Gladbeck. Nach der Pleite des alten Tafelvereins ist eine Lösung gefunden. Das DRK übernimmt die Gladbecker Tafel mit einem ganz besonderen Konzept.
Eine „gute Botschaft“ konnte Bürgermeisterin Bettina Weist am Montag verkünden: „Eine Lösung für die in Schwierigkeiten geratene Gladbecker Tafelist gefunden. Das Deutsche Rote Kreuz übernimmt als Träger das Tafelangebot für bedürftige Menschen in Gladbeck.“ Der engagiert tätige Hilfsverein habe zudem „ein sehr zukunftsfähiges Konzept entwickelt“, das es nach seiner Kenntnis „in dieser Art noch nicht gibt“, so DRK-Vorsitzender Wilhelm Walter, beim Vorstellungstermin.
„Unser Ziel ist es, ein dezentrales und gut zu erreichendes Angebot für möglichst viele Bedürftige in den Stadtteilen zu schaffen, auch für Menschen, die nicht mehr so mobil sind“, erklärte der Rotkreuzchef weiter. Dass das DRK das Tafelangebot in einer Kommune sicherstellt, das sei nun mit dem Kreisverband Gladbeck in Nordrhein-Westfalen einzigartig, gebe es ähnlich nur in Bayern und Baden-Württemberg.
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Dezentrales Konzept versorgt bedürftige Menschen in allen Gladbecker Stadtteilen
Das Konzept des DRK sehe keinen zentralen Tafelladen vor, wie er zuvor an der Bülser Straße betrieben wurde, sondern ein mobiles Konzept. Man beabsichtige, so Walter, ein Verkaufsfahrzeug als beweglichen Tafelladen anzuschaffen, „das die einzelnen Stadtteile in Gladbeck anfährt, um Lebensmittel zu den berechtigten Menschen zu bringen“. Die volle Tüte soll es dann weiterhin zum bekannten symbolischen Beteiligungspreis von zwei Euro geben.
Tafel-Lösung in drei Monaten erarbeitet
Der alte Gladbecker Tafelverein war durch den überraschend kurz aufeinander folgenden Tod der beiden Vorsitzenden in Bedrängnis geraten. Die rechtliche Grundlage war entzogen, da es keinen weiteren Befugten zum Führen der Geschäfte gab. Bei der Überprüfung der Tafelakten wurde eine chaotische Buchführung festgestellt.
Rechtlich vorgeschriebene Vorgaben (zum Beispiel Mitgliederversammlung) waren nicht durchgeführt worden, die Gemeinnützigkeit somit im Grunde erloschen. Der eingesetzte Notvorstand hatte Ende November 2021 die Arbeit aufgenommen, um Licht in die Buchführung zu bringen und nach Folgelösungen für das Tafelangebot zu suchen.
Mit den umliegenden Tafelvereinen in Bottrop, Dorsten und Gelsenkirchen habe man schon gesprochen, und deren benötigte Zustimmung eingeholt. Das erweiterte Gelsenkirchener Tafel-Konzept, „die ja auch Bekleidung an Bedürftige abgeben“, finde man als DRK zudem interessant und überlege, ähnliches in Gladbeck anzubieten, so Wilhelm Walter. Das DRK in Gladbeck entwickelt sich mit der neuen Trägerschaft zusehends weiter zum Sozialverband. War bislang der Hausnotruf das wichtigste Betätigungsfeld der Rotkreuzler, so wird es bekanntlich im Sommer 2023 die Trägerschaft für die Kindertagesstätte Oase übernehmen. Mit dem Tafel-Angebot entsteht ein weiteres Betätigungsfeld, das fix in Betrieb gehen soll. Walter: „Wir wollen spätestens in zwei Monaten starten und sind derzeit intensiv auf der Suche nach einem geeigneten Fahrzeug.“
Das Angebot nach der notgedrungenen Schließung des Tafelladens Ende September 2021 zügig wieder zu sichern, ist auch im Sinne von Sozialdezernent Rainer Weichelt. Der Erste Beigeordnete hatte unter Mithilfe aus den eigenen Reihen (u.a. Sozialamtschef Thomas Andres, Abteilungsleiter Existenzsicherung Marcel Hädrich) die Abwicklung der alten Tafel voran getrieben, war Teil des Notvorstandes mit Michael Düing (Lions-Club Gladbeck) und Uwe Hildebrandt, Pfarrer im Ruhestand. „Am Samstag hat die Mitgliederversammlung stattgefunden, auf der der rechtlich notwendige Beschluss gefasst wurde, den alten Tafelverein aufzulösen (zum 31. März) und dem DRK die noch vorhandene Vermögenswerte zu übertragen“ (z.B. zwei Fahrzeuge, Küchenzeile). Als Liquidator für den Tafelverein wurde Michael Düing bestimmt.
Die Hilfe von Ehrenamtlichen zur Ausgabe der Lebensmittel-Spenden wird benötigt
Wilhelm Walter informierte weiter, dass man die Unterstützung sowie den Ratschlag des Landes- und Bundesverbandes der Tafeln eingeholt habe, dort auch Mitglied werde. Zudem seien die ersten Gespräche mit einem bis zum Aus für den Tafelverein tätigen Ehrenamtlichen geführt worden und mit weiteren Aktiven geplant. „Wir hoffen, dass so viele wie möglich sich unter unserer Trägerschaft wieder mit in die Lebensmittelausgabe einbringen, denn sonst können wir das Angebot nicht wie erhofft umsetzen“, so Walter. Rund 70 Ehrenamtliche würden stundenweise gebraucht, um an verschiedenen Wochentagen die Stadtteile anzufahren und Lebensmittel auszugeben. Am alten Standort wurden rund 400 Bedürftige regelmäßig versorgt, mit dem dezentralen Angebot könnten es mehr werden.
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Dazu müssen natürlich regelmäßige Lebensmittel-Spenden von Supermärkten oder Bäckereien sichergestellt werden. Auch da sei das DRK dran, ebenso an Sponsoren. Der Lions-Club habe weiterhin Unterstützung zugesagt, „und auch die ersten Unternehmer haben sich bei uns gemeldet, die helfen wollen“. Zugesagt sei auch eine Anschubfinanzierung von 5000 Euro durch die Stadt Gladbeck.