Gladbeck. Anne Schwanewilms und Konrad Suttmeyer boten ein erstklassiges Programm in der Gladbecker St. Lamberti-Kirche. Das Publikum dankte mit Ovationen.

Weihnachten und Silvester vorbei, eine komplette Arbeitswoche im neuen Jahr ebenfalls, der Alltag ist zurück. Doch Starsopranistin Anne Schwanewilms und Organist Konrad Suttmeyer schenkten den Besuchern der Propsteikirche St. Lamberti am Samstagabend noch einmal den Zauber der vergangenen besinnlichen Tage. Zudem in einer hochkarätigen, selten gehörten Form.

„Mit dem Jesuskind ins neue Jahr“ ist ein mystisches Programm aus romantischen Kunstliedern mit herausragender Orgelbegleitung und wunderbaren Bach-Chorälen für Orgel-Solo. Suttmeyers zarte Orgelklänge von „Puer natus in Bethlehem“ füllten zu Beginn das Kirchenschiff, streiften sanft über die Krippe neben dem Altar. „Choralbearbeitungen sind Text- und Sinnausdeutung“ hatte Kantorin Friederike Spangenberg zur Begrüßung gesagt, die strahlende Gewissheit von Segen und Zuversicht waren tatsächlich für jeden der rund 150 ZuhörerInnen fassbar.

Geheimnisvolle Seite der zweitausend Jahre alten Messias-Geschichte

„Vom Himmel hoch da komm ich her, ich bring euch gute, neue Mär“, es brauchte keine Gesang, um die christliche Botschaft zu verstehen, Suttmeyer erzählte das alles mit den 37 Registern, drei Manualen und dem Pedal der großen Klais-Orgel. Die Lieder hingegen, die Anne Schwanewilms ausgesucht hatte, fügten eine besondere mystische Komponente hinzu. Hugo Wolf, Gustav Mahler und Richard Strauss, drei Komponisten der Romantik, der Suche nach dem kompletten Erlebnis der Sinne. „Nun wandre Maria“ und weitere Werke aus Wolfs „Spanischem Liederbuch“ zeichneten die geheimnisvolle Seite der zweitausend Jahre alten Messias-Geschichte auf.

Schwanewilms Stimme schien von viel weiter weg herein zu schweben, als die Orgelbühne, auf der sie stand. Ihre brillanten Höhen waren eingehüllt von einer unerklärlichen Aura, die den Atem nimmt, die Tiefe war von magischer Substanz. Sie lies die Wipfel der Palmen tosen, die Winde von Bethlehem dramatisch brausen. Wenn Schwanewilms von „grimmiger Kälte“ singt, schauert es ins Mark. Alles scheint, als hätte Hugo Wolf diese Lieder für sie geschrieben, und die Begleitung von Orgel statt Klavier verstärkte diese sinnliche Wahrnehmung.

Stimme und Orgel in einem gleichberechtigten Dialog

„Um Mitternacht“ von Gustav Mahler, in einer Orgelbearbeitung von Hans Peter Eisenmann, zeigte Stimme und Orgel in einem gleichberechtigten Dialog. Suttmeyer führte Schwanewilms Sätze weiter, leitete in die nächste Strophe, eine Dichtung in plastischer, malerischer Form. Am Ende des Konzertes stand das schlichte „Gebet“ von Hugo Wolf, aus dem Schatz des „Mörike-Liederbuchs“. „Herr, schicke was Du willst“, eine demütige Verbeugung der beiden Künstler auch vor ihrem eigenen, grandiosen Tun.

Anschließend an die stehenden Ovationen Richtung Orgelempore gab es dieses Lied nochmals als Zugabe, und jetzt konnte das Publikum Anne Schwanewilms in die Augen schauen. „Doch in der Mitte liegt holdes Bescheiden“ war nicht nur der Text, sondern stand auch in eben diesen. Einstimmiges Verneigen vor einer großen Stimme und einem großartigen Programm.