Gladbeck. Ökostation und Kreis rufen zur Beteiligung am Bioblitz auf. Im November soll erfasst werden, welche Spinnenarten auch in Gladbeck zu finden sind.
„Schau mir in die Augen, Kleines“ – so könnte man das Foto der Spinne frei nach Schauspieler Humphrey Bogart (Film Casablanca) betiteln, mit der die Biologische Station des Kreises Recklinghausen jetzt für eine besondere Projektbeteiligung wirbt. Den Bioblitz 2022. Dies ist der Versuch, in einem bestimmten Gebiet und während eines bestimmten Zeitraums so viele Arten von Pflanzen, Pilzen und Tieren nachzuweisen, wie eben möglich. Im November stehen die Spinnen im Fokus. Wobei auch alle Bürgerin Gladbeck aufgerufen sind mitzumachen. Indem sie ganz einfach die Augen offen halten, um bei Spaziergängen oder im Garten über ihre Meldungen heimische und eventuell neu zugewanderte Arten, etwa die Nosferatu-Spinne, zu erfassen.
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Letztere hat als krabbelnder Zuwanderer jüngst für Schlagzeilen gesorgt, da ihr Biss auch beim Menschen schmerzen könnte. Eigentlich im Mittelmeerraum beheimatet, ist die Jagdspinne Nosferatu durch Verschleppung auch in NRW angekommen und fühlt sich durch die globale Erwärmung in unseren nördlicheren Breiten wohl. Aus Gelsenkirchen und Duisburg gibt es beispielsweise schon Berichte und Fotos vom Neuankömmling. „Im Kreis Recklinghausen sind mir noch keine verlässlichen Meldungen bekannt“, sagt Nikolai Eversmann, Landschaftsökologe in der Biologischen Station des Kreises. Das könnte sich mit dem Bioblitz ändern.
Die Spinnenmännchen gehen im Herbst auf Brautschau
Der November ist Spinnenmonat, weil viele Arten über den futterreichen Sommer dann zu Größe gelangt sind. „Die imposanten Männchen gehen dann auf Brautschau und wandern im Herbst umher“, berichtet Eversmann. Zurzeit bestehe also gute Gelegenheit, einen der Krabbler, oder ein im Netz auf einen potenziellen Partner wartendes Weibchen zu entdecken. Alle naturkundlich interessierten Menschen in Gladbeck sind gebeten, Spinnen zu fotografieren und zu melden.
Dazu rufen die Bioblitz-Partner Observation.org, der LWL, Kreis Recklinghausen und die biologische Station Recklinghausen auf. Die Erfassung der Achtbeiner ist ganz einfach. Ein Smartphone sowie ein Nutzeraccount in der App „Obsidentify“ reichen aus, um die Tiere (oder auch regionale Pflanzen und Pilze) festzuhalten. Den Scan erledigt die App von alleine. Jede Beobachtung ist automatisch Teil des Bioblitzes 2022 und trägt zur Erforschung der biologischen Vielfalt in der Region und Deutschland bei.
Heimische Spinnen können dem Menschen nicht gefährlich werden
„Angst vor Spinnen braucht niemand zu haben“, unterstreicht der Landschaftsökologe. Auch alle heimischen Arten hätten zwar einen Giftapparat, der dem Menschen aber nicht gefährlich werden könnte, „da ihr Beißapparat die Haut des Menschen nicht durchdringen kann“. Das ändert sich allerdings mit Nosferatu, die stark genug sei die Haut auf zu zwicken. Ihr Gift schmerzt aber nur wie ein leichter Wespenstich. Apropos, ein weiterer schon länger ansässiger Zuwanderer ist die Wespenspinne, die aber nur wegen ihrer an das Insekt erinnernde Färbung so heißt.
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Die sicherlich bekanntesten Hausspinnen sind die langbeinige Zitterspinne, mit kleinem Körper, und die deutlich auffälligere dunkelbraune Winkelspinne, die größte heimische ihrer Art, mit einer Beinspannweite von bis zu zehn Zentimeter. Letztere wird zum Schrecken in der dunkleren nasskalten Jahreszeit, wenn das meist unbeliebte Tier plötzlich flink über den Wohnzimmerboden oder Wände krabbelt. „Die Spinnen suchen jetzt vermehrt die Hausbereiche auf, weil sie als wechselwarme Tiere ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren können“, erklärt Eversmann. Und wenn die Sonne weniger scheint, fehle den Spinnen die natürliche Heizung, die so nun die warmen menschlichen Behausungen als Refugium wählen.
Spinnen sind sehr wichtig für das ökologische Gleichgewicht
In Deutschland gibt es rund 1000 verschiedene Spinnenarten. Obwohl die Spinnen schon seit etwa 400 Millionen Jahren auf der Erde leben, gehören sie zu den am wenigsten erforschten Tierarten. „Dabei sind Spinnen sehr wichtig für das ökologische Gleichgewicht“, weiß Lisa Ellenberger, Biodiversitätsmanagerin beim Kreis Recklinghausen. „Sie sorgen zum Beispiel dafür, dass sich Insekten nicht endlos vermehren. Zudem sind sie wichtige sogenannte Bioindikatoren, denn anhand der vorkommenden und fehlenden Spinnenarten in einem Ökosystem, kann man dessen ökologischen Zustand abschätzen.“