Gladbeck. Anfang Juni soll die Großunterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine fertig sein. Das sind die Besonderheiten des Container-Dorfs in Gladbeck.
Spätestens Ende Juni soll die Großunterkunft für geflüchtete Menschen aus der Ukraine auf dem Festplatz in Gladbeck komplett bezogen werden können. Drei große Wohncontainer und weitere drei Aufenthaltsbereiche, ebenfalls in Containerbauweise, sollen dann an der Horster Straße stehen und für 150 Menschen zum Zuhause auf Zeit werden. Die Kosten dafür sind erheblich.
Für gut 1,3 Millionen Euro hat die Gladbecker Stadtverwaltung die mobilen Unterkünfte für ein Jahr angemietet. „Dabei galt es auch rasch zu handeln, denn in solchen Zeiten herrscht eine große Dynamik auf dem Markt für Wohncontainer“, betonte Montag Bürgermeisterin Bettina Weist bei einer Begehung des ersten, bereits aufgebauten Wohncontainers. Zusätzlich zu den 1,3 Millionen Euro kommen noch einmal 600 Euro pro Person für die Ausstattung hinzu. Und auch die Kosten für beispielsweise die Sozialarbeiter, die sich in dem Container-Dorf um die Menschen kümmern sollen, kommen noch oben drauf. Der Security-Dienst, der auf dem Festplatz im Einsatz sein wird, ist kostenmäßig in der Summe für die Container enthalten.
Die Stadt Gladbeck geht fest von einer Beteiligung von Land und Bund an den Kosten aus
Natürlich geht die Stadtverwaltung davon aus, dass die Kommunen beim Punkt Flüchtlingsunterbringung fest mit der finanziellen Unterstützung von Bund und Land rechnen können. „Das Wie ist aber noch nicht endgültig geklärt“, betont Sozialdezernent Rainer Weichelt. Man brauche dieses Geld auf jeden Fall. „Wir leisten vor Ort die schnelle Hilfe. Das muss auch Unterstützung finden!“ Eine Umverteilung der Kosten sei immerhin schon angedacht: Ab Juni sollen die Hilfen für Geflüchtete aus der Ukraine nach dem Sozialgesetzbuch (SGB II) erfolgen – eine Leistung, die der Bund erbringt.
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Noch steht lediglich einer der drei Containerstränge auf dem hinter den Parkplätzen gelegenen Teil des Festplatzes. Der zweite soll dann in wenigen Tagen folgen, der Aufbau des dritten Ende Mai und Anfang Juni abgeschlossen sein. „Im Idealfall“, so Marcel Hädrich, Abteilungsleiter Existenzsicherung und Wohnen beim Sozialamt, „soll die Belegung der Großunterkunft erst starten, wenn im Juni alle Arbeiten auf dem Festplatz abgeschlossen sind.“ Wie es momentan aussieht, könne das auch klappen, da man derzeit noch vor dem Bedarf sei. Auch die Flüchtlingsunterkunft am Wehlingsweg ist zwar fertig, aber noch nicht bezogen.
Beim Krisenstab Ukraine gibt es eine Gruppe, die sich ausschließlich mit der Unterbringung beschäftigt
Schon die Planung des Container-Dorfs auf dem Festplatz sei ein sehr dynamischer Prozess gewesen, sagt Michael Grätsch. Er ist bei der Stadtverwaltung für die technische Gebäudewirtschaft verantwortlich und somit auch für die Großunterkunft. In vielen Punkten habe man immer wieder neue Überlegungen angestellt, um dem Ganzen tatsächlich so etwas wie einen gewissen Dorfcharakter verleihen zu können. So sind nicht nur die drei Aufenthaltscontainer – gedacht für Kinderbetreuung, Zusammenkünfte, Sprachkurse etc – erst recht spät ins Spiel gekommen. Auch die Idee, die großen Container so aufzustellen, dass in der Mitte ein Platz entsteht, sei Teil der gemeinsamen, intensiven Überlegungen gewesen. Mit der Thematik befasst sind in Gladbeck schwerpunktmäßig die Mitglieder im Krisenstab Ukraine, die sich ausschließlich mit der Unterbringung der Geflüchteten beschäftigen.
Alle drei Wohncontainer haben einen sehr breiten Flur
Die drei Wohncontainer sind alle gleich aufgebaut. Sie haben einen nicht ganz 40 Meter langen, sehr breiten Flur, von dem die Zimmer, Waschräume, die Küche und die Gemeinschaftsräume abgehen. Die Breite des Flures macht es möglich, dass man sich auch vor den Zimmern zum Beispiel für ein Gespräch gut aufhalten kann, und auch die Kinder hier bei schlechtem Wetter spielen können.
Second-Hand-Laden im Container-Dorf
In einem der drei Aufenthaltscontainer, die auf dem Gladbecker Festplatz aufgestellt werden, soll es auch eine Art Second-Hand-Laden geben. Der soll, so die Vorstellung der Stadtverwaltung, von den Gladbecker Wohlfahrtsverbänden, die sich sehr in der Flüchtlingshilfe engagieren, mit Dingen wie Kleidung und Spielsachen bestückt werden. Die Geflüchteten können dann direkt vor Ort schauen, was sie gebrauchen können.
Ein wichtiges Thema ist auch der Brandschutz: Alle Räumen in dem Container-Dorf für Geflüchtete aus der Ukraine werden mit Rauchmeldern ausgestattet sein. Die langen Flure weisen aus Sicherheitsgründen Brandabschnittswände auf.
Alle Zimmer werden mit jeweils zwei Stockbetten, einem Tisch, vier Stühlen sowie einem Kühlschrank möbliert. Gekocht wird in den Gemeinschaftsküchen. „Ob die Menschen dann im Gemeinschaftsraum oder in ihrem Zimmer essen, bleibt jedem selbst überlassen. Und ob jeder für sich kocht oder mehrere gemeinsam, auch das wird sich zeigen“, sagt Marcel Hädrich. Eine gemeinschaftliche Versorgung ist für die Gladbecker Großunterkunft im Unterschied zu den Einrichtungen in anderen Kommunen nicht vorgesehen. Hädrich: „Wir möchten, dass die Leute die Entscheidung, was sie essen wollen, für sich alleine treffen können.“
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Im Gemeinschaftsraum in den Wohncontainern wird ein Fernseher hängen. Das komplette Dorf wird über Internet verfügen. „Es ist wichtig, dass die Geflüchteten den Kontakt zu ihren Familien in der Ukraine nicht verlieren“, betont Bettina Weist. Und auch, wenn das Container-Dorf auf dem Gladbecker Festplatz keinen Luxus bieten werde, so solle es doch auf jeden Fall ein wenig mehr als ein bloßer Schlafplatz für die Geflüchteten sein, sondern ihnen vielmehr auch ein wenig Geborgenheit bieten.