Gladbeck. Ein Schritt zur Zukunftssicherung des Gladbecker Chemiewerkes ist getan. Das millionenschwere Großprojekt hängt aber etwas hinter dem Zeitplan.

An der Pipeline-Station mag die schlichte schwarze Leitung, die eher unscheinbar im Boden verschwindet, an eine riesige Lakritzstange erinnern. Gleichwohl ist sie quasi die wichtige Hauptschlagader, die das Herz im Gladbecker Ineos Chemiewerk, die Produktionsanlage, stetig mit dem Grundstoff versorgt, damit sie kräftig arbeiten kann. Die neue Cumol-Leitung vom Chemiepark in Marl zum Werk in Gladbeck wurde jetzt in Betrieb genommen. Noch fehlt aber ein wichtiger Baustein im Zukunftsprojekt des weltgrößten Phenolproduzenten.

Denn Ineos errichtet im Chemiepark in Marl eine hochmoderne Cumol-Produktionsanlage, dem Ausgangsstoff, der im Stammwerk in Zweckel zur Herstellung von Phenol und Aceton benötigt wird. Im Sommer 2019, vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie, war Ineos-Geschäftsführer Benie Marotz davon ausgegangen, dass die Anlage Ende 2021 in Betrieb geht. Mit einer Jahreskapazität von 750.000 Tonnen Cumol soll die effizientere Neuanschaffung (niedriger Energieeinsatz bei größerer Produktausbeute) die alte in Marl betriebene Anlage (Jahreskapazität 300.000 t) ersetzen. Mit der dafür größten Investition von Ineos seit Übernahme der einstigen Phenolchemie (2001), einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag.

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Nahe Versorgungswege erhalten die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt

Ineos in Gladbeck und Evonik haben die neue Fernleitung in Betreib genommen, die das Chemiewerk in Gladbeck aus Marl mit dem Grundstoff Cumol versorgt. (v.l.): Daniela Kampmann (Head of Logistics Pipelines Evonik), Benie Marotz (Geschäftsführer Ineos Phenol), Sascha Rose (Procurement Manager Ineos), Thomas Wessel (Personalvorstand und Arbeitsdirektor von Evonik), Thomas Sunderbrink (Project Commercial Manager Ineos).
Ineos in Gladbeck und Evonik haben die neue Fernleitung in Betreib genommen, die das Chemiewerk in Gladbeck aus Marl mit dem Grundstoff Cumol versorgt. (v.l.): Daniela Kampmann (Head of Logistics Pipelines Evonik), Benie Marotz (Geschäftsführer Ineos Phenol), Sascha Rose (Procurement Manager Ineos), Thomas Wessel (Personalvorstand und Arbeitsdirektor von Evonik), Thomas Sunderbrink (Project Commercial Manager Ineos). © Ineos | Reusmann

„Die neue Pipeline-Verbindung ist ein wichtiger Baustein unserer Investitionen in Marl und der Region und wird dazu beitragen, den Erfolg des Geschäftsbereichs Phenol für viele weitere Jahre zu sichern“, sagt Bennie Marotz, Geschäftsführer von Ineos Phenol in Gladbeck. Zum weiteren Fahrplan: Die Coronapandemie habe zu Mitarbeiterausfällen und Problemen in den Lieferketten geführt, „so dass wir leicht hinter dem Plan liegen. Wir arbeiten aber mit Hochdruck daran, um verlorene Zeit aufzuholen und sind zuversichtlich, dass die Inbetriebnahme der neuen Cumol-Produktionsanlage in Kürze erfolgen kann“.

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Das Großprojekt mit seinen nahen Versorgungswegen erhalte die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt und es sichert nicht nur rund 260 Arbeitsplätze in Gladbeck sowie 35 in Marl, sondern auch in Belgien, im Schwesterwerk in Antwerpen. Denn die Kapazität reicht dann aus, um auch dort die Cumol-Versorgung sicher zu stellen. Warum die Nahversorgung über die neue zwölf Kilometer lange Pipeline wichtig ist, wurde im Gladbecker Werk 2018 deutlich. Im Dürresommer blieben Rohstofflieferungen per Schiff aus, weil der Rhein Niedrigwasser hatte. Das Werk an der Gladbecker Dechenstraße musste zwangsläufig auf Mindestlast zurückgefahren werden.