Gladbeck. Am neuen Heisenberg-Gymnasium in Gladbeck wurden 407 Radstellplätze installiert. Ein Kosten-Kompromiss, der modernen Anforderungen nicht genügt.
Im Schulausschuss wurde jetzt deutlich, dass die neu installierten Fahrradständer mit 407 engen Stellplätzen am Heisenberg-Gymnasium nicht für moderne Räder geeignet sind. Sie entsprechen auch nicht der Anfang Juni vom Rat verabschiedeten neuen Stellplatzsatzung. Die Fraktion Die Linke bezeichnet die schmalen Bügel-Abstellplätze als „minderwertige Felgenkiller“ und beantragte eine Nachbesserung. Zudem solle die Verwaltung alle weiterführenden Schulen in Gladbeck überprüfen, ob die jeweilige Zahl und Qualität von Fahrradabstellplätzen angemessen ist und erforderlichenfalls nachbessern.
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Im März 2021 war der Neubau des Gymnasiums bezogen, danach die Außen- und Schulhofflächen nach und nach hergestellt worden. Noch bis diesen Sommer erfolgte die Installation der letzten, teils überdachten Fahrradstellplätze. Wie im Schulausschuss deutlich wurde, stellen sie einen Kompromiss dar. Für Rüdiger Jurkosek, Ratsherr der Linken, eine schlechte Wahl und eine Fehlinvestition, da die Funktion nicht so gegeben sei, wie sie auch die neue Stellplatzordnung der Stadt vorschreibe.
Die neue Stellplatzverordnung beseitigt einen Missstand in Gladbeck
Die vom Rat Anfang Juni verabschiedete Verordnung ist ab diesen Monat in Kraft getreten. Sie beseitigt einen Missstand, da jetzt nicht nur für Wohnbauvorhaben, sondern auch alle weiteren Neubauten wie Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser oder Verkaufsstätten, detailliert vorgeschrieben wird, wie viele Stellplätze (Auto/Fahrrad) mindestens zu schaffen sind. Die Beschlussvorlage erwähnt auch speziell die Absicht, die infrastrukturellen Rahmenbedingungen für den Radverkehr weiter zu verbessern. Sie nennt die übergeordnete Zielstellung, den Radverkehrsanteil „als klimaschonendes und stadtverträgliches Fortbewegungsmittel“ zu steigern. Bei der Radverkehrsförderung komme der Stellplatzverordnung so eine hohe Bedeutung zu, und neben der reinen Anzahl spiele die Qualität der Fahrradstellplätze eine besondere Rolle. Denn: Nur gute und sichere Fahrradabstellplätze würden akzeptiert „und dienen der Förderung des Radverkehrs“
Konkret wird so in der neuen Satzung die Ausführung mit Anlehnbügel als Mindeststandard für einen Fahrradstellplatz in Gladbeck vorgeschrieben, der zudem pro Rad 1,5 Quadratmeter Platz bieten muss, um auch größere, etwa Lastenräder, abstellen zu können. Auch die geforderte Mindestanzahl wird benannt. So gilt etwa für neue Kindergärten ein Radabstellplatz je zehn Kinder und für Grundschulen ein Abstellplatz je fünf Schüler. Bei weiterführenden Schulen muss für die Hälfte der Schülerinnen und Schüler ein Fahrradstellplatz vorgehalten werden. Aktuell besuchen 713 Schüler das Heisenberg-Gymnasium, dies bedeutet demnach mindestens 356 Fahrradstellplätze. Diese Vorgabe sei mit jetzt 407 vorhandenen Abstellplätzen erfüllt, machte Erster Beigeordneter Rainer Weichelt im Schulausschuss deutlich. Die Konzipierung habe aber per se dem bei der Baugenehmigung gültigen Baurecht entsprochen, da die aktuelle Stellplatzordnung ja erst jetzt mit Inkrafttreten für Neubauten in Gladbeck gelte.
Der Erste Beigeordnete räumt einen Kosten-Kompromiss ein
Weichelt räumte aber im Schulausschuss ein, dass die Wahl der Vorderradklemmen beim neuen Gymnasium ein Kompromiss gewesen sei. Denn man habe beim Heisenberg-Neubau im Kostenrahmen bleiben wollen (PPP-Modell). Anlehnbügel wären insgesamt deutlich teurer geworden als die gewählte Lösung, die zudem die Installation einer größeren Anzahl von Stellplätzen ermöglicht habe. Bei einer Verwendung von Anlehnbügeln mit Quadratmetervorgabe wären auf dem Schulgelände nur 280 Fahrradstellplätze möglich. Ein kurzfristiger Stellplatz-Umbau am Heisenberg sei nicht zu erwarten. Weichelt sagte aber zu, sich zügig mit der Schulpflegschaft und der Schulleitung ins Benehmen setzen zu wollen, ob die gegenwärtige Situation noch drei bis vier Jahre zumutbar sei. Mit der Absicht, dann nachzubessern.
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Auch die übrigen Fahrradstellplätze an weiterführenden Schulen sollen betrachtet werden, um sie bei Baumaßnahmen gegebenenfalls sukzessive auszutauschen. Vorbild können bereits die komfortablen Anlehn-Fahrradstellplätze an der Anne-Frank-Realschule sein. Die Mehrheit des Schulausschusses gab sich mit der von Rainer Weichelt geschilderten Aussicht zufrieden. Der Antrag der Fraktion Die Linke wurde abgelehnt.