Gelsenkirchen. Immer mehr Gelsenkirchener melden Sichtungen der Nosferatu-Spinne. Wo die Fundorte waren und warum die Ausbreitung Spinnen-Fans nicht wundert.
Über sich selbst sagt er, er sei „begeistert von der heimischen Spinnenfauna“: Patrick Spliethoff geht hier in Gelsenkirchen und im ganzen Ruhrgebiet aktiv auf die Suche nach seinen Lieblingstieren – auf Halden, alten Industrieflächen und in Naturschutzgebieten. „Ich suche gewisse Bereiche akribisch ab und versuche, die Spinnen auf ein Foto zu bannen“, erzählt er. Aber, das gibt Spliethoff zu, die Nosferatu-Spinne, die er vor kurzem erwischt hat, die sei eher ein Zufallsfund gewesen.
Ein eindrucksvolles Foto ist Patrick Spliethoff von der giftigen Spinne gelungen, die sich immer mehr in Deutschland ausbreitet. „Dass Zoropsis spinimana auch nach Gelsenkirchen kommt, war für mich schon vor Jahren nur eine Frage der Zeit“, sagt der Spinnenkenner, der den achtbeinigen Einwanderer lieber in seiner korrekt wissenschaftlichen Bezeichnung adressiert.
Zwei Nosferatu-Spinnen habe er bis jetzt gefunden – eine in Buer in der Nähe des Hallenbads Buer, die andere am Berger See, nahe dem Bergmannsheil oben am Kriegsdenkmal.
Giftige Nosferatu-Spinne breitet sich immer mehr im Ruhrgebiet aus
„In Düsseldorf am Rhein war sie schon Mitte der 2010er Jahre sehr präsent, später auch in Duisburg“, erzählt Spliethoff und ergänzt: „Es hat sich angedeutet, dass die Spinnen in diesem Sommer auch im Ruhrgebiet immer häufiger wurden. Anfragen für Bestimmungen gab es die letzten Wochen aus Oberhausen, Duisburg, Bottrop, Gelsenkirchen und aus Herdecke bei Witten.“ Als Moderator einer großen Tierbestimmungsgruppe auf Facebook erhalte er hier immer die neuesten Informationen.
Mit einem Foto dokumentiert hat Spliethoff seine Entdeckung auf dem Online-Portal Naturgucker.de. Dort gibt es immer mehr Einträge von Nutzerinnen und Nutzern aus Gelsenkirchen, die eine Nosferatu-Spinne gesehen haben sollen. Auf der Internetseite sammelt der Naturschutzbund (Nabu) gemeinsam mit der Genossenschaft Naturgucker Beobachtungen von Tieren und Pflanzen. Jeder registrierte Nutzer kann seine Beobachtung beschreiben, auf einer Karte eintragen und Bilder dazu hochladen.
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Aufgeteilt ist die Naturgucker-Karte in verschiedene Zonen, wovon mindestens vier in Gelsenkirchen liegen. Im Bereich Scholven wurden drei Entdeckungen gemacht, in Buer elf, im Osten, bei Horst und Heßler, fünf und im Westen, im Umkreis von Bismarck, vier. Insgesamt sind das mindestens 23 Nosferatu-Einträge im Gelsenkirchener Umkreis.
Der Nabu merkt zwar an, dass es sich sicher nicht bei allen von ihnen um tatsächliche Sichtungen der invasiven Nosferatu-Spinnen handele und es sicher auch zu Fehlbestimmungen komme, dennoch zeigen die vornehmlich aus diesem September stammenden Einträge: Die Nosferatu-Spinne wird auch in Gelsenkirchen immer häufiger gesichtet.
Diese Sichtungen der Nosferatu-Spinne machen Gelsenkirchener
Bei Naturgucker-Mitglied Susanne Fischer aus der Gelsenkirchener Innenstadt saß die Spinne auf dem Balkon in einem Netz, Günter Hirsch beobachtete sie in seinem Garten unter der Abdeckung seines Grills – allerdings nicht in Gelsenkirchen, sondern an der Wackerbeckstraße im Essener Norden.
