Gladbeck. Im Museum in Gladbeck ist es nicht Gold, das glänzt, sondern Messing. Die Ausstellung zeigt raffinierte Objekte. Hier gibt es erste Fotos.

Wenn es draußen früh dunkelt und das Wetter unwirtlich wird, ja dann tut Glanz „in der Hütte“ gut. Wobei die Ortsangabe, die an eine kleine Kate erinnert, dem Museum der Stadt Gladbeck überhaupt nicht gerecht wird. Aber das mit dem Glanz, das trifft zu. Und zwar in hundertfacher Ausführung. Zu sehen sind nämlich ab dem 28. Oktober „Schimmernde Schönheiten – Messingobjekte des Jugendstils und Art Deco“.

Die neue Museumsleiterin Susanne Peters-Schildgen hat diese gleißende Sonderausstellung nach Gladbeck geholt und erklärt zum Hintergrund: „Wir präsentieren die Exponate in Kooperation mit dem Deutschen Messingmuseum für angewandte Kunst in Krefeld.“ Gut 150 exquisite Stücke sind in Gladbeck ausgestellt. Allerdings dürfte beim Nachzählen unterm Strich eine andere Zahl stehen, denn neben Einzelobjekten sind ganze Ensembles zu sehen. Nicht zu vergessen die Schätze aus dem eigenen Haus.

Das älteste Exponat stammt aus dem Bestand des Gladbecker Museums

Darunter befindet sich auch das älteste Exponat dieser Schau. Nicht so blitzblank wie die anderen Hingucker in der Ausstellung, aber mindestens genauso interessant. „Es handelt sich um ein Fußwärmer-Stövchen aus dem 17. Jahrhundert“, erläutert die Hausherrin. Das gute Stück steht hinter Glas in einem alten Holzschrank. Im Laufe der Zeit hat es eine Patina angesetzt; doch es gebe Überlegungen, ob dieser Gegenstand, der ebenso hübsch wie nützlich ist, wieder herausgeputzt werden kann.

Elegant waren Utensilien für die Büroarbeit, und auch Zigarren wurden stilvoll verwahrt.
Elegant waren Utensilien für die Büroarbeit, und auch Zigarren wurden stilvoll verwahrt. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

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Die jüngeren Kostbarkeiten in Vitrinen – „Wir haben es mit der relativ engen Zeitspanne vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis Anfang der 1930er Jahre zu tun“ – funkeln und glänzen – wie Gold. Die Museumsleiterin erzählt: „Das gehobene Bürgertum wollte gerne zeigen, was es hat.“ Und dabei ging’s nicht um „Steh-Rümchen“, also reine Präsentationsgegenstände ohne Nutzen.

Bei den Dröppelminnas, die vor allem im Bergischen benutzt wurden, tröpfelte das Heißgetränk aus kleinen Hähnen. Klar, dass so ein Stück in der Gladbecker Ausstellung mit Messing-Objekten nicht fehlen darf.
Bei den Dröppelminnas, die vor allem im Bergischen benutzt wurden, tröpfelte das Heißgetränk aus kleinen Hähnen. Klar, dass so ein Stück in der Gladbecker Ausstellung mit Messing-Objekten nicht fehlen darf. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Nein, Funktionalität gehen in Jugendstil und Art Deco eine ästhetische Verbindung ein, die bis heute modern erscheint. Kreative Köpfe wie der Architekt und Designer Peter Behrens sowie Bruno Paul, Friedrich Adler und Jan Eisenloeffel brachten Artikel hervor, die immer noch Bewunderung hervorrufen. Namentlich unbekannte Schöpfer ließen sich pfiffige Produkte einfallen. „Jedes Objekt ist etwas Besonderes, ein Unikat“, unterstreicht Susanne Peters-Schildgen.

Wahre Schmuckstücke waren Visitenkartenkartenschalen, zum Beispiel dieses Exponat mit Akt-Motiv.
Wahre Schmuckstücke waren Visitenkartenkartenschalen, zum Beispiel dieses Exponat mit Akt-Motiv. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Typisch Jugendstil ist ein halbkugeliger Teekessel mit Stövchen, anno 1903 „Clothildchen und Paulinchen“ gewidmet. Auch wenn wir nicht wissen, was es mit den Mädchen oder Damen auf sich hatte, einen Namen kennen wir: WMF-Group ist da zu lesen. „Die ersten, die diese Gebrauchsgegenstände gemarkt haben“, so die Erklärung.

Museumsmitarbeiter Stephan Riesener hat sein Lieblingsobjekt in der Gladbecker Ausstellung „Schimmernde Schönheiten“ gewählt: eine Lampe mit Fransen am Schirm, die hängend und stehend funktioniert.
Museumsmitarbeiter Stephan Riesener hat sein Lieblingsobjekt in der Gladbecker Ausstellung „Schimmernde Schönheiten“ gewählt: eine Lampe mit Fransen am Schirm, die hängend und stehend funktioniert. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Museumsmitarbeiter Stephan Riesener muss nicht lange überlegen, was sein Lieblingsexponat in dieser Schau ist: eine Lampe mit Fransen am Schirm, die für Tisch und Wand gleichermaßen nutzbar ist – entstanden um 1905. Dieses Teil ist Friedrich Adler zugeschrieben, 1878 geboren in Laupheim und 1942 oder 1943 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau gestorben.

Zackig, zackig, dieser Sektkühler aus dem zweiten Viertel des 20. Jahrhunderts.
Zackig, zackig, dieser Sektkühler aus dem zweiten Viertel des 20. Jahrhunderts. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Fast schon ein Muss in einer Messing-Ausstellung ist eine Dröppelminna, jene bauchige Kaffeekanne mit Hahn, die im Bergischen gebräuchlich gewesen ist. Dagegen nehmen sich die muschelförmige Visitenkartenschale mit Aktmotiv (um 1900), Schreibgarnitur und Löschwiege (1926) und das Pärchen Mokkoschoßmühlen mit Frontbefüllung (um 1902) geradezu zierlich aus.

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Begleitendes Programm

Die Sonderausstellung „Schimmernde Schönheiten – Messingobjekte des Jugendstils und Art Deco“ läuft vom 28. Oktober (offizielle Eröffnung) bis 28. April 2023 im Museum Gladbeck an der Burgstraße 6. Freitags werden Feierabendführungen angeboten – und zwar am 4. und 25. November sowie 3. Februar und 10. März 2023. Beginn ist um 16.30 Uhr.

Halbstündige Kurzführungen in der Mittagszeit gibt es am 8. November, 7. Dezember, 25. Januar, 22. März und 26. April. Sie beginnen um 12.45 Uhr. Sonntagsführungen ab 15 Uhr: 11. Dezember, 15. Januar, 26. Februar und 16. April. Ausstellungsbegleitend werden Führungen, Aktionsnachmittage für Kinder sowie Programme für Kindergärten und Schulen angeboten.

Die Teilnahme an den öffentlichen Führungen ist kostenlos. Um Anmeldung wird gebeten: 0 20 43/2 30 29, museum@stadt-gladbeck.de

Bemerkenswert findet die Museumsleiterin den 13-armigen Kerzenhalter: Plan angeordnet wirken die Lichter wie das Rad eines Pfaus. Doch jedes einzelne Element ist drehbar. Da haben wir’s wieder: die Kombination von Form und Funktion.

Amphorenartige Vasen erinnern an die Antike.
Amphorenartige Vasen erinnern an die Antike. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Seien es die typischen Merkmale des Jugendstils, beispielsweise Blüten und Insekten wie Libellen; seien es die strengen, reduzierten Linienführungen, die typisch für Art Deco sind. Amphorenartige Vasen erinnern an die Antike, ägyptisch anklingende Dekors waren en vogue.

Brenner, Stövchen und Kanne in einem – diese Kanne mit einem Henkel aus Bast findet die Gladbecker Museumsleiterin Susanne Peters-Schildgen einfach „cool“.
Brenner, Stövchen und Kanne in einem – diese Kanne mit einem Henkel aus Bast findet die Gladbecker Museumsleiterin Susanne Peters-Schildgen einfach „cool“. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

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Neben aller Raffinesse in der Wohnkultur war es Designern und Künstlern nicht zu schnöde, sich mit Haushaltshelfern zu beschäftigen. Man schaue nur auf das elegante Tischkehrset mit Mohnblume oder die in ihrer Schlichtheit vollkommene, formschöne Schale mit tannengrünem Glaseinsatz.

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Es werden nicht nur Prachtstücke zur Schau gestellt, Banner geben auch Hintergrundinformationen, zum Beispiel zum Herstellungsprozess der Gegenstände. Die Museumsleiterin schlägt zudem eine Brücke zum Gladbeck in der Blütezeit, als es nicht nur schwarzes Gold gab. Repräsentative Bauten, wie die Maschinenhalle Zweckel, ziehen immer noch bewundernde Blicke auf sich.

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