschen in die Naherholungsgebiete wie Haard und Hohe Mark. Aber auch auf Halden, wie in Gladbeck, tummeln sich Radfahrer, Reiter, Jogger und Spaziergänger. Für den Fall, dass ihnen bei ihrem Freizeitvergnügen etwas passiert, haben die Behörden 433 „Rettungspunkte“ im Kreis Recklinghausen eingerichtet.

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Die Koordinaten, die auf den dortigen Schildern abgebildet sind, geben Rettungsdiensten die Chance, die Unfallstelle möglichst schnell zu erreichen. Aber sind diese Rettungspunkte heute überhaupt noch zeitgemäß?

In knapp einem Drittel der Notfälle trägt die AML-Technik nicht zu einer schnellen Hilfeleistung bei

Die Technik bietet in der Tat mittlerweile ganz andere Möglichkeiten. Stichwort: „Advanced Mobile Location“ (AML). Wer mit seinem Smartphone den Notruf 112 wählt und damit die Kreisleitstelle der Feuerwehr kontaktiert, übermittelt automatisch seinen Standort. Denn sobald das Mobiltelefon eine AML-taugliche Notrufnummer wählt, wird zu Gesprächsbeginn automatisch die Standortfunktion aktiviert (GPS). Die Daten werden an einen Server übermittelt, auf den die Leitstelle zugreifen kann.

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Dass die „analogen“ Rettungspunkte damit überflüssig werden, diese Auffassung teilt die Kreisverwaltung Recklinghausen ausdrücklich nicht. „Die Erfahrung zeigt, dass nur bei 70 Prozent der Notrufe der Standort automatisch über Mobilfunk übermittelt wird“, berichtet Kreis-Sprecherin Svenja Küchmeister. Das bedeutet im Umkehrschluss: In knapp einem Drittel der Notfälle trägt die AML-Technik nicht zu einer schnellen Hilfeleistung bei. Das, so Svenja Küchmeister, liegt entweder an Handys älteren Baujahrs oder auch an einer fehlenden Internetverbindung. „Deshalb kann es sehr hilfreich sein, wenn man im Ernstfall auf einen Rettungspunkt hinweisen kann.“

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Svenja Kuechmeister, Sprecherin in der Kreisverwaltung Recklinghausen verweist darauf, dass die  AML-Technik nicht immer möglich ist.
Svenja Kuechmeister, Sprecherin in der Kreisverwaltung Recklinghausen verweist darauf, dass die AML-Technik nicht immer möglich ist. © WAZ | WAZ

Die Rettungspunkte sind in Zusammenarbeit zwischen Kreis Recklinghausen, Feuerwehr und den Grundstückseigentümern eingerichtet worden. Die Standortangabe ist auf einheitlichen DIN A4-großen Hinweistafeln mit roter Umrandung zu finden. Bei den Standortkoordinaten (zum Beispiel RE 789-268) handelt es sich um die Abkürzung für den Kreis Recklinghausen sowie eine sechsstellige Nummer, die bei einem Notruf angegeben werden müssen. Der Einsatzleitrechner liefert der Feuerwehr und den Rettungsdiensten den Standort des Hilfesuchenden auf den Bildschirm und eine genaue Anfahrtsbeschreibung zum Einsatzort.

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Hilfreich für die Rettungskräfte sei, so die Kreisverwaltung, wenn bei einem Notruf nicht nur der Standort exakt durchgegeben werde, sondern auch, wenn jemand als Einweiser am Rettungspunkt bleibt, um die eintreffenden Helfer an die richtige Stelle zu lotsen. Nur so könne sichergestellt werden, dass die Rettungskräfte schnellstmöglich bei der verletzten Person ankommen. Wie bei jedem Notruf sei es auch wichtig, dass das Telefonat nicht frühzeitig beendet wird, sondern Nachfragen der Leitstelle abgewartet werden. Hilfesuchende sollten sich zudem im Klaren darüber sein, dass es in Waldgebieten und an abgelegenen Orten etwas länger dauern kann, bis die Einsatzkräfte vor Ort sind.

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Informationen zu den Rettungspunkten gibt es auf der Internetseite des Kreises: www.kreis-re.de/rettungspunkte. Hilfreich für diejenigen, die häufig im Wald unterwegs sind, kann auch die App „Hilfe im Wald“ sein.