Frank Niewöhner hat nur ein totes Exemplar aufgefunden, bereits am 19. Mai. „Ich habe die Spinne an meinem Arbeitsplatz gesehen“, schreibt uns der Gelsenkirchener, der bei einem Betrieb im Münsterland arbeitet, der sich mit dem Verkauf und der Reparatur von landwirtschaftlichen Geräten befasst.
Auch Sybille L. hat ihre Nosferatu-Entdeckung vom 12. September auf Naturgucker.de geteilt. Und auch bei ihr war die Spinne, die sie bei sich zu Hause in Buer entdeckt hat, schon tot. „Glücklicherweise“, sagt sie. „Allerdings reichte schon der Gedanke, dass sie so nah bei uns gelebt hat.“ Fenster und Türen lässt Sybille nun jedenfalls vorerst einmal nicht einfach unbeobachtet offen stehen.
Was ist zu tun, wenn man einer Nosferatu-Spinne begegnet? Das rät ein Experte
Ist die Beunruhigung gerechtfertigt? Jürgen Hinke, Vorsitzender des Nabu in Duisburg, sagte gegenüber der WAZ zuletzt: „Ich kann den Hype um die Nosferatu-Spinne nicht verstehen.“ Alle Spinnen in Deutschland seien harmlos, so auch die Nosferatu-Spinne. Sie beiße nur, wenn sie sich in Gefahr befinde. Zudem sei der Biss des Tiers für den Menschen nicht gefährlich: „Der ist mit dem Stich einer Wespe zu vergleichen.“
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Viele Menschen aber fürchteten sich vor der Größe der Nosferatu-Spinne: Ihr Körper kann bis zu zwei Zentimeter lang werden, die Spannweite der Beine kann bis zu fünf Zentimeter betragen. Doch Hinke erinnert daran, dass „die Hauswinkelspinne zum Beispiel doppelt so groß wird. Und die ist schon seit Jahrzehnten in Deutschland heimisch.“
Nabu Gelsenkirchen hat noch keine Meldungen der Nosferatu-Spinne entgegengenommen
Hinke zufolge solle man im Falle einer Begegnung mit diesen achtbeinigen „Neozoen“ (Infobox) also Ruhe bewahren. „Am besten stülpt man ein Glas darüber, zieht ein Stück Papier oder Pappe unter das Glas und setzt sie draußen aus.“ Wer sichergehen will, dass die Spinne den Weg in die eigene Wohnung nicht mehr findet, solle sie etwas entfernt vom Haus absetzen. Meldepflichtig sind Exemplare der Art nicht.
Und der Naturschutzbund in Gelsenkirchen? Wenn jemand ein giftiges Tier wie die Nosferatu-Spinne in Gelsenkirchen vorfindet, dann erhält Wolfgang Kwasnitza, Vorsitzender des örtlichen Nabus, schnell mal einen Anruf. „Wegen einer Nosferatu-Stimme habe ich aber noch keine Meldung bekommen“, sagt der Naturschützer. (mit Nick Kaspers)
Das ist „Zoropsis spinimana“
Die Nosferatu-Spinne, wissenschaftlich „Zoropsis spinimana“ genannt, lebte bis vor 20 Jahren im Mittelmeerraum und in Nordafrika. Vermutlich wurde sie als „blinder Passagier“ von Urlaubsreisenden oder mit dem Güterverkehr nach Deutschland gebracht, wo das Tier 2005 erstmals gesichtet wurde. Seitdem breitet sie sich langsam aus.
In Südeuropa und Nordafrika lebt das Tier vor allem in Wäldern und versteckt sich am Tag unter Steinen und Rinden. In Deutschland wird das Tier häufig in Häusern und anderen Gebäuden entdeckt.
Neozoen sind Tierarten, die in einem Gebiet nicht heimisch waren, unter direkter oder indirekter Mithilfe des Menschen dorthin gelangt sind und dort nun wild leben. Dazu zählen hierzulande zum Beispiel auch die Kanadagänse, Nutrias und Waschbären.