Gladbeck.
„Damals in Brauck“ ist da, ein umfassendes Geschichts-Lesebuch aus Brauck für Brauck, das die Historie des südlichsten Stadtteils aufarbeitet: 232 Seiten voll prallen Lebens, Ortsgeschichte „zum Anfassen“ quasi, im wesentlichen ein Spiegelbild vieler Erinnerungen alter Braucker. Ab Sonntag, wenn das Stadtteilfest steigt, ist es zu haben.
Mehrere Jahre arbeitete der Geschichtskreis Brauck an dem mit über 500 Fotos gespickten Band, der ein lebendiges Zeugnis gelebter Geschichte ist, der interessante und ungewöhnliche Einblicke in die Geschichte und den Alltag des Stadtteils bietet, wie es im Vorwort heißt.
Die Idee zu dem Buch entstand beim Vereins- und Familienfest in Brauck 2003. Unterstützung fand es im Rahmen des Förderprogramms „Soziale Stadt Brauck“, im Stadtteilbüro liefen die Fäden zusammen. Ein Kreis geschichtsinteressierter Braucker formierte sich, gebar viele Ideen, suchte und fand Braucker, die „etwas“ zu erzählen hatten. „Dann brauchten wir aber Profis, um ein Buch daraus zu machen“, erzählte Dieter Knappmann gestern bei der Buchpräsentation.
Hier kommt Dr. Christine Schönebeck ins Spiel, Kulturhistorikerin und Leiterin des städtischen Museums, die als Autorin gewonnen werden konnte. Sie sichtete und ergänzte die Interviews mit „alten Brauckern“, die kleine, persönliche Episoden aus Kindheit und Jugend zu erzählen hatten, aber auch über Beruf und Alltag in Brauck zu berichten wussten und auch Bausteine zur Aufarbeitung der Zeitgeschichte liefern konnten. Schönebeck ordnete diese „Geschichten“ ein, arbeitete die Quellen wissenschaftlich auf und steuerte eine umfangreiche Archivrecherche hinzu. „Die entscheidende Quellengrundlage sind jedoch die Interviews mit den Menschen“, so die Autorin gestern. Mit über 70 hat man gesprochen, „keine Persönlichkeiten aus dem Stadtteil, sondern ganz normale Leute“. So sei ein sehr lebensnaher Einblick in die Geschichte entstanden.
Eineinhalb Jahre brauchte Schönebeck fürs Auswerten, Schreiben und Produzieren des Buches, das in dem kleinen Gladbecker „Prowiss-Verlag“ erschien, der intensiv bei Layout und Gestaltung mithalf. Begonnen wird das Buch mit einer Schilderung des vorindustriellen Braucks, einem ursprünglich agrarisch geprägten Gebiet, „dann kamen die Zechen, Brauck wandelt sich zum dicht besiedelten Stadtteil, dessen Bevölkerung sich nicht erst in jüngeren Jahrzehnten aus Arbeitsmigranten zusammensetzte. Es folgen Erinnerungen des Einlebens in den Stadtteil, „Betrachtungen aus Kinderaugen“. Viele ältere Braucker werden hier an eigene Erlebnisse erinnert, so Schönebeck.
In einem anderen Abschnitt werden Schicksale von Menschen geschildert, die nach Brauck einwanderten oder einwandern mussten. „Viele Vertriebene fanden nach dem Zweiten Weltkrieg in Brauck eine neue Heimat.“ Ihr Schicksal ist mitunter sehr anrührend, so die Autorin. Auch Biografien mit Migranten der ersten Stunden finden sich in dem Buch. Alltagsszenen, die Arbeit hinterm Haus, Kneipenleben, die Geschichte der Kirchengemeinden und natürlich „Matthias Stinnes“, das Bergwerk, mit dem die Wandlung des Stadtteils begann, übrigens auch ein zweiter nach Schließung der Zeche.
Ab dem 6. Juli ist das Buch für 19,95 € im heimischen Buchhandel zu haben.
ISBN: 978-3-9810297-4-1