Gladbeck. Der Ineos-Konzern investiert eine hohe Millionensumme in das Projekt. Das Phenolwerk Gladbeck profitiert von einer sichereren Cumol-Versorgung.

Ineos Phenol, der weltgrößte Phenolhersteller mit Stammwerk in Zweckel, wird in der Nachbarstadt Marl eine neue hochmoderne Anlage zur Herstellung von Cumol bauen, dem Ausgangsstoff zur Produktion von Phenol. „Die Investitionsentscheidung ist gefallen, die entsprechenden Anträge sind gestellt und das Baufeld wird gerade vorbereitet“, freut sich Benie Marotz, Geschäftsführer und Werkleiter von Ineos Phenol in Gladbeck.

Auf der 16.000 Quadratmeter großen Evonik-Fläche im Chemiepark Marl entsteht eine „Cumolanlage im Weltmaßstab“, so Marotz – hocheffizient, mit deutlich niedrigerem Energieeinsatz und größerer Produktausbeute als vergleichbare Anlagen. Sie wird eine Jahreskapazität von 750.000 Jahrestonnen Cumol haben. Ineos betreibt bereits seit längerem eine Cumolanlage in Marl, die eine Jahreskapazität von 300.000 Tonnen aufweist und für eine Übergangszeit parallel zur neuen Anlage in Betrieb bleibt. Die neue Anlage, die mit ihren Kolonnen die Skyline des Chemieparks prägen wird, werde nicht nur für die nächsten Jahre, sondern für die nächsten Jahrzehnte die Cumol-Versorgung des Gladbecker Phenolwerkes, aber auch des Schwesterwerkes im belgischen Antwerpen sicherstellen, so Marotz.

Die größte Investition von Ineos seit Übernahme der alten Phenolchemie

Benie Marotz, Geschäftsführer und Werkleiter der Ineos Phenol GmbH Gladbeck, freut sich über die Investitionsentscheidung für die neue Cumolproduktion in Marl.
Benie Marotz, Geschäftsführer und Werkleiter der Ineos Phenol GmbH Gladbeck, freut sich über die Investitionsentscheidung für die neue Cumolproduktion in Marl. © Funke Foto Services | Lutz von Staegmann

Ineos Phenol investiert einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag in das Projekt – das ist die größte Investition, die Ineos seit der Übernahme der einstigen Phenolchemie 2001 tätigte. Noch im Herbst diesen Jahres soll Baubeginn sein, der Produktionsstart ist für Ende 2021 vorgesehen. Ineos Phenol wertet die Investition als ein „starkes Signal“ für den Standort, sie trage zur Produktions- und damit zur Arbeitsplatzsicherheit sowohl in Gladbeck mit derzeit 260, als auch in Marl mit 35 Mitarbeitern bei. Für den Parallelbetrieb der beiden Anlagen in Marl werde derzeit ein Mitarbeiterkonzept erarbeitet. Marotz: „Wir bleiben wettbewerbsfähig und ein verlässlicher Lieferant.“

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Auch im Chemiepark Marl freut man sich über die Entscheidung von Ineos. „Die Anlage ist für den gesamten Chemieverbund im nördlichen Ruhrgebiet von größter Bedeutung“, sagt Jörg Harren, Evonik-Standortleiter im Chemiepark Marl. Das Cumol kommt aus Marl per Pipeline ins Gladbecker Werk, aber auch aus dem BP-Werk bezieht Ineos Phenol per Rohrleitung den Phenol-Ausgangsstoff.

2020 erhält das Gladbecker Ineos-Werk einen neuen Erdgasanschluss

Das Werk der Ineos Phenol in Gladbeck profitiert von dem geplanten Cumolwerk in Marl durch Liefersicherheit.
Das Werk der Ineos Phenol in Gladbeck profitiert von dem geplanten Cumolwerk in Marl durch Liefersicherheit. © Hans Blossey

Wie wichtig die sichere Versorgung mit Cumol ist, zeigte sich im Herbst vergangenen Jahres, als der Rohstoff in großen Mengen ausblieb, weil der Rhein in Folge des Dürresommers Niedrigwasser hatte und die Anlieferung per Schiff stockte. Das Werk an der Dechenstraße musste auf Mindestlast zurückgefahren werden, ein Umstand, den es zuvor so nicht gegeben hatte. Der Rhein sei nicht ausschlaggebend für die jetzige Investitionsentscheidung gewesen, das Niedrigwasser habe aber gezeigt, wie richtig sie war. Marotz: „Auch jetzt schauen wir täglich auf den Rheinpegelstand, aber noch ist die Situation nicht vergleichbar mit 2018.“

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Eine weitere Investition plant Ineos derzeit für das kommende Jahr direkt im Werk: Für gut vier Millionen Euro soll ein neuer Erdgasanschluss gebaut werden. Künftig soll mit Erdgas statt mit Öl der nötige Dampf für die Produktion hergestellt werden. „Das ist auch gut für die CO2-Bilanz“, so Marotz, der sich – bis auf das letzte Quartal mit dem „Rhein-Knick“– über eine „ganz gute Jahresbilanz 2018“ freute.