Gladbeck. Die Gladbecker Hundefriseurin Barbara Witte kann sich vor Anfragen kaum retten. Doch sie sagt vielen Interessenten ab – aus mehreren Gründen.

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Waschen, Föhnen, Schneiden, Frisieren plus Nagelpflege. Was Frauchen wert und teuer ist, soll doch auch dem geliebten Vierbeiner gegönnt sein. Nur: Die Suche nach einem Hundesalon, der überhaupt noch freie Termine bietet, ist Glückssache – wie ein Trüffel-Fund. Profi Barbara Witte in Gladbeck jedenfalls hat so viel um die Ohren, dass der Kalender proppevoll ist.

Seit 35 Jahren ist die Hundefriseurin im Geschäft, zehn davon in ihrem Salon an der Landstraße. Aber so ein Andrang wie jetzt, nein, das ist neu für Witte. Malteser, Labrador, Havaneser, Mischlinge jeglicher Couleur & Co. geben sich bei ihr Pfötchen. Manchmal warten gleich mehrere fellige Kunden auf ihre Wohlfühlbehandlung. Wie an diesem Tag.

Die Gladbecker Hundefriseurin Witte: „Die Leute machen in allen möglichen Salons Termine ab, nehmen nur einen davon wahr und lassen die anderen ohne Absage platzen“

Mittelschnauzerdame Gina steht artig auf dem Tisch. Der Rasierer surrt. Barbara Witte erklärt: „Ich frisiere Gina nach dem Rasse-Standard für Schnauzer.“ Logo! Für den Liebling von Freundin Claudia Lier sind andere Gesichtspunkte zu beachten, denn die zweijährige Stella ist gerade einmal eine Handvoll Hund. Doch auch der winzige Chihuahua-Yorkshire-Mix will chic sein. Seidenweich ist das Fellchen, die aufgestellten Ohren geben Stella ein bisschen das Aussehen einer pfiffigen Fledermaus – da schlägt das Herz von Hundeeltern sofort einen Tick höher.

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Claudia Lier weiß, dass ihre Freundin gefragt ist. Bekannt wie der sprichwörtlich bunte Hund ist sie bei den „Eltern“ von Waldi, Hasko und Artgenossen. „Barbara hat eine tolle Kundschaft“, erzählt die 55-Jährige, „aus Holland, Oberhausen, Detmold und vielen anderen Gegenden kommen die Leute zu ihr.“ Ein vierbeiniger Kunde fahre sogar per Taxi allein zu Wittes Wellness-Oase, Frauchen müsse gesundheitsbedingt zuhause bleiben, so die 64-Jährige.

Ein vierbeiniger Kunde fährt allein per Taxi vor, Frauchen muss aus gesundheitlichen Gründen zuhause bleiben

Wer jetzt wegen eines Termins bei ihr anruft und nicht zur Stammkundschaft gehört, muss mit einer Absage rechnen. Und es sind etliche, die ein „Nein“ hören: „Manche sagen, ich sei schon die zehnte Hundefriseurin, die sie anrufen.“ Die gelernte Medizinisch-Technische Assistentin, die sich irgendwann entschied, lieber mit Trimmer, Bürste und Kamm ihr Geld zu verdienen: „Die Leute machen in allen möglichen Salons Termine ab, nehmen nur einen davon wahr und lassen die anderen ohne Absage platzen.“ Nicht mit Barbara Witte. Sehr große Vierbeiner und „Randalierer“ sind ebenfalls außen vor.

Mini-Hundedame „Stella“ gehört ebenfalls zur Stammkundschaft im Gladbecker Salon von Barbara Witte, Frauchen Claudia Lier ist eine Freundin des Profis.
Mini-Hundedame „Stella“ gehört ebenfalls zur Stammkundschaft im Gladbecker Salon von Barbara Witte, Frauchen Claudia Lier ist eine Freundin des Profis. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

In der kontaktarmen Corona-Zeit sind viele Menschen auf den Hund gekommen. Freundin Claudia meint, das dürfte ebenfalls ein Grund für die enorm gestiegene Nachfrage sein. Sie beschert Barbara Witte ein volles Auftragsbuch: „Die Leute legen Wert auf einen gepflegten Hund.“ Die Expertin verhilft den Vierbeinern nur zu gerne zu einem feschen Aussehen: „Ich liebe meinen Beruf!“ Hinter diesem Satz könnten noch einige Ausrufezeichen mehr stehen.

