Gladbeck. Die Abwasserfreiheit der Emscher und ihren Nebenläufen ist erreicht. Das Generationenprojekt ist nach 30 Jahren auch in Gladbeck abgeschlossen.

Durch die Emscher und ihre Nebenläufe fließt auch in Gladbeck kein stinkendes Abwasser mehr. Zum Jahreswechsel ist der komplette Umbau des Emschersystems erreicht und das Generationenprojekt nach 30 Jahren abgeschlossen worden.

Auch für die Menschen in Gladbeck ist das ein historischer Moment. Besonders für direkte Anwohner der einst müffelnder Köttelbecken, die vom Abwasser befreit wurden, das nun unterirdisch durch Rohrsysteme läuft. Die Emschergenossenschaft liefert nun Zahlen rund um das Generationenprojekt für die Stadt Gladbeck. Zum Emscher-System gehören in Gladbeck einige Nebenläufe: unter anderem die Boye, der Haarbach, der Hahnenbach, der Nattbach und der Wittringer Mühlenbach.

Ein völlig neues unterirdisches Kanalsystem in Gladbeck angelegt

Für die Abwasserfreiheit wurde in Gladbeck ein völlig neues unterirdisches Kanalsystem angelegt, das 17 Kilometer lang ist. 113 Millionen Euro hat die Emschergenossenschaft allein in den Kanalbau investiert. Zusätzlich zum Kanalsystem wurden bereits auch Wasserläufe auf einer Länge von insgesamt 13 Kilometern umgestaltet. Dafür investierte die Emschergenossenschaft 30 Millionen Euro. Insgesamt flossen in Gladbeck rund 148 Millionen Euro in die Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität durch den Emscher-Umbau.

Gewundener Fluss statt schnurgerade Köttelbecke: Das neue Bett der Boye wurde auf Gladbecker Gebiet naturnah umgestaltet.
Gewundener Fluss statt schnurgerade Köttelbecke: Das neue Bett der Boye wurde auf Gladbecker Gebiet naturnah umgestaltet. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Pünktlich zum Jahresende 2021 erreichte die Emschergenossenschaft die Abwasserfreiheit in der gesamten Emscher. Zum ersten Mal seit rund 170 Jahren fließt durch die Emscher kein Schmutzwasser mehr, sauber ist der Fluss aber noch lange nicht. Noch sitzt im Flussbett der Schmodder von 170 Jahren Industriekloake. Experten schätzen, dass das Auswaschen noch bis zum Herbst vielleicht sogar ein Jahr dauern wird. Auch für die vielen Nebenläufe wurde das ambitionierte Ziel erreicht: Auch in ihnen fließt seit dem 31. Dezember 2021 kein Abwasser mehr. Über unterirdische Sammler wird die Schmutzfracht aus der Region nun direkt in den Abwasserkanal Emscher (AKE) eingeleitet.

Die nun sauberen Gewässer werden naturnah umgestaltet

Die Abwasserfreiheit ist ein wichtiger Schritt in Richtung ökologischer Umgestaltung. Dazu werden die sauberen Gewässer von der Emschergenossenschaft naturnah modellieret: Die Betonsohlschalen werden entfernt, die Böschungen flacher und vielseitiger gestaltet. Dort, wo der Platz es zulässt, erhalten die einst technisch begradigten Flüsse wieder einen kurvenreicheren Verlauf.

Dies ist in Gladbeck zum Beispiel zuletzt im Bereich der Boye geschehen, die am Pelkumer Feld über einen Kilometer von Bottrop auf Gladbecker Gebiet verlegt und naturnah umgestaltet wurde. Durch die ökologische Verbesserung der Gewässers und Renaturierung soll auch die Neu- oder Wiederansiedlung von Tier- und Pflanzenarten in den kommenden Monaten und Jahren gelingen.