Gladbeck. Die Klinik für Gynäkologie im Gladbecker Krankenhaus steht vor dem Aus. Nach der Geburtshilfe soll jetzt die restliche Frauenheilkunde schließen.

Die Frauenheilkunde am St. Barabara-Hospital in Gladbeck soll geschlossen und die gynäkologische Versorgung innerhalb des Krankenhauskonzerns St. Augustinus in Gelsenkirchen konzentriert werden. Die Krankenhausgesellschaft will dies auf Anfrage derzeit noch nicht bestätigen. Der WAZ liegen aber Informationen vor, dass die Schwerpunktbildung zulasten des ortsnahen Angebotes im Gladbecker Krankenhaus längst offiziell beantragt ist.

Öffentlich besprechen will die Gladbecker AfD das Thema mit einem Antrag und Bitte um mehr Information für den Sozialausschuss am 10. Mai, zu dem auch Krankenhausvertreter eingeladen werden sollen. Denn mehrere voneinander unabhängige Quellen hätten der Fraktion zugetragen, so die Fraktionsvorsitzenden, „dass die gynäkologische Abteilung des Barbara-Hospitals im kommenden Monat schließen und ins Marien-Hospital Buer ausgelagert werden soll“. Die Bezirksregierung Münster solle den Plänen der St. Augustinus GmbH bereits zugestimmt haben. Auf Anfrage der WAZ bezog die Geschäftsführung des Krankenhauskonzerns Stellung.

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Blick auf den Haupteingang des St. Barbara-Hospitals in der Gladbecker Stadtmitte. Die Klinik für Gynäkologie soll im Stadtkrankenhaus aufgegeben werden.
Blick auf den Haupteingang des St. Barbara-Hospitals in der Gladbecker Stadtmitte. Die Klinik für Gynäkologie soll im Stadtkrankenhaus aufgegeben werden. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

„Die Geschäftsführung der St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH arbeitet immer an Lösungen, die die medizinische und wirtschaftliche Situation einzelner Standorte oder Einrichtungen unseres Leistungsverbundes weiter stabilisiereund verbessere“, so die von Sprecher Wolfgang Heinberg vorgelegte Antwort. „Dabei spielen für unsere Geschäftsführung, mit Blick auf den Standort St. Barbara-Hospital, sicher auch Fragen zur Zukunftsfähigkeit der Klinik für Gynäkologie in unserem Gladbecker Haus eine Rolle.“ - Das Thema ist also im Fokus der Krankenhausgesellschaft.

Landesregierung will Krankenhausreform

Dass die Betreiber der Krankenhäuser gehalten sind, ihr Leistungsspektrum aktuell zu überprüfen, ist in der neuen Krankenhausplanung begründet. Die schwarz-gelbe Landesregierung hat diese in den vergangenen Jahren vorangetrieben, um die Kliniklandschaft neu zu sortieren. Die rechtliche Grundlage ist durch die Novellierung des Krankenhausgestaltungsgesetzes des Landes Nordrhein-Westfalen (KHGG NRW) am 18. März 2021 in Kraft getreten.

Ziel ist, die Kostenstruktur zu optimieren; sicherzustellen, dass Grundversorgung in einem Krankenhaus auch in ländlichen Regionen (in 20 Minuten mit dem Auto erreichbar) gewährleistet ist, zugleich aber auch Überversorgung in Ballungsgebieten zu vermeiden. Gerade im Ruhrgebiet bedeute dies, dass die Krankenhausbetreiber gehalten sind, miteinander regionale Planungskonzepte und Kooperationen auszuhandeln, wer künftig welche Leistungsschwerpunkte vorhält.

Klar kommunizieren will St. Augustinus die beabsichtigte Schließung der Klinik für Gynäkologie aber noch nicht. „Noch immer finden interne Abstimmungen zum Thema statt und wir verfolgen das Ziel, Sachverhalte und Ergebnisse erst dann öffentlich zu kommunizieren, wenn alle notwendigen, gewünschten und gewollten Ergebnisse in einem guten Einvernehmen vorliegen.“ Dieser Zeitpunkt könne vermutlich in den kommenden Tagen erreicht werden, bittet Heinberg noch ein wenig um Geduld. „Sobald alle Überlegungen abgeschlossen und alle Entscheidungen getroffen sind, werden wir dies und alle damit zusammenhängenden Folgerungen selbstverständlich auch öffentlich kommunizieren.“

Die Verlagerung der Gynäkologie nach Gelsenkirchen ist bereits beantragt

Dass St. Augustinus das Thema intern bereits entschieden hat, wird durch Nachfrage bei der Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde deutlich. Laut Auskunft des zuständigen Fachdezernats, so Pressesprecherin Ulla Lütkehermölle, „hat die Krankenhausgesellschaft die Verlagerung der Betten von Gladbeck nach Gelsenkirchen beim Kostenträger beantragt“. Die AOK sei als größte Krankenkasse der Region zuständig. Das Prüfungsergebnis, zum Beispiel die Befürwortung, werde dann der Bezirksregierung vorgelegt, die ihren Bericht an das Gesundheitsministerium NRW weiterleite, „das dann abschließend entscheidet“.

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Chefarzt der Klinik für Gynäkologie in Gladbeck ist Dr. med. Rudolf Gossen. In einem Bericht der WAZ Mitte 2018 hatte der Gynäkologe angekündigt, die Behandlungsschwerpunkte auszubauen und die Patientenzahl der Frauenheilkunde bis zum Jahresende durch noch bessere Auslastung der 16 Betten auf 900 steigern zu wollen (Vorjahr 800). Optimistische Vergangenheit, denn erhält der aktuelle Plan grünes Licht, endet für das Krankenhaus in Gladbeck, mit dem noch größten Leistungsspektrum innerhalb der Katholischen Kliniken Emscher-Lippe (Ende 2017 von St. Augustinus übernommen), nach 128 Jahren die Ära Frauenheilkunde.