Tägliche Pflege

„Hundefriseur ist kein Lehrberuf“, stellt Barbara Witte klar. Es werden zwar Seminare angeboten, doch eigentlich „müssen Menschen, die in diesem Fach arbeiten wollen, zu jemandem gehen, der sein Wissen weitergibt“. Die frühere Pudelzüchterin bedauert diese Situation: „Kunden haben keine Richtlinien, nach denen sie die Qualität von Salons bewerten können.“Stichwort „Qualität“: Barbara Witte sträuben sich die Haare, wenn sie manche Vierbeiner in die Finger bekommt. Immer wieder stellt sie fest, dass Frauchen und Herrchen nicht wissen, wie sie beispielsweise ihren Hund bürsten müssen: „Lagenweise!“ Bei ungepflegten Tieren „bin ich direkt und sage das auch“. Der Profi gibt aber auch auf Wunsch bereitwillig Nachhilfe und Tipps.

Der Profi erläutert: „Eine Frisur besteht aus Linien. Das äußere Erscheinungsbild ist wichtig. Ich würde niemals etwas machen, das den Hunden schadet.“ Neongrün eingefärbt, Flechtkreationen, die „gibt es bei mir nicht“. Allerdings sagt Witte auch: Für den großen Auftritt bei Ausstellungen darf’s schon ein bisschen mehr sein. Barbara mit den flinken Scheren in den Händen zeigt auf ein Foto ihres eigenen tierischen Schatzes: Großpudel Pippa – ein Traum in Weiß. Den Pony keck aus der Stirn gebunden, macht die Elfjährige schon etwas her. Frauchen gibt frei Schnauze zu: „Das gefällt nicht jedem.“ Muss es auch nicht. Rute und Läufe mit puscheligen Pompons passen ja nicht zu jeder Hunderasse. Aber gepflegt sollte das Tier allemal sein.

Das kann schon einmal eineinhalb Stunden – „bei gutem Pflegezustand!“ – oder mehr dauern. Ein weiterer Kunde trippelt in den Salon. Witte sieht’s prompt: Hier kommt ein haariges Problem auf vier Pfoten. Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt! Oder, genau genommen, der Profi im Salon. Ein prüfender Griff ins Nackenfell: „Schon wieder so filzig!“ Bei Mischling Timmy kann nur die Radikal-Kur dem Wildwuchs Einhalt gebieten. Die Matte muss ab! Und von Schneeweiß kann momentan keine Rede sein. Auf den Hundeherrn wartet das Farbshampoo – ein Spezialprodukt, versteht sich, wie beispielsweise auch ein Präparat für empfindliche Köpfe. „Nachher wird Timmy wie aus Watte aussehen“, verspricht die Hundefriseurin. Doch das dauert noch ein bisschen, auch wenn der kleine Hund ungeduldig wird und etwas kläfft.

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Lieb sind sie eigentlich alle, die Vierbeiner, die Barbara Witte pflegt und aufhübscht. Krallen schneiden, Ohren und Augen putzen, Analdrüsen ausdrücken – all das gehört zum Programm: „Nur keine medizinischen Fälle.“ Bisweilen haben Hundehalter jedoch ein verblüffend dickes Fell. So weiß Witte beispielhaft von einem Tier zu berichten, dass ihr voller Flöhe vorgesetzt wurde. In dem Fall war erst einmal ein Gang zum Arzt angesagt. „In diesem Jahr haben wir viele Zecken“, stellt die Expertin fest.

Schnippschnapp, Witte macht sich an Ginas Damenbart zu schaffen, während Stella sich auf dem Besucherarm kuschelig einrichtet. Die Schnauzerhündin fiept sehnsüchtig – nein, auf den Arm darf sie nicht. Noch ist ihre Friseurin nicht am Ziel. Aber dann, eine Punktlandung, denn Frauchen Hildegard Kasten holt ihren siebenjährigen Liebling ab. Die 78-Jährige ist von Ginas Aussehen begeistert. Und die Schnauzerdame? Sie hüpft und springt aus dem Stand hoch. Lange genug stillgestanden. Doch: Wer schön sein will, muss geduldig sein...!